Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.warum er die Blumen erschaffen. Wer sich die frohe Welt zu einen Kerker macht,Darin man traurig scheint, wenn alles uns anlacht Der denkt nicht an den Zwek der vielen Lieblichkeiten, Und was derselben Schmuk, Geruch und Kraft be- deuten: Wer sich darauf besinnt und sieht der Blumen Schein, Der merket diese Lehr wir sollen frölich sein; Und ist das Herz vergnügt, so sollen wir auch dienen, Den Herren der Natur mit muntern Andachtsmie- nen Der kennt den Höchsten nicht, der ihn zu ehren sucht Und mit Trübsinnigkeit auch alle Lust verflucht: Warum hätt er uns denn zu einen frohen Leben So viel vergnügendes hier zum Besiz gegeben? Wer GOtt recht dienen will, nehm diese Lehren an Die Salomo (*) gesagt der göttlich weise Mann, Der fliehe künftig hin des Unverstandes Träume, Als wären in der Welt nichts als verbotne Bäume, Darauf die Frucht zwar schön und lieblich anzusehn, Man muste aber stets blindlings vorüber gehn: Das will der Schöpfer nicht, der da von uns be- gehret, Den freudigen Genus des, was er uns bescheret. Denn alles ist ja gut, wenn man ihn dafür dankt, Was wir von seiner Huld, als eine Gab erlangt: Und in der Ordnung braucht, die er uns fürgeschrie- ben, So kann man das Geschöpf und auch den Schöpfer lieben. Wer in dem irrdischen das unser Herz erquikt, Des Gebers Gütigkeit empfindet und erblikt, Und dadurch wird erwekt desselben Herrlichkeiten, Mit regen Andachts Trieb auf Erden auszubreiten Der (*) Pred. Sal. 6. Erster Theil. J
warum er die Blumen erſchaffen. Wer ſich die frohe Welt zu einen Kerker macht,Darin man traurig ſcheint, wenn alles uns anlacht Der denkt nicht an den Zwek der vielen Lieblichkeiten, Und was derſelben Schmuk, Geruch und Kraft be- deuten: Wer ſich darauf beſinnt und ſieht der Blumen Schein, Der merket dieſe Lehr wir ſollen froͤlich ſein; Und iſt das Herz vergnuͤgt, ſo ſollen wir auch dienen, Den Herren der Natur mit muntern Andachtsmie- nen Der kennt den Hoͤchſten nicht, der ihn zu ehren ſucht Und mit Truͤbſinnigkeit auch alle Luſt verflucht: Warum haͤtt er uns denn zu einen frohen Leben So viel vergnuͤgendes hier zum Beſiz gegeben? Wer GOtt recht dienen will, nehm dieſe Lehren an Die Salomo (*) geſagt der goͤttlich weiſe Mann, Der fliehe kuͤnftig hin des Unverſtandes Traͤume, Als waͤren in der Welt nichts als verbotne Baͤume, Darauf die Frucht zwar ſchoͤn und lieblich anzuſehn, Man muſte aber ſtets blindlings voruͤber gehn: Das will der Schoͤpfer nicht, der da von uns be- gehret, Den freudigen Genus des, was er uns beſcheret. Denn alles iſt ja gut, wenn man ihn dafuͤr dankt, Was wir von ſeiner Huld, als eine Gab erlangt: Und in der Ordnung braucht, die er uns fuͤrgeſchrie- ben, So kann man das Geſchoͤpf und auch den Schoͤpfer lieben. Wer in dem irrdiſchen das unſer Herz erquikt, Des Gebers Guͤtigkeit empfindet und erblikt, Und dadurch wird erwekt deſſelben Herrlichkeiten, Mit regen Andachts Trieb auf Erden auszubreiten Der (*) Pred. Sal. 6. Erſter Theil. J
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warum er die Blumen erſchaffen.
Wer ſich die frohe Welt zu einen Kerker macht,
Darin man traurig ſcheint, wenn alles uns anlacht
Der denkt nicht an den Zwek der vielen Lieblichkeiten,
Und was derſelben Schmuk, Geruch und Kraft be-
deuten:
Wer ſich darauf beſinnt und ſieht der Blumen Schein,
Der merket dieſe Lehr wir ſollen froͤlich ſein;
Und iſt das Herz vergnuͤgt, ſo ſollen wir auch dienen,
Den Herren der Natur mit muntern Andachtsmie-
nen
Der kennt den Hoͤchſten nicht, der ihn zu ehren ſucht
Und mit Truͤbſinnigkeit auch alle Luſt verflucht:
Warum haͤtt er uns denn zu einen frohen Leben
So viel vergnuͤgendes hier zum Beſiz gegeben?
Wer GOtt recht dienen will, nehm dieſe Lehren an
Die Salomo (*) geſagt der goͤttlich weiſe Mann,
Der fliehe kuͤnftig hin des Unverſtandes Traͤume,
Als waͤren in der Welt nichts als verbotne Baͤume,
Darauf die Frucht zwar ſchoͤn und lieblich anzuſehn,
Man muſte aber ſtets blindlings voruͤber gehn:
Das will der Schoͤpfer nicht, der da von uns be-
gehret,
Den freudigen Genus des, was er uns beſcheret.
Denn alles iſt ja gut, wenn man ihn dafuͤr dankt,
Was wir von ſeiner Huld, als eine Gab erlangt:
Und in der Ordnung braucht, die er uns fuͤrgeſchrie-
ben,
So kann man das Geſchoͤpf und auch den Schoͤpfer
lieben.
Wer in dem irrdiſchen das unſer Herz erquikt,
Des Gebers Guͤtigkeit empfindet und erblikt,
Und dadurch wird erwekt deſſelben Herrlichkeiten,
Mit regen Andachts Trieb auf Erden auszubreiten
Der
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