Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.Woher es komme, daß so wenige die herrlichen Die sind so wie die Einfalt denket,Wie sie die Zeit des Jahres schenket Und dabei ist man schon vergnügt; Wer aber nach der Warheit ringet, Und in der Dinge Wesen dringet, Den Wahn des Pöbels nur besiegt, Dem werden an den Himmels Spheren, So viele tausend Wunder lehren, Was GOttes weise Allmacht kan; Der wird erstaunt ob diesen Kreisen, Daran er in georndten Gleisen, Sieht grosse Himmels Körper an. Wer so mit Andacht überleget, Was unser Ball der Erde träget Und ihre Wunder Dinge zählt, Der wird mit Ehrfurchts vollen Grauen, Jm Kleinen grosse Dinge schauen, Die der zu seinem Ruhm erwählt, Der alles, was wir sehn und hören Die ewge GOttheit zu verehren, Uns sichtbar vor die Augen stellt: Der wird mit Lust das alles sehen, Und überzeugend eingestehen, Daß alles herrlich in der Welt, Daß alle Dinge zu erwegen, Die GOttes Macht vor Augen legen. Nun lieber Mensch! erwege das, Was unser Schöpfer uns gewiesen, Denn seine Hoheit wird gepriesen, Jm kleinsten Kraut, im feinsten Graß: Du lebst im Jnbegrif der Erden, Da so viel Millionen Heerden, Von Zeugen aufgestellet sind, Die GOttes Majestät erhöhen, Wer
Woher es komme, daß ſo wenige die herrlichen Die ſind ſo wie die Einfalt denket,Wie ſie die Zeit des Jahres ſchenket Und dabei iſt man ſchon vergnuͤgt; Wer aber nach der Warheit ringet, Und in der Dinge Weſen dringet, Den Wahn des Poͤbels nur beſiegt, Dem werden an den Himmels Spheren, So viele tauſend Wunder lehren, Was GOttes weiſe Allmacht kan; Der wird erſtaunt ob dieſen Kreiſen, Daran er in georndten Gleiſen, Sieht groſſe Himmels Koͤrper an. Wer ſo mit Andacht uͤberleget, Was unſer Ball der Erde traͤget Und ihre Wunder Dinge zaͤhlt, Der wird mit Ehrfurchts vollen Grauen, Jm Kleinen groſſe Dinge ſchauen, Die der zu ſeinem Ruhm erwaͤhlt, Der alles, was wir ſehn und hoͤren Die ewge GOttheit zu verehren, Uns ſichtbar vor die Augen ſtellt: Der wird mit Luſt das alles ſehen, Und uͤberzeugend eingeſtehen, Daß alles herrlich in der Welt, Daß alle Dinge zu erwegen, Die GOttes Macht vor Augen legen. Nun lieber Menſch! erwege das, Was unſer Schoͤpfer uns gewieſen, Denn ſeine Hoheit wird geprieſen, Jm kleinſten Kraut, im feinſten Graß: Du lebſt im Jnbegrif der Erden, Da ſo viel Millionen Heerden, Von Zeugen aufgeſtellet ſind, Die GOttes Majeſtaͤt erhoͤhen, Wer
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0272" n="256"/> <fw place="top" type="header">Woher es komme, daß ſo wenige die herrlichen</fw><lb/> <l>Die ſind ſo wie die Einfalt denket,</l><lb/> <l>Wie ſie die Zeit des Jahres ſchenket</l><lb/> <l>Und dabei iſt man ſchon vergnuͤgt;</l><lb/> <l>Wer aber nach der Warheit ringet,</l><lb/> <l>Und in der Dinge Weſen dringet,</l><lb/> <l>Den Wahn des Poͤbels nur beſiegt,</l><lb/> <l>Dem werden an den Himmels Spheren,</l><lb/> <l>So viele tauſend Wunder lehren,</l><lb/> <l>Was <hi rendition="#fr">GOttes</hi> weiſe Allmacht kan;</l><lb/> <l>Der wird erſtaunt ob dieſen Kreiſen,</l><lb/> <l>Daran er in georndten Gleiſen,</l><lb/> <l>Sieht groſſe Himmels Koͤrper an.</l><lb/> <l>Wer ſo mit Andacht uͤberleget,</l><lb/> <l>Was unſer Ball der Erde traͤget</l><lb/> <l>Und ihre Wunder Dinge zaͤhlt,</l><lb/> <l>Der wird mit Ehrfurchts vollen Grauen,</l><lb/> <l>Jm Kleinen groſſe Dinge ſchauen,</l><lb/> <l>Die der zu ſeinem Ruhm erwaͤhlt,</l><lb/> <l>Der alles, was wir ſehn und hoͤren</l><lb/> <l>Die ewge GOttheit zu verehren,</l><lb/> <l>Uns ſichtbar vor die Augen ſtellt:</l><lb/> <l>Der wird mit Luſt das alles ſehen,</l><lb/> <l>Und uͤberzeugend eingeſtehen,</l><lb/> <l>Daß alles herrlich in der Welt,</l><lb/> <l>Daß alle Dinge zu erwegen,</l><lb/> <l>Die <hi rendition="#fr">GOttes</hi> Macht vor Augen legen.</l><lb/> <l>Nun lieber Menſch! erwege das,</l><lb/> <l>Was unſer Schoͤpfer uns gewieſen,</l><lb/> <l>Denn ſeine Hoheit wird geprieſen,</l><lb/> <l>Jm kleinſten Kraut, im feinſten Graß:</l><lb/> <l>Du lebſt im Jnbegrif der Erden,</l><lb/> <l>Da ſo viel Millionen Heerden,</l><lb/> <l>Von Zeugen aufgeſtellet ſind,</l><lb/> <l>Die <hi rendition="#fr">GOttes</hi> Majeſtaͤt erhoͤhen,</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Wer</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [256/0272]
Woher es komme, daß ſo wenige die herrlichen
Die ſind ſo wie die Einfalt denket,
Wie ſie die Zeit des Jahres ſchenket
Und dabei iſt man ſchon vergnuͤgt;
Wer aber nach der Warheit ringet,
Und in der Dinge Weſen dringet,
Den Wahn des Poͤbels nur beſiegt,
Dem werden an den Himmels Spheren,
So viele tauſend Wunder lehren,
Was GOttes weiſe Allmacht kan;
Der wird erſtaunt ob dieſen Kreiſen,
Daran er in georndten Gleiſen,
Sieht groſſe Himmels Koͤrper an.
Wer ſo mit Andacht uͤberleget,
Was unſer Ball der Erde traͤget
Und ihre Wunder Dinge zaͤhlt,
Der wird mit Ehrfurchts vollen Grauen,
Jm Kleinen groſſe Dinge ſchauen,
Die der zu ſeinem Ruhm erwaͤhlt,
Der alles, was wir ſehn und hoͤren
Die ewge GOttheit zu verehren,
Uns ſichtbar vor die Augen ſtellt:
Der wird mit Luſt das alles ſehen,
Und uͤberzeugend eingeſtehen,
Daß alles herrlich in der Welt,
Daß alle Dinge zu erwegen,
Die GOttes Macht vor Augen legen.
Nun lieber Menſch! erwege das,
Was unſer Schoͤpfer uns gewieſen,
Denn ſeine Hoheit wird geprieſen,
Jm kleinſten Kraut, im feinſten Graß:
Du lebſt im Jnbegrif der Erden,
Da ſo viel Millionen Heerden,
Von Zeugen aufgeſtellet ſind,
Die GOttes Majeſtaͤt erhoͤhen,
Wer
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/272 |
Zitationshilfe: | Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/272>, abgerufen am 21.07.2024. |