Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.Die Tulpen. Sieh der grossen Purpur Blätter, Sind gedoppelt, höher, netter, Als der andern Art gemacht: Um der Stengel lange Pracht, Findet man des Grases Spitzen, Als Trabanten aufwerts stehn: Hie kan man die Grossen sehn, Die auf hohen Thronen sitzen. Andre blühn in gelben Kleide, Jhre Blätter sind wie Seide. Dem das Gold die Farbe schenkt: Wer hiebey auf Menschen denkt; Der erkennt das Bild der Reichen, Die auf dieser eitlen Welt Mit dem gelben Nichts, dem Geld, Jhre Sterblichkeit bestreichen. Die im bunten Blättern stehen, Und wie Milch und Blut aussehen, Stellen uns mit ihrer Zier Derer Schönen Bildung für: Wen die Tulipan so spielet, Reitzt sie unser Augen Licht: Gleichfals macht das Angesicht, Daß die Welt nach Schönheit zielet. Viele sind auch untermenget, Roth, gelb, weis, grün durchgesprenget, Wie der Blumen bunte Art, Von Natur die Farben paart: So ist auf der Welt das Leben, Nebst der Schätze güldnen Wust, Auch B 3
Die Tulpen. Sieh der groſſen Purpur Blaͤtter, Sind gedoppelt, hoͤher, netter, Als der andern Art gemacht: Um der Stengel lange Pracht, Findet man des Graſes Spitzen, Als Trabanten aufwerts ſtehn: Hie kan man die Groſſen ſehn, Die auf hohen Thronen ſitzen. Andre bluͤhn in gelben Kleide, Jhre Blaͤtter ſind wie Seide. Dem das Gold die Farbe ſchenkt: Wer hiebey auf Menſchen denkt; Der erkennt das Bild der Reichen, Die auf dieſer eitlen Welt Mit dem gelben Nichts, dem Geld, Jhre Sterblichkeit beſtreichen. Die im bunten Blaͤttern ſtehen, Und wie Milch und Blut ausſehen, Stellen uns mit ihrer Zier Derer Schoͤnen Bildung fuͤr: Wen die Tulipan ſo ſpielet, Reitzt ſie unſer Augen Licht: Gleichfals macht das Angeſicht, Daß die Welt nach Schoͤnheit zielet. Viele ſind auch untermenget, Roth, gelb, weis, gruͤn durchgeſprenget, Wie der Blumen bunte Art, Von Natur die Farben paart: So iſt auf der Welt das Leben, Nebſt der Schaͤtze guͤldnen Wuſt, Auch B 3
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Die Tulpen.
Sieh der groſſen Purpur Blaͤtter,
Sind gedoppelt, hoͤher, netter,
Als der andern Art gemacht:
Um der Stengel lange Pracht,
Findet man des Graſes Spitzen,
Als Trabanten aufwerts ſtehn:
Hie kan man die Groſſen ſehn,
Die auf hohen Thronen ſitzen.
Andre bluͤhn in gelben Kleide,
Jhre Blaͤtter ſind wie Seide.
Dem das Gold die Farbe ſchenkt:
Wer hiebey auf Menſchen denkt;
Der erkennt das Bild der Reichen,
Die auf dieſer eitlen Welt
Mit dem gelben Nichts, dem Geld,
Jhre Sterblichkeit beſtreichen.
Die im bunten Blaͤttern ſtehen,
Und wie Milch und Blut ausſehen,
Stellen uns mit ihrer Zier
Derer Schoͤnen Bildung fuͤr:
Wen die Tulipan ſo ſpielet,
Reitzt ſie unſer Augen Licht:
Gleichfals macht das Angeſicht,
Daß die Welt nach Schoͤnheit zielet.
Viele ſind auch untermenget,
Roth, gelb, weis, gruͤn durchgeſprenget,
Wie der Blumen bunte Art,
Von Natur die Farben paart:
So iſt auf der Welt das Leben,
Nebſt der Schaͤtze guͤldnen Wuſt,
Auch
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