Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.ein Bild niederträchtiger Schönheit. Wie viele Schönheit im Gesichte Welch Majestät im Augenlichte Welch Glantz die Wangen überstrahlt, Sieht ein Bewundrer mit Vergnügen Aus den belebten Bildungs Zügen, Und glaubt daß sich selbst abgemahlt Die Gottheit, die da angefangen, Jn menschlicher Natur zu prangen. Jedoch man sehe diese Bilder, Die aller Treflichkeiten Schilder Noch näher nach der Handlung an; So sieht man sie mit Misvergnügen, Jn tiefsten Koth der Laster liegen, Der ihren Schmuk beschmizzen kann; So daß sich die erworbnen Flekken Sehr schwer bei ihrer Zier verstekken. Jhr Menschen! die ihr in der Jugend, Mit Schönheit pranget ohne Tugend Ach! prahlet doch nicht gar zu sehr, Der Schmuz der ausgeübten Laster, Macht euch uns warlich nur verhaßter Weil ihr beschimpfet eure Ehr: Jhr seid in Käfern die vergüldet, Und kotig leben, abgebildet. GOtt K 3
ein Bild niedertraͤchtiger Schoͤnheit. Wie viele Schoͤnheit im Geſichte Welch Majeſtaͤt im Augenlichte Welch Glantz die Wangen uͤberſtrahlt, Sieht ein Bewundrer mit Vergnuͤgen Aus den belebten Bildungs Zuͤgen, Und glaubt daß ſich ſelbſt abgemahlt Die Gottheit, die da angefangen, Jn menſchlicher Natur zu prangen. Jedoch man ſehe dieſe Bilder, Die aller Treflichkeiten Schilder Noch naͤher nach der Handlung an; So ſieht man ſie mit Misvergnuͤgen, Jn tiefſten Koth der Laſter liegen, Der ihren Schmuk beſchmizzen kann; So daß ſich die erworbnen Flekken Sehr ſchwer bei ihrer Zier verſtekken. Jhr Menſchen! die ihr in der Jugend, Mit Schoͤnheit pranget ohne Tugend Ach! prahlet doch nicht gar zu ſehr, Der Schmuz der ausgeuͤbten Laſter, Macht euch uns warlich nur verhaßter Weil ihr beſchimpfet eure Ehr: Jhr ſeid in Kaͤfern die verguͤldet, Und kotig leben, abgebildet. GOtt K 3
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ein Bild niedertraͤchtiger Schoͤnheit.
Wie viele Schoͤnheit im Geſichte
Welch Majeſtaͤt im Augenlichte
Welch Glantz die Wangen uͤberſtrahlt,
Sieht ein Bewundrer mit Vergnuͤgen
Aus den belebten Bildungs Zuͤgen,
Und glaubt daß ſich ſelbſt abgemahlt
Die Gottheit, die da angefangen,
Jn menſchlicher Natur zu prangen.
Jedoch man ſehe dieſe Bilder,
Die aller Treflichkeiten Schilder
Noch naͤher nach der Handlung an;
So ſieht man ſie mit Misvergnuͤgen,
Jn tiefſten Koth der Laſter liegen,
Der ihren Schmuk beſchmizzen kann;
So daß ſich die erworbnen Flekken
Sehr ſchwer bei ihrer Zier verſtekken.
Jhr Menſchen! die ihr in der Jugend,
Mit Schoͤnheit pranget ohne Tugend
Ach! prahlet doch nicht gar zu ſehr,
Der Schmuz der ausgeuͤbten Laſter,
Macht euch uns warlich nur verhaßter
Weil ihr beſchimpfet eure Ehr:
Jhr ſeid in Kaͤfern die verguͤldet,
Und kotig leben, abgebildet.
GOtt
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