Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.Die Allwissenheit GOttes. Was geschicht, ist deinen Blikken, Auf das kläreste bekannt; Könten wir den Ort verrükken, Wo wir sind, bis an dem Rand Wo die Erd in Wasser schwimmet; So wird doch kein Punct bestimmet, Da du, was daselbst geschehn, Und geschicht, nicht jezt gesehn. Was im Herzen tief verborgen, Die Gedanken, die es zeugt; Und was vor ein träumend Sorgen, Mit der Nächte Schatten fleugt; Was am Tage unsre Sinnen, Rührt und reitzt; was wir beginnen, Ja! was wir bemerken nicht; Siehet doch dein Augenlicht. Obgleich so viel Millionen Menschen, die da Othem ziehn, Auf dem Erden Kreise wohnen, Und sich so, bald so bemühn, Jhres Herzens reges Dichten, Jhren Vorsaz auszurichten: So kann deinem Augenschein, GOtt! doch nichts verborgen sein. Du siehst aller Völker Herzen, Ja! was jeder Mensche thut, Du weist ihre Lust, ihr Scherzen Und wie sich derselben Blut, Bald in Lieb und Haß beweget, Wie vor Furcht das Herze schläget; Wie R 2
Die Allwiſſenheit GOttes. Was geſchicht, iſt deinen Blikken, Auf das klaͤreſte bekannt; Koͤnten wir den Ort verruͤkken, Wo wir ſind, bis an dem Rand Wo die Erd in Waſſer ſchwimmet; So wird doch kein Punct beſtimmet, Da du, was daſelbſt geſchehn, Und geſchicht, nicht jezt geſehn. Was im Herzen tief verborgen, Die Gedanken, die es zeugt; Und was vor ein traͤumend Sorgen, Mit der Naͤchte Schatten fleugt; Was am Tage unſre Sinnen, Ruͤhrt und reitzt; was wir beginnen, Ja! was wir bemerken nicht; Siehet doch dein Augenlicht. Obgleich ſo viel Millionen Menſchen, die da Othem ziehn, Auf dem Erden Kreiſe wohnen, Und ſich ſo, bald ſo bemuͤhn, Jhres Herzens reges Dichten, Jhren Vorſaz auszurichten: So kann deinem Augenſchein, GOtt! doch nichts verborgen ſein. Du ſiehſt aller Voͤlker Herzen, Ja! was jeder Menſche thut, Du weiſt ihre Luſt, ihr Scherzen Und wie ſich derſelben Blut, Bald in Lieb und Haß beweget, Wie vor Furcht das Herze ſchlaͤget; Wie R 2
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Die Allwiſſenheit GOttes.
Was geſchicht, iſt deinen Blikken,
Auf das klaͤreſte bekannt;
Koͤnten wir den Ort verruͤkken,
Wo wir ſind, bis an dem Rand
Wo die Erd in Waſſer ſchwimmet;
So wird doch kein Punct beſtimmet,
Da du, was daſelbſt geſchehn,
Und geſchicht, nicht jezt geſehn.
Was im Herzen tief verborgen,
Die Gedanken, die es zeugt;
Und was vor ein traͤumend Sorgen,
Mit der Naͤchte Schatten fleugt;
Was am Tage unſre Sinnen,
Ruͤhrt und reitzt; was wir beginnen,
Ja! was wir bemerken nicht;
Siehet doch dein Augenlicht.
Obgleich ſo viel Millionen
Menſchen, die da Othem ziehn,
Auf dem Erden Kreiſe wohnen,
Und ſich ſo, bald ſo bemuͤhn,
Jhres Herzens reges Dichten,
Jhren Vorſaz auszurichten:
So kann deinem Augenſchein,
GOtt! doch nichts verborgen ſein.
Du ſiehſt aller Voͤlker Herzen,
Ja! was jeder Menſche thut,
Du weiſt ihre Luſt, ihr Scherzen
Und wie ſich derſelben Blut,
Bald in Lieb und Haß beweget,
Wie vor Furcht das Herze ſchlaͤget;
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