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Ebbinghaus, Hermann: Über das Gedächtnis. Leipzig, 1885.

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Die Summe der IIten, IVten und VIten Reihe ist hier,
wie man sieht, im Durchschnitt der 10 Versuche beide Male
erheblich grösser als die Summe der Reihen I, III, V. Bei
den einzelnen Versuchen sind die Differenzen allerdings von
sehr verschiedenem Betrage; in je einem Falle haben sie so-
gar erhebliche negative Werte; aber diese Schwankungen
werden repräsentiert durch die grossen wahrscheinlichen Fehler
der Durchschnittsdifferenzen, und trotz der Grösse dieser
Fehler darf der positive Charakter der Differenzen als ziem-
lich gesichert gelten.

In allen anderen untersuchten Fällen zeigte sich dasselbe:
grosse Schwankungen der Differenzen bei den einzelnen Ver-
suchen, aber bei Zusammenfassung mehrerer Versuche ein
entschiedenes Überwiegen der S (II, IV, VI), meist allerdings
von geringerem Betrage als bei den mitgeteilten beiden Ver-
suchsreihen. So fand sich z. B. bei den 11 älteren Versuchen,
in denen Reihen auswendig gelernt wurden, die durch Über-
springen von 1 Zwischensilbe abgeleitet und Tags zuvor in
ihrer ursprünglichen Form gelernt waren (S. 136, 1),
[Formel 1] Bei den 6 späteren Versuchen derselben Art (S. 142, 1),
[Formel 2] Bei den 10 Versuchen mit Reihen, die Tags vorher je 16 mal
wiederholt worden waren (S. 75),
[Formel 3] u. s. f.
Eine einzelne der letztgenannten Zahlen hätte bei der Grösse
der wahrscheinlichen Fehler kaum irgendwelche Beweiskraft,
durch ihre Üebereinstimmung hinsichtlich der Art der Diffe-
renz gewinnen sie an Wahrscheinlichkeit, zumal dieses Ver-
halten nach den Ergebnissen des § 18 ganz wohl verständlich
ist. Dort hatte sich -- besonders deutlich bei 16silbigen
Reihen -- gezeigt, dass das Lernen der einzelnen Reihen in

Die Summe der IIten, IVten und VIten Reihe ist hier,
wie man sieht, im Durchschnitt der 10 Versuche beide Male
erheblich gröſser als die Summe der Reihen I, III, V. Bei
den einzelnen Versuchen sind die Differenzen allerdings von
sehr verschiedenem Betrage; in je einem Falle haben sie so-
gar erhebliche negative Werte; aber diese Schwankungen
werden repräsentiert durch die groſsen wahrscheinlichen Fehler
der Durchschnittsdifferenzen, und trotz der Gröſse dieser
Fehler darf der positive Charakter der Differenzen als ziem-
lich gesichert gelten.

In allen anderen untersuchten Fällen zeigte sich dasselbe:
groſse Schwankungen der Differenzen bei den einzelnen Ver-
suchen, aber bei Zusammenfassung mehrerer Versuche ein
entschiedenes Überwiegen der Σ (II, IV, VI), meist allerdings
von geringerem Betrage als bei den mitgeteilten beiden Ver-
suchsreihen. So fand sich z. B. bei den 11 älteren Versuchen,
in denen Reihen auswendig gelernt wurden, die durch Über-
springen von 1 Zwischensilbe abgeleitet und Tags zuvor in
ihrer ursprünglichen Form gelernt waren (S. 136, 1),
[Formel 1] Bei den 6 späteren Versuchen derselben Art (S. 142, 1),
[Formel 2] Bei den 10 Versuchen mit Reihen, die Tags vorher je 16 mal
wiederholt worden waren (S. 75),
[Formel 3] u. s. f.
Eine einzelne der letztgenannten Zahlen hätte bei der Gröſse
der wahrscheinlichen Fehler kaum irgendwelche Beweiskraft,
durch ihre Üebereinstimmung hinsichtlich der Art der Diffe-
renz gewinnen sie an Wahrscheinlichkeit, zumal dieses Ver-
halten nach den Ergebnissen des § 18 ganz wohl verständlich
ist. Dort hatte sich — besonders deutlich bei 16silbigen
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[164/0180] Die Summe der IIten, IVten und VIten Reihe ist hier, wie man sieht, im Durchschnitt der 10 Versuche beide Male erheblich gröſser als die Summe der Reihen I, III, V. Bei den einzelnen Versuchen sind die Differenzen allerdings von sehr verschiedenem Betrage; in je einem Falle haben sie so- gar erhebliche negative Werte; aber diese Schwankungen werden repräsentiert durch die groſsen wahrscheinlichen Fehler der Durchschnittsdifferenzen, und trotz der Gröſse dieser Fehler darf der positive Charakter der Differenzen als ziem- lich gesichert gelten. In allen anderen untersuchten Fällen zeigte sich dasselbe: groſse Schwankungen der Differenzen bei den einzelnen Ver- suchen, aber bei Zusammenfassung mehrerer Versuche ein entschiedenes Überwiegen der Σ (II, IV, VI), meist allerdings von geringerem Betrage als bei den mitgeteilten beiden Ver- suchsreihen. So fand sich z. B. bei den 11 älteren Versuchen, in denen Reihen auswendig gelernt wurden, die durch Über- springen von 1 Zwischensilbe abgeleitet und Tags zuvor in ihrer ursprünglichen Form gelernt waren (S. 136, 1), [FORMEL] Bei den 6 späteren Versuchen derselben Art (S. 142, 1), [FORMEL] Bei den 10 Versuchen mit Reihen, die Tags vorher je 16 mal wiederholt worden waren (S. 75), [FORMEL]u. s. f. Eine einzelne der letztgenannten Zahlen hätte bei der Gröſse der wahrscheinlichen Fehler kaum irgendwelche Beweiskraft, durch ihre Üebereinstimmung hinsichtlich der Art der Diffe- renz gewinnen sie an Wahrscheinlichkeit, zumal dieses Ver- halten nach den Ergebnissen des § 18 ganz wohl verständlich ist. Dort hatte sich — besonders deutlich bei 16silbigen Reihen — gezeigt, daſs das Lernen der einzelnen Reihen in

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Zitationshilfe: Ebbinghaus, Hermann: Über das Gedächtnis. Leipzig, 1885, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebbinghaus_gedaechtnis_1885/180>, abgerufen am 27.04.2024.