Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
ein Spiegel göttlicher Gerechtigkeit.
Da der Frommen dünne Zahl, und die sich bekeh-
ren wolten,
Bei dem strengen Zebaoth, ofne Arme finden sol-
ten.
Diese Zeit ward auch verschlossen: es war keine
Beßrung da
Und als noch des Höchsten Auge, schnöde Greul der
Bosheit sah.
Ließ er die zum Kasten gehn, die sein Allmachts
volles Walten,
Da sie von der Bosheit frei, wolte vor der Straf
erhalten.
Auf sein Winken kam das Wasser, das im tieffen
Erden Schooß
Und aus dem zerborstnen Schlünden, über alle Ufer
floß;
Es sprang sprudelnd in die Höh, aus dem hohl und
tieffen Quellen
Und must auf sein Macht Geheis, über Damm und
Riegel schwellen.
Dazu kam der Kreis der Lüfte, welcher sich zusam-
men zog;
So daß eine schwarze Wolke, nach der andern da-
her flog
Bis ein schneller Wolken Bruch seine aufgehaltnen
Flüsse,
Wie mit einen strengen Strom, ungeheurer Was-
ser Güsse
Jn den vierzig Schrekkens Tagen, unaufhörlich
regnen hieß,
Welch ein Anblik! da der Himmel seine Fenster öf-
nen ließ.
Um den Schaum der bösen Welt, von der Erde
weg zu schwemmen,
Der
ein Spiegel goͤttlicher Gerechtigkeit.
Da der Frommen duͤnne Zahl, und die ſich bekeh-
ren wolten,
Bei dem ſtrengen Zebaoth, ofne Arme finden ſol-
ten.
Dieſe Zeit ward auch verſchloſſen: es war keine
Beßrung da
Und als noch des Hoͤchſten Auge, ſchnoͤde Greul der
Bosheit ſah.
Ließ er die zum Kaſten gehn, die ſein Allmachts
volles Walten,
Da ſie von der Bosheit frei, wolte vor der Straf
erhalten.
Auf ſein Winken kam das Waſſer, das im tieffen
Erden Schooß
Und aus dem zerborſtnen Schluͤnden, uͤber alle Ufer
floß;
Es ſprang ſprudelnd in die Hoͤh, aus dem hohl und
tieffen Quellen
Und muſt auf ſein Macht Geheis, uͤber Damm und
Riegel ſchwellen.
Dazu kam der Kreis der Luͤfte, welcher ſich zuſam-
men zog;
So daß eine ſchwarze Wolke, nach der andern da-
her flog
Bis ein ſchneller Wolken Bruch ſeine aufgehaltnen
Fluͤſſe,
Wie mit einen ſtrengen Strom, ungeheurer Waſ-
ſer Guͤſſe
Jn den vierzig Schrekkens Tagen, unaufhoͤrlich
regnen hieß,
Welch ein Anblik! da der Himmel ſeine Fenſter oͤf-
nen ließ.
Um den Schaum der boͤſen Welt, von der Erde
weg zu ſchwemmen,
Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0255" n="239"/>
          <fw place="top" type="header">ein Spiegel go&#x0364;ttlicher Gerechtigkeit.</fw><lb/>
          <l>Da der Frommen du&#x0364;nne Zahl, und die &#x017F;ich bekeh-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">ren wolten,</hi> </l><lb/>
          <l>Bei dem &#x017F;trengen Zebaoth, ofne Arme finden &#x017F;ol-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">ten.</hi> </l><lb/>
          <l>Die&#x017F;e Zeit ward auch ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en: es war keine</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Beßrung da</hi> </l><lb/>
          <l>Und als noch des Ho&#x0364;ch&#x017F;ten Auge, &#x017F;chno&#x0364;de Greul der</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Bosheit &#x017F;ah.</hi> </l><lb/>
          <l>Ließ er die zum Ka&#x017F;ten gehn, die &#x017F;ein Allmachts</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">volles Walten,</hi> </l><lb/>
          <l>Da &#x017F;ie von der Bosheit frei, wolte vor der Straf</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">erhalten.</hi> </l><lb/>
          <l>Auf &#x017F;ein Winken kam das Wa&#x017F;&#x017F;er, das im tieffen</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Erden Schooß</hi> </l><lb/>
          <l>Und aus dem zerbor&#x017F;tnen Schlu&#x0364;nden, u&#x0364;ber alle Ufer</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">floß;</hi> </l><lb/>
          <l>Es &#x017F;prang &#x017F;prudelnd in die Ho&#x0364;h, aus dem hohl und</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">tieffen Quellen</hi> </l><lb/>
          <l>Und mu&#x017F;t auf &#x017F;ein Macht Geheis, u&#x0364;ber Damm und</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Riegel &#x017F;chwellen.</hi> </l><lb/>
          <l>Dazu kam der Kreis der Lu&#x0364;fte, welcher &#x017F;ich zu&#x017F;am-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">men zog;</hi> </l><lb/>
          <l>So daß eine &#x017F;chwarze Wolke, nach der andern da-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">her flog</hi> </l><lb/>
          <l>Bis ein &#x017F;chneller Wolken Bruch &#x017F;eine aufgehaltnen</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e,</hi> </l><lb/>
          <l>Wie mit einen &#x017F;trengen Strom, ungeheurer Wa&#x017F;-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">&#x017F;er Gu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e</hi> </l><lb/>
          <l>Jn den vierzig Schrekkens Tagen, unaufho&#x0364;rlich</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">regnen hieß,</hi> </l><lb/>
          <l>Welch ein Anblik! da der Himmel &#x017F;eine Fen&#x017F;ter o&#x0364;f-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">nen ließ.</hi> </l><lb/>
          <l>Um den Schaum der bo&#x0364;&#x017F;en Welt, von der Erde</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">weg zu &#x017F;chwemmen,</hi> </l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[239/0255] ein Spiegel goͤttlicher Gerechtigkeit. Da der Frommen duͤnne Zahl, und die ſich bekeh- ren wolten, Bei dem ſtrengen Zebaoth, ofne Arme finden ſol- ten. Dieſe Zeit ward auch verſchloſſen: es war keine Beßrung da Und als noch des Hoͤchſten Auge, ſchnoͤde Greul der Bosheit ſah. Ließ er die zum Kaſten gehn, die ſein Allmachts volles Walten, Da ſie von der Bosheit frei, wolte vor der Straf erhalten. Auf ſein Winken kam das Waſſer, das im tieffen Erden Schooß Und aus dem zerborſtnen Schluͤnden, uͤber alle Ufer floß; Es ſprang ſprudelnd in die Hoͤh, aus dem hohl und tieffen Quellen Und muſt auf ſein Macht Geheis, uͤber Damm und Riegel ſchwellen. Dazu kam der Kreis der Luͤfte, welcher ſich zuſam- men zog; So daß eine ſchwarze Wolke, nach der andern da- her flog Bis ein ſchneller Wolken Bruch ſeine aufgehaltnen Fluͤſſe, Wie mit einen ſtrengen Strom, ungeheurer Waſ- ſer Guͤſſe Jn den vierzig Schrekkens Tagen, unaufhoͤrlich regnen hieß, Welch ein Anblik! da der Himmel ſeine Fenſter oͤf- nen ließ. Um den Schaum der boͤſen Welt, von der Erde weg zu ſchwemmen, Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/255
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/255>, abgerufen am 24.11.2024.