Es ist die Natur und Schrift, darin Gott sich abgemahlt, Weil da sein unsichtbahr Licht, allenthalben herrlich strahlt; Jn dem Buche der Natur kan man sein unsichtbar Wesen, Seine Weisheit, Allmacht, Güt deutlich an Geschöpfen lesen. Himmel, Sonne, Mond und Stern, stellen ihn im Lustrevier Bäume, Blumen, Gras und Kraut auf der Erden Schauplaz für. Wie wir ihn zur Seeligkeit kennen, steht im Bibelbuche Darauf seine Gnaden Hand diese Worte schreibet: Suche Denn das Leben ist darin.(*) Du vernünftge Kreatur, Lebst als ein Bewunderer in dem Reiche der Natur, Darum schöpfe Andachts- voll aus den reichen Segensquellen, Die im holder Süßigkeit dein Gemüht zu laben, schwellen, Und da dein erhabner Geist sich nicht völlig laben kann: So sieh ferner GOttes Schrift als dein Buch des Lebens an. Wirst du aus dem Heiligthum in das Allerheilge steigen: So wird sich noch deutlicher, dir, die ewge Gottheit zeigen.
(*) Joh. V. 39.
Es iſt die Natur und Schrift, darin Gott ſich abgemahlt, Weil da ſein unſichtbahr Licht, allenthalben herrlich ſtrahlt; Jn dem Buche der Natur kan man ſein unſichtbar Weſen, Seine Weisheit, Allmacht, Guͤt deutlich an Geſchoͤpfen leſen. Himmel, Sonne, Mond und Stern, ſtellen ihn im Luſtrevier Baͤume, Blumen, Gras und Kraut auf der Erden Schauplaz fuͤr. Wie wir ihn zur Seeligkeit kennen, ſteht im Bibelbuche Darauf ſeine Gnaden Hand dieſe Worte ſchreibet: Suche Denn das Leben iſt darin.(*) Du vernuͤnftge Kreatur, Lebſt als ein Bewunderer in dem Reiche der Natur, Darum ſchoͤpfe Andachts- voll aus den reichen Segensquellen, Die im holder Suͤßigkeit dein Gemuͤht zu laben, ſchwellen, Und da dein erhabner Geiſt ſich nicht voͤllig laben kann: So ſieh ferner GOttes Schrift als dein Buch des Lebens an. Wirſt du aus dem Heiligthum in das Allerheilge ſteigen: So wird ſich noch deutlicher, dir, die ewge Gottheit zeigen.
(*) Joh. V. 39.
<TEI><text><front><divn="1"><pbfacs="#f0016"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p><hirendition="#in">E</hi>s iſt die <hirendition="#fr">Natur</hi> und <hirendition="#fr">Schrift,</hi> darin <hirendition="#fr">Gott</hi>ſich abgemahlt,<lb/>
Weil da ſein unſichtbahr Licht, allenthalben herrlich ſtrahlt;<lb/>
Jn dem Buche der Natur kan man ſein unſichtbar Weſen,<lb/>
Seine Weisheit, Allmacht, Guͤt deutlich an Geſchoͤpfen leſen.<lb/>
Himmel, Sonne, Mond und Stern, ſtellen ihn im Luſtrevier<lb/>
Baͤume, Blumen, Gras und Kraut auf der Erden Schauplaz fuͤr.<lb/>
Wie wir ihn zur Seeligkeit kennen, ſteht im <hirendition="#fr">Bibelbuche</hi><lb/>
Darauf ſeine Gnaden Hand dieſe Worte ſchreibet: <hirendition="#fr">Suche<lb/>
Denn das Leben iſt darin.</hi><noteplace="foot"n="(*)">Joh. <hirendition="#aq">V.</hi> 39.</note> Du vernuͤnftge Kreatur,<lb/>
Lebſt als ein Bewunderer in dem Reiche der Natur,<lb/>
Darum ſchoͤpfe Andachts- voll aus den reichen Segensquellen,<lb/>
Die im holder Suͤßigkeit dein Gemuͤht zu laben, ſchwellen,<lb/>
Und da dein erhabner Geiſt ſich nicht voͤllig laben kann:<lb/>
So ſieh ferner <hirendition="#fr">GOttes</hi> Schrift als dein Buch des Lebens an.<lb/>
Wirſt du aus dem Heiligthum in das Allerheilge ſteigen:<lb/>
So wird ſich noch deutlicher, dir, die ewge Gottheit zeigen.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></div></front><body></body></text></TEI>
[0016]
Es iſt die Natur und Schrift, darin Gott ſich abgemahlt,
Weil da ſein unſichtbahr Licht, allenthalben herrlich ſtrahlt;
Jn dem Buche der Natur kan man ſein unſichtbar Weſen,
Seine Weisheit, Allmacht, Guͤt deutlich an Geſchoͤpfen leſen.
Himmel, Sonne, Mond und Stern, ſtellen ihn im Luſtrevier
Baͤume, Blumen, Gras und Kraut auf der Erden Schauplaz fuͤr.
Wie wir ihn zur Seeligkeit kennen, ſteht im Bibelbuche
Darauf ſeine Gnaden Hand dieſe Worte ſchreibet: Suche
Denn das Leben iſt darin. (*) Du vernuͤnftge Kreatur,
Lebſt als ein Bewunderer in dem Reiche der Natur,
Darum ſchoͤpfe Andachts- voll aus den reichen Segensquellen,
Die im holder Suͤßigkeit dein Gemuͤht zu laben, ſchwellen,
Und da dein erhabner Geiſt ſich nicht voͤllig laben kann:
So ſieh ferner GOttes Schrift als dein Buch des Lebens an.
Wirſt du aus dem Heiligthum in das Allerheilge ſteigen:
So wird ſich noch deutlicher, dir, die ewge Gottheit zeigen.
(*) Joh. V. 39.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/16>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.