hörte eine schöne Theorie zu seyn, und die in- nigsten Jnteressen aller berührte, arteten die Ge- spräche in Zänkereien aus, und Erbitterungen und Persönlichkeiten nahmen die Stelle der Ver- nunft ein. So traurig ich auch war, ergötzten mich dennoch bisweilen alle diese heftigen Aus- brüche, welche im Grunde fast nie etwas Ande- res, als Anmaßungen, Verstellung, oder Furcht waren. Allein die Fröhlichkeit, die in der Auf- findung des Lächerlichen ihren Grund hat, thut dem Herzen nicht wohl. Es liegt zu viel Bos- heit in dieser Fröhlichkeit, um ein Herz erfreuen zu können, das nur an unschuldigen Freuden Gefallen findet. Man kann diese spöttelnde Fröh- lichkeit besitzen, ohne daß man aufhört, unglück- lich zu seyn. Vielleicht macht uns das Unglück
hörte eine ſchöne Theorie zu ſeyn, und die in- nigſten Jntereſſen aller berührte, arteten die Ge- ſpräche in Zänkereien aus, und Erbitterungen und Perſönlichkeiten nahmen die Stelle der Ver- nunft ein. So traurig ich auch war, ergötzten mich dennoch bisweilen alle dieſe heftigen Aus- brüche, welche im Grunde faſt nie etwas Ande- res, als Anmaßungen, Verſtellung, oder Furcht waren. Allein die Fröhlichkeit, die in der Auf- findung des Lächerlichen ihren Grund hat, thut dem Herzen nicht wohl. Es liegt zu viel Bos- heit in dieſer Fröhlichkeit, um ein Herz erfreuen zu können, das nur an unſchuldigen Freuden Gefallen findet. Man kann dieſe ſpöttelnde Fröh- lichkeit beſitzen, ohne daß man aufhört, unglück- lich zu ſeyn. Vielleicht macht uns das Unglück
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hörte eine ſchöne Theorie zu ſeyn, und die in-
nigſten Jntereſſen aller berührte, arteten die Ge-
ſpräche in Zänkereien aus, und Erbitterungen
und Perſönlichkeiten nahmen die Stelle der Ver-
nunft ein. So traurig ich auch war, ergötzten
mich dennoch bisweilen alle dieſe heftigen Aus-
brüche, welche im Grunde faſt nie etwas Ande-
res, als Anmaßungen, Verſtellung, oder Furcht
waren. Allein die Fröhlichkeit, die in der Auf-
findung des Lächerlichen ihren Grund hat, thut
dem Herzen nicht wohl. Es liegt zu viel Bos-
heit in dieſer Fröhlichkeit, um ein Herz erfreuen
zu können, das nur an unſchuldigen Freuden
Gefallen findet. Man kann dieſe ſpöttelnde Fröh-
lichkeit beſitzen, ohne daß man aufhört, unglück-
lich zu ſeyn. Vielleicht macht uns das Unglück
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Duras, Claire de Durfort de: Urika, die Negerin. Übers. v. [Ehrenfried Stöber]. Frankfurt (Main), 1824, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/duras_urika_1824/51>, abgerufen am 16.02.2025.
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