Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.der Thiere für ihre Jungen. Wie freudig singen sie, wenn sie den Feind entgehn,Und ihre Kinderchen, im Neste wieder sehn, Die bei der Ankunft schrein, und sich bald wieder stillen, Wenn ihre Eltern nur, die giergen Kehlen füllen. Die Sorgfalt hört nicht auf, sie tragen immer zu, Bis ihre Jungen gros, bis sie aus ihrer Ruh, Jns freie Feld entfliehn das warme Nest verachten, Und selbst mit eigner Müh, sich zu ernähren trachten. Jhr Menschen! die ihr dies im Reich der Thiere seht, Und dabei Andachts-voll, der Vorsicht Ruhm er- höht, Bedenkt die Vater-Güt, die so die Vogel nähret, Und ihnen Wunderbahr, die Speiß, den Trank be- scheret: Da seine Vorsehung, das an den Thieren thut. Warum zernagt ihr euch, durch euren Zweiffel-Muth, Der eure Nächte stöhrt, mit Angst und Nahrungs- Sorgen Wovon ihr leben wolt, bei einen künfgen Morgen? Wie thöricht ist der Mensch, der sich mit Grillen plagt, Wenn ein beschwertes Hertz, nach Lebens Mitteln fragt Und keine Vorsicht glaubt! Seht nur in Feld und Auen, Da könt ihr allemahl, der Vorsicht Wunder schauen. Der Vögel Lustgesang, schallt euch in euer Ohr, Mir deucht sie singen stets: Der Mensch, der ist ein Thor, Der sich, wenn ihm etwan die künftge Nah- rung fehlet, Jn Sorgen selbst zerfrist, mit Angst und Kummer quälet, Das
der Thiere fuͤr ihre Jungen. Wie freudig ſingen ſie, wenn ſie den Feind entgehn,Und ihre Kinderchen, im Neſte wieder ſehn, Die bei der Ankunft ſchrein, und ſich bald wieder ſtillen, Wenn ihre Eltern nur, die giergen Kehlen fuͤllen. Die Sorgfalt hoͤrt nicht auf, ſie tragen immer zu, Bis ihre Jungen gros, bis ſie aus ihrer Ruh, Jns freie Feld entfliehn das warme Neſt verachten, Und ſelbſt mit eigner Muͤh, ſich zu ernaͤhren trachten. Jhr Menſchen! die ihr dies im Reich der Thiere ſeht, Und dabei Andachts-voll, der Vorſicht Ruhm er- hoͤht, Bedenkt die Vater-Guͤt, die ſo die Vogel naͤhret, Und ihnen Wunderbahr, die Speiß, den Trank be- ſcheret: Da ſeine Vorſehung, das an den Thieren thut. Warum zernagt ihr euch, durch euren Zweiffel-Muth, Der eure Naͤchte ſtoͤhrt, mit Angſt und Nahrungs- Sorgen Wovon ihr leben wolt, bei einen kuͤnfgen Morgen? Wie thoͤricht iſt der Menſch, der ſich mit Grillen plagt, Wenn ein beſchwertes Hertz, nach Lebens Mitteln fragt Und keine Vorſicht glaubt! Seht nur in Feld und Auen, Da koͤnt ihr allemahl, der Vorſicht Wunder ſchauen. Der Voͤgel Luſtgeſang, ſchallt euch in euer Ohr, Mir deucht ſie ſingen ſtets: Der Menſch, der iſt ein Thor, Der ſich, wenn ihm etwan die kuͤnftge Nah- rung fehlet, Jn Sorgen ſelbſt zerfriſt, mit Angſt und Kummer quaͤlet, Das
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der Thiere fuͤr ihre Jungen.
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Die bei der Ankunft ſchrein, und ſich bald wieder
ſtillen,
Wenn ihre Eltern nur, die giergen Kehlen fuͤllen.
Die Sorgfalt hoͤrt nicht auf, ſie tragen immer zu,
Bis ihre Jungen gros, bis ſie aus ihrer Ruh,
Jns freie Feld entfliehn das warme Neſt verachten,
Und ſelbſt mit eigner Muͤh, ſich zu ernaͤhren trachten.
Jhr Menſchen! die ihr dies im Reich der Thiere ſeht,
Und dabei Andachts-voll, der Vorſicht Ruhm er-
hoͤht,
Bedenkt die Vater-Guͤt, die ſo die Vogel naͤhret,
Und ihnen Wunderbahr, die Speiß, den Trank be-
ſcheret:
Da ſeine Vorſehung, das an den Thieren thut.
Warum zernagt ihr euch, durch euren Zweiffel-Muth,
Der eure Naͤchte ſtoͤhrt, mit Angſt und Nahrungs-
Sorgen
Wovon ihr leben wolt, bei einen kuͤnfgen Morgen?
Wie thoͤricht iſt der Menſch, der ſich mit Grillen
plagt,
Wenn ein beſchwertes Hertz, nach Lebens Mitteln
fragt
Und keine Vorſicht glaubt! Seht nur in Feld und
Auen,
Da koͤnt ihr allemahl, der Vorſicht Wunder ſchauen.
Der Voͤgel Luſtgeſang, ſchallt euch in euer Ohr,
Mir deucht ſie ſingen ſtets: Der Menſch, der iſt
ein Thor,
Der ſich, wenn ihm etwan die kuͤnftge Nah-
rung fehlet,
Jn Sorgen ſelbſt zerfriſt, mit Angſt und
Kummer quaͤlet,
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