Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.Die abwechselnde Zeit Deutlich zu verstehen geben,Daß sie warlich Heiden sein. Die abwechselnde Zeit Eine weise Einrichtung GOttes für die Menschen.
[Abbildung]
Der Sonnen schneller Lauf der seinen Zir- kel zieht, Bringt stets ein andres Jahr: indem das alte flieht Als wie ein Wassertropf der in ein Meer verschossen: Dies ist ein Bild der Zeit, die ihren Lauf beschlossen. Die Zeit ists eigentlich die uns den Kreis der Welt, Mit der Veränderung zum Schauplatz fürgestellt: Worauf die Lebenden nach unsers Höchsten Schlüssen, Wie es die Ordnung fügt die Rolle spielen müssen. Wer dies mit Achtsamkeit recht siehet und bedenkt Der sieht, wohin er nur, das Licht der Augen lenkt, Die stete Wechselung: da eins das andre bringet, Und ehe man es meint auch wiederum verschlinget. Dies lehret uns den Satz: die Zeit verfliegt geschwind Und mit derselbigen, die Dinge die da sind, Das hat das ewge Licht, das Sonn und Welt regieret, Zum Nutz der Sterblichen, so weislich eingeführet. Wie brächte nicht die Zeit auch seine Wechsel mit, Und ginge das Geschik mit ihr stets gleichen Schritt: So
Die abwechſelnde Zeit Deutlich zu verſtehen geben,Daß ſie warlich Heiden ſein. Die abwechſelnde Zeit Eine weiſe Einrichtung GOttes fuͤr die Menſchen.
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Der Sonnen ſchneller Lauf der ſeinen Zir- kel zieht, Bringt ſtets ein andres Jahr: indem das alte flieht Als wie ein Waſſertropf der in ein Meer verſchoſſen: Dies iſt ein Bild der Zeit, die ihren Lauf beſchloſſen. Die Zeit iſts eigentlich die uns den Kreis der Welt, Mit der Veraͤnderung zum Schauplatz fuͤrgeſtellt: Worauf die Lebenden nach unſers Hoͤchſten Schluͤſſen, Wie es die Ordnung fuͤgt die Rolle ſpielen muͤſſen. Wer dies mit Achtſamkeit recht ſiehet und bedenkt Der ſieht, wohin er nur, das Licht der Augen lenkt, Die ſtete Wechſelung: da eins das andre bringet, Und ehe man es meint auch wiederum verſchlinget. Dies lehret uns den Satz: die Zeit verfliegt geſchwind Und mit derſelbigen, die Dinge die da ſind, Das hat das ewge Licht, das Sonn und Welt regieret, Zum Nutz der Sterblichen, ſo weislich eingefuͤhret. Wie braͤchte nicht die Zeit auch ſeine Wechſel mit, Und ginge das Geſchik mit ihr ſtets gleichen Schritt: So
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Die abwechſelnde Zeit
Deutlich zu verſtehen geben,
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Die abwechſelnde Zeit
Eine weiſe Einrichtung GOttes
fuͤr die Menſchen.
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Der Sonnen ſchneller Lauf der ſeinen Zir-
kel zieht,
Bringt ſtets ein andres Jahr: indem
das alte flieht
Als wie ein Waſſertropf der in ein Meer
verſchoſſen:
Dies iſt ein Bild der Zeit, die ihren Lauf beſchloſſen.
Die Zeit iſts eigentlich die uns den Kreis der Welt,
Mit der Veraͤnderung zum Schauplatz fuͤrgeſtellt:
Worauf die Lebenden nach unſers Hoͤchſten Schluͤſſen,
Wie es die Ordnung fuͤgt die Rolle ſpielen muͤſſen.
Wer dies mit Achtſamkeit recht ſiehet und bedenkt
Der ſieht, wohin er nur, das Licht der Augen lenkt,
Die ſtete Wechſelung: da eins das andre bringet,
Und ehe man es meint auch wiederum verſchlinget.
Dies lehret uns den Satz: die Zeit verfliegt geſchwind
Und mit derſelbigen, die Dinge die da ſind,
Das hat das ewge Licht, das Sonn und Welt regieret,
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Zitationshilfe: | Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/148>, abgerufen am 21.07.2024. |