Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.Gedanken über die Wunder GOttes. Wie viel Reitzung zum Verbrechen, Wurde da in mir ersäuft, Welche sonst die Jugend schwächen Wenn die Jahre sich gehäuft: Jch erkenne zwar die Fehler Die ich damahls nicht geacht Doch daß ich nicht Schanden Mähler Jns Gewissen so gemacht, Als die Frechheit vieler Seelen, Muß ich GOtt zum Ruhm erzählen. Meine Lust zum Wissenschaften Schien vom Tag zu Tage mehr, Jn dem Herzen fest zu haften, Daß ich mich zu GOttes Ehr Wolt zu seinen Dienste weihen: Meiner Eltern sorgend Herz Wolte mir den Weg verstreuen, Und ich lies mit inren Schmerz, Jhrer Neigung keinen Willen, Meinen Vorsaz zu erfüllen. Hier entdekken sich die Gänge, Der verborgnen Vorsehung, Deren Höhe, Tiefe, Länge Seh ich mit Verwunderung: Wie gar leicht sind die Gedanken, Zarter Jugend zu verdrehn Wenn sie bei dem flüchtgen Wanken, Wie ein dünner Rauch verwehn; Daß sie das zurükke sezzen, Was sie vorher herrlich schäzzen. Du
Gedanken uͤber die Wunder GOttes. Wie viel Reitzung zum Verbrechen, Wurde da in mir erſaͤuft, Welche ſonſt die Jugend ſchwaͤchen Wenn die Jahre ſich gehaͤuft: Jch erkenne zwar die Fehler Die ich damahls nicht geacht Doch daß ich nicht Schanden Maͤhler Jns Gewiſſen ſo gemacht, Als die Frechheit vieler Seelen, Muß ich GOtt zum Ruhm erzaͤhlen. Meine Luſt zum Wiſſenſchaften Schien vom Tag zu Tage mehr, Jn dem Herzen feſt zu haften, Daß ich mich zu GOttes Ehr Wolt zu ſeinen Dienſte weihen: Meiner Eltern ſorgend Herz Wolte mir den Weg verſtreuen, Und ich lies mit inren Schmerz, Jhrer Neigung keinen Willen, Meinen Vorſaz zu erfuͤllen. Hier entdekken ſich die Gaͤnge, Der verborgnen Vorſehung, Deren Hoͤhe, Tiefe, Laͤnge Seh ich mit Verwunderung: Wie gar leicht ſind die Gedanken, Zarter Jugend zu verdrehn Wenn ſie bei dem fluͤchtgen Wanken, Wie ein duͤnner Rauch verwehn; Daß ſie das zuruͤkke ſezzen, Was ſie vorher herrlich ſchaͤzzen. Du
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Gedanken uͤber die Wunder GOttes.
Wie viel Reitzung zum Verbrechen,
Wurde da in mir erſaͤuft,
Welche ſonſt die Jugend ſchwaͤchen
Wenn die Jahre ſich gehaͤuft:
Jch erkenne zwar die Fehler
Die ich damahls nicht geacht
Doch daß ich nicht Schanden Maͤhler
Jns Gewiſſen ſo gemacht,
Als die Frechheit vieler Seelen,
Muß ich GOtt zum Ruhm erzaͤhlen.
Meine Luſt zum Wiſſenſchaften
Schien vom Tag zu Tage mehr,
Jn dem Herzen feſt zu haften,
Daß ich mich zu GOttes Ehr
Wolt zu ſeinen Dienſte weihen:
Meiner Eltern ſorgend Herz
Wolte mir den Weg verſtreuen,
Und ich lies mit inren Schmerz,
Jhrer Neigung keinen Willen,
Meinen Vorſaz zu erfuͤllen.
Hier entdekken ſich die Gaͤnge,
Der verborgnen Vorſehung,
Deren Hoͤhe, Tiefe, Laͤnge
Seh ich mit Verwunderung:
Wie gar leicht ſind die Gedanken,
Zarter Jugend zu verdrehn
Wenn ſie bei dem fluͤchtgen Wanken,
Wie ein duͤnner Rauch verwehn;
Daß ſie das zuruͤkke ſezzen,
Was ſie vorher herrlich ſchaͤzzen.
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