Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebbinghaus, Hermann: Über das Gedächtnis. Leipzig, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite

kleine Arbeitserleichterung für das Lernen von Reihen, die
durch Überspringen von 7 Zwischengliedern aus anderen ab-
geleitet sind. Offenbar aber hat gerade in diesem Falle die
sichere Konstatierung der Differenz ein besonderes Interesse,
wegen der bedeutenden Grösse des Intervalls, über welches
hinweg doch noch eine Association stattfände.

Bei den gegenwärtigen Untersuchungen besteht nun die
Möglichkeit, sie so anzustellen, dass das Mitwissen um den
Ausfall der allmählich sich ansammelnden Resultate aus-
geschlossen ist, sodass also auch der etwaige trübende Einfluss
von geheimen Ansichten und Wünschen in Wegfall kommt.
Ich habe daher, zur Kontrolle der obigen Resultate und
namentlich des mindest sicheren von ihnen, eine weitere
Gruppe von 30 Doppelversuchen in folgender Weise angestellt.

Je sechs beliebig zusammengesetzte 16silbige Reihen wur-
den auf die Vorderseite eines Blattes geschrieben und auf die
Rückseite desselben Blattes 6 Reihen, die aus jenen durch
eine der oben (S. 132) beschriebenen Ableitungsarten gewon-
nen waren. Für jede der 5 Umformungen wurden in dieser
Weise 6 Blätter hergestellt, deren Vorderseiten wohl von den
Rückseiten, die aber nicht untereinander durch irgend ein
Abzeichen zu unterscheiden waren. Sämtliche 30 Blätter
wurden gemischt und solange beiseite gelegt, bis jede etwaige
Erinnerung an das Vorkommen einzelner Silben in bestimmten
Umformungen als erloschen gelten durfte. Dann wurde die
Vorderseite und 24 Stunden später die Rückseite eines be-
liebigen Blattes auswendig gelernt. Die für das Lernen der
einzelnen Reihen erforderlichen Zeiten wurden notiert,
aber nicht eher zusammengerechnet und weiter verarbeitet, als
bis alle 30 Blätter durchgebraucht waren. Darnach fanden
sich folgende Zahlen:


kleine Arbeitserleichterung für das Lernen von Reihen, die
durch Überspringen von 7 Zwischengliedern aus anderen ab-
geleitet sind. Offenbar aber hat gerade in diesem Falle die
sichere Konstatierung der Differenz ein besonderes Interesse,
wegen der bedeutenden Gröſse des Intervalls, über welches
hinweg doch noch eine Association stattfände.

Bei den gegenwärtigen Untersuchungen besteht nun die
Möglichkeit, sie so anzustellen, daſs das Mitwissen um den
Ausfall der allmählich sich ansammelnden Resultate aus-
geschlossen ist, sodaſs also auch der etwaige trübende Einfluſs
von geheimen Ansichten und Wünschen in Wegfall kommt.
Ich habe daher, zur Kontrolle der obigen Resultate und
namentlich des mindest sicheren von ihnen, eine weitere
Gruppe von 30 Doppelversuchen in folgender Weise angestellt.

Je sechs beliebig zusammengesetzte 16silbige Reihen wur-
den auf die Vorderseite eines Blattes geschrieben und auf die
Rückseite desselben Blattes 6 Reihen, die aus jenen durch
eine der oben (S. 132) beschriebenen Ableitungsarten gewon-
nen waren. Für jede der 5 Umformungen wurden in dieser
Weise 6 Blätter hergestellt, deren Vorderseiten wohl von den
Rückseiten, die aber nicht untereinander durch irgend ein
Abzeichen zu unterscheiden waren. Sämtliche 30 Blätter
wurden gemischt und solange beiseite gelegt, bis jede etwaige
Erinnerung an das Vorkommen einzelner Silben in bestimmten
Umformungen als erloschen gelten durfte. Dann wurde die
Vorderseite und 24 Stunden später die Rückseite eines be-
liebigen Blattes auswendig gelernt. Die für das Lernen der
einzelnen Reihen erforderlichen Zeiten wurden notiert,
aber nicht eher zusammengerechnet und weiter verarbeitet, als
bis alle 30 Blätter durchgebraucht waren. Darnach fanden
sich folgende Zahlen:


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0157" n="141"/>
kleine Arbeitserleichterung für das Lernen von Reihen, die<lb/>
durch Überspringen von 7 Zwischengliedern aus anderen ab-<lb/>
geleitet sind. Offenbar aber hat gerade in diesem Falle die<lb/>
sichere Konstatierung der Differenz ein besonderes Interesse,<lb/>
wegen der bedeutenden Grö&#x017F;se des Intervalls, über welches<lb/>
hinweg doch noch eine Association stattfände.</p><lb/>
          <p>Bei den gegenwärtigen Untersuchungen besteht nun die<lb/>
Möglichkeit, sie so anzustellen, da&#x017F;s das Mitwissen um den<lb/>
Ausfall der allmählich sich ansammelnden Resultate aus-<lb/>
geschlossen ist, soda&#x017F;s also auch der etwaige trübende Einflu&#x017F;s<lb/>
von geheimen Ansichten und Wünschen in Wegfall kommt.<lb/>
Ich habe daher, zur Kontrolle der obigen Resultate und<lb/>
namentlich des mindest sicheren von ihnen, eine weitere<lb/>
Gruppe von 30 Doppelversuchen in folgender Weise angestellt.</p><lb/>
          <p>Je sechs beliebig zusammengesetzte 16silbige Reihen wur-<lb/>
den auf die Vorderseite eines Blattes geschrieben und auf die<lb/>
Rückseite desselben Blattes 6 Reihen, die aus jenen durch<lb/>
eine der oben (S. 132) beschriebenen Ableitungsarten gewon-<lb/>
nen waren. Für jede der 5 Umformungen wurden in dieser<lb/>
Weise 6 Blätter hergestellt, deren Vorderseiten wohl von den<lb/>
Rückseiten, die aber nicht untereinander durch irgend ein<lb/>
Abzeichen zu unterscheiden waren. Sämtliche 30 Blätter<lb/>
wurden gemischt und solange beiseite gelegt, bis jede etwaige<lb/>
Erinnerung an das Vorkommen einzelner Silben in bestimmten<lb/>
Umformungen als erloschen gelten durfte. Dann wurde die<lb/>
Vorderseite und 24 Stunden später die Rückseite eines be-<lb/>
liebigen Blattes auswendig gelernt. Die für das Lernen der<lb/><hi rendition="#g">einzelnen Reihen</hi> erforderlichen Zeiten wurden notiert,<lb/>
aber nicht eher zusammengerechnet und weiter verarbeitet, als<lb/>
bis alle 30 Blätter durchgebraucht waren. Darnach fanden<lb/>
sich folgende Zahlen:</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[141/0157] kleine Arbeitserleichterung für das Lernen von Reihen, die durch Überspringen von 7 Zwischengliedern aus anderen ab- geleitet sind. Offenbar aber hat gerade in diesem Falle die sichere Konstatierung der Differenz ein besonderes Interesse, wegen der bedeutenden Gröſse des Intervalls, über welches hinweg doch noch eine Association stattfände. Bei den gegenwärtigen Untersuchungen besteht nun die Möglichkeit, sie so anzustellen, daſs das Mitwissen um den Ausfall der allmählich sich ansammelnden Resultate aus- geschlossen ist, sodaſs also auch der etwaige trübende Einfluſs von geheimen Ansichten und Wünschen in Wegfall kommt. Ich habe daher, zur Kontrolle der obigen Resultate und namentlich des mindest sicheren von ihnen, eine weitere Gruppe von 30 Doppelversuchen in folgender Weise angestellt. Je sechs beliebig zusammengesetzte 16silbige Reihen wur- den auf die Vorderseite eines Blattes geschrieben und auf die Rückseite desselben Blattes 6 Reihen, die aus jenen durch eine der oben (S. 132) beschriebenen Ableitungsarten gewon- nen waren. Für jede der 5 Umformungen wurden in dieser Weise 6 Blätter hergestellt, deren Vorderseiten wohl von den Rückseiten, die aber nicht untereinander durch irgend ein Abzeichen zu unterscheiden waren. Sämtliche 30 Blätter wurden gemischt und solange beiseite gelegt, bis jede etwaige Erinnerung an das Vorkommen einzelner Silben in bestimmten Umformungen als erloschen gelten durfte. Dann wurde die Vorderseite und 24 Stunden später die Rückseite eines be- liebigen Blattes auswendig gelernt. Die für das Lernen der einzelnen Reihen erforderlichen Zeiten wurden notiert, aber nicht eher zusammengerechnet und weiter verarbeitet, als bis alle 30 Blätter durchgebraucht waren. Darnach fanden sich folgende Zahlen:

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebbinghaus_gedaechtnis_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebbinghaus_gedaechtnis_1885/157
Zitationshilfe: Ebbinghaus, Hermann: Über das Gedächtnis. Leipzig, 1885, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebbinghaus_gedaechtnis_1885/157>, abgerufen am 27.04.2024.