Ebbinghaus, Hermann: Über das Gedächtnis. Leipzig, 1885.werden sie nicht nur in ihrer bestimmten Anordnung, son- In Berücksichtigung dieses Einwandes und zur Kontrolle werden sie nicht nur in ihrer bestimmten Anordnung, son- In Berücksichtigung dieses Einwandes und zur Kontrolle <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0151" n="135"/> werden sie nicht nur in ihrer bestimmten Anordnung, son-<lb/> dern auch abgesehen davon, rein als einzelne Silben eingeprägt;<lb/> bei der Wiederholung sind sie daher noch einigermaſsen be-<lb/> kannt, wenigstens bekannter als andere kurz vorher nicht ge-<lb/> lernte Silben. Auſserdem haben die aus ihnen gebildeten<lb/> neuen Reihen zum Teil dieselben Anfangs- und Endglieder<lb/> wie die alten. Werden sie also in etwas geringerer Zeit<lb/> wiederholt als zuerst gelernt, so ist das nicht wunderbar. Der<lb/> Grund davon braucht gar nicht in der künstlichen und syste-<lb/> matischen Abänderung der Anordnung zu liegen, sondern er<lb/> beruht möglicherweise lediglich auf der Identität der Silben.<lb/> Würden diese am 2<hi rendition="#sup">ten</hi> Tage in einer ganz beliebigen neuen<lb/> Anordnung wiederholt, so würde sich vermutlich ebenfalls<lb/> eine Arbeitsersparnis herausstellen.</p><lb/> <p>In Berücksichtigung dieses Einwandes und zur Kontrolle<lb/> der übrigen Resultate habe ich daher noch eine weitere, fünfte<lb/> Art abgeleiteter Reihen eingeführt. Anfangs- und Endsilben<lb/> der ursprünglichen Reihen wurden an ihrer Stelle belassen,<lb/> die sämtlichen zwischen ihnen befindlichen 84 Silben aber<lb/> wurden ganz beliebig durcheinander gewürfelt und dann, wie<lb/> der Zufall sie in die Hand führte, zur Herstellung neuer<lb/> Reihen zwischen den ursprünglichen Anfangs- und Endsilben<lb/> verwendet. Durch das Lernen der ursprünglichen und der<lb/> abgeleiteten Reihen auch in diesem Falle muſste sich un-<lb/> mittelbar ergeben, ein wie groſser Teil der etwaigen Arbeits-<lb/> ersparnis lediglich der Identität der Silbenmasse, sowie der<lb/> Identität der Anfangs- und Endglieder der einzelnen Reihen<lb/> zuzuschreiben sei.</p> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [135/0151]
werden sie nicht nur in ihrer bestimmten Anordnung, son-
dern auch abgesehen davon, rein als einzelne Silben eingeprägt;
bei der Wiederholung sind sie daher noch einigermaſsen be-
kannt, wenigstens bekannter als andere kurz vorher nicht ge-
lernte Silben. Auſserdem haben die aus ihnen gebildeten
neuen Reihen zum Teil dieselben Anfangs- und Endglieder
wie die alten. Werden sie also in etwas geringerer Zeit
wiederholt als zuerst gelernt, so ist das nicht wunderbar. Der
Grund davon braucht gar nicht in der künstlichen und syste-
matischen Abänderung der Anordnung zu liegen, sondern er
beruht möglicherweise lediglich auf der Identität der Silben.
Würden diese am 2ten Tage in einer ganz beliebigen neuen
Anordnung wiederholt, so würde sich vermutlich ebenfalls
eine Arbeitsersparnis herausstellen.
In Berücksichtigung dieses Einwandes und zur Kontrolle
der übrigen Resultate habe ich daher noch eine weitere, fünfte
Art abgeleiteter Reihen eingeführt. Anfangs- und Endsilben
der ursprünglichen Reihen wurden an ihrer Stelle belassen,
die sämtlichen zwischen ihnen befindlichen 84 Silben aber
wurden ganz beliebig durcheinander gewürfelt und dann, wie
der Zufall sie in die Hand führte, zur Herstellung neuer
Reihen zwischen den ursprünglichen Anfangs- und Endsilben
verwendet. Durch das Lernen der ursprünglichen und der
abgeleiteten Reihen auch in diesem Falle muſste sich un-
mittelbar ergeben, ein wie groſser Teil der etwaigen Arbeits-
ersparnis lediglich der Identität der Silbenmasse, sowie der
Identität der Anfangs- und Endglieder der einzelnen Reihen
zuzuschreiben sei.
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