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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.

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Das Lob der Gottheit angestimmet
Und was auf dieser glatten Bahn,
Jn dem beschäumten Reich der Wellen,
Für mannigfaltge Wunder schwellen:
So sieht man dich im Spiegel an.

Ein einzig Tröpfgen dieser Nässe,
Das wie ein klares Silber blinkt,
Das lehret uns schon deine Grösse
Wenns rollend in die Tieffe sinkt:
Nun häuffe man der Tropfen Zahlen,
Draus deine Eigenschafften strahlen,
Was vor ein Spiegel würd entstehn?
Wenn man die Meere, Seen, Flüsse,
Und alle breite Wassergüsse,
Würd in vereinter Lage sehn?
Dein Bild ist doch unendlich grösser,
Und deine hohe Herrlichkeit,
Als selbst der Spiegel der Gewässer,
Der unermeßlich tief und breit.
Wenn man mit schwindelnd bangen Grauen,
Will in der Meere Abgrund schauen;
So starrt der tief verschlungne Sinn:
Und will der Mensch sich selbst vergessen,
Der Gottheit dunkle Tieffen messen,
So fällt er gar in Ohnmacht hin.
O! bleibet nur am äusren Rande,
Wagt euch in diese Tieffen nicht:
Die eine droht euch mit dem Strande;
Die andre blendet eur Gesicht
Bewundrer! braucht nur eure Sinnen,
Seht Millionen Ströme rinnen,
Und

Das Lob der Gottheit angeſtimmet
Und was auf dieſer glatten Bahn,
Jn dem beſchaͤumten Reich der Wellen,
Fuͤr mannigfaltge Wunder ſchwellen:
So ſieht man dich im Spiegel an.

Ein einzig Troͤpfgen dieſer Naͤſſe,
Das wie ein klares Silber blinkt,
Das lehret uns ſchon deine Groͤſſe
Wenns rollend in die Tieffe ſinkt:
Nun haͤuffe man der Tropfen Zahlen,
Draus deine Eigenſchafften ſtrahlen,
Was vor ein Spiegel wuͤrd entſtehn?
Wenn man die Meere, Seen, Fluͤſſe,
Und alle breite Waſſerguͤſſe,
Wuͤrd in vereinter Lage ſehn?
Dein Bild iſt doch unendlich groͤſſer,
Und deine hohe Herrlichkeit,
Als ſelbſt der Spiegel der Gewaͤſſer,
Der unermeßlich tief und breit.
Wenn man mit ſchwindelnd bangen Grauen,
Will in der Meere Abgrund ſchauen;
So ſtarrt der tief verſchlungne Sinn:
Und will der Menſch ſich ſelbſt vergeſſen,
Der Gottheit dunkle Tieffen meſſen,
So faͤllt er gar in Ohnmacht hin.
O! bleibet nur am aͤuſren Rande,
Wagt euch in dieſe Tieffen nicht:
Die eine droht euch mit dem Strande;
Die andre blendet eur Geſicht
Bewundrer! braucht nur eure Sinnen,
Seht Millionen Stroͤme rinnen,
Und
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[216/0232] Das Lob der Gottheit angeſtimmet Und was auf dieſer glatten Bahn, Jn dem beſchaͤumten Reich der Wellen, Fuͤr mannigfaltge Wunder ſchwellen: So ſieht man dich im Spiegel an. Ein einzig Troͤpfgen dieſer Naͤſſe, Das wie ein klares Silber blinkt, Das lehret uns ſchon deine Groͤſſe Wenns rollend in die Tieffe ſinkt: Nun haͤuffe man der Tropfen Zahlen, Draus deine Eigenſchafften ſtrahlen, Was vor ein Spiegel wuͤrd entſtehn? Wenn man die Meere, Seen, Fluͤſſe, Und alle breite Waſſerguͤſſe, Wuͤrd in vereinter Lage ſehn? Dein Bild iſt doch unendlich groͤſſer, Und deine hohe Herrlichkeit, Als ſelbſt der Spiegel der Gewaͤſſer, Der unermeßlich tief und breit. Wenn man mit ſchwindelnd bangen Grauen, Will in der Meere Abgrund ſchauen; So ſtarrt der tief verſchlungne Sinn: Und will der Menſch ſich ſelbſt vergeſſen, Der Gottheit dunkle Tieffen meſſen, So faͤllt er gar in Ohnmacht hin. O! bleibet nur am aͤuſren Rande, Wagt euch in dieſe Tieffen nicht: Die eine droht euch mit dem Strande; Die andre blendet eur Geſicht Bewundrer! braucht nur eure Sinnen, Seht Millionen Stroͤme rinnen, Und

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/232>, abgerufen am 05.05.2024.