Dühring, Eugen: Der Weg zur höheren Berufsbildung der Frauen und die Lehrweise der Universitäten. 2. Aufl. Leipzig, 1885.ihrem Interesse an einer guten Einnahme immer als die maass- Nachdem ich einmal eine Sache übernommen und durch An- Im März 1876 hatte mich ein damals in Berlin bestehender ihrem Interesse an einer guten Einnahme immer als die maass- Nachdem ich einmal eine Sache übernommen und durch An- Im März 1876 hatte mich ein damals in Berlin bestehender <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0078" n="69"/> ihrem Interesse an einer guten Einnahme immer als die maass-<lb/> gebende Seele des Lyceums anzusehen war, konnte nicht gleich-<lb/> gültig bleiben, wenn ihr von den mir gegnerischen Seiten allerlei<lb/> Fingerzeige kamen, wie meine Behandlungsart, trotz des guten<lb/> Frequenzerfolgs, doch eigentlich dem Zweck noch nicht genug<lb/> entspräche. Noch erinnere ich mich, wie ich damals, um den<lb/> Gelehrtenhass und die Sectenverfolgung zu erläutern, einmal im<lb/> rechten Augenblick im Vortrag das Beispiel von Pierre de la<lb/> Ramée vorführte, der 1572 am dritten Tage des Bartholomäus-<lb/> massacre auf grausame Weise durch Leute ermordet wurde, die<lb/> von seinem gelehrten Collegen und philosophischen Gegner Char-<lb/> pentier, einem bornirten und allen Neuerungen feindlichen Ari-<lb/> stoteliker, gedungen waren, um jenen berühmten Logiker für seine<lb/> Angriffe auf den heiligen Aristoteles und für seine wissenschaft-<lb/> liche Opposition in ausgesuchter Art tödtlich abzustrafen. Man<lb/> hatte dies richtig verstanden und auch Miss Archer war diesmal<lb/> keine Ausländerin gewesen, sondern richtig auch in die Geheim-<lb/> nisse des Inlandes eingedrungen.</p><lb/> <p>Nachdem ich einmal eine Sache übernommen und durch An-<lb/> strengungen mir und der Anstalt einen Wirkungskreis erworben,<lb/> wollte ich den Platz, den ich früher abgelehnt hatte, nun auch<lb/> nicht meinen gelehrten Widersachern zu Gefallen ohne Wider-<lb/> stand räumen. Wenn ich noch ausserdem 2 Jahre standhielt, so<lb/> ist dieses Ergebniss nur durch eine fortwährende Arbeit gegen<lb/> die gegnerischen Einflüsse erzielt worden. Miss Archer hatte<lb/> mich noch aufgefordert, auch einen Cursus über Nationalökonomie<lb/> einzuführen, was ich jedoch ablehnen musste, da ich die gering-<lb/> fügige Theilnahme für ein den Frauen bisher noch so wenig<lb/> nahegelegtes Gebiet voraussah und durch eine solche Unter-<lb/> nehmung meinen Gegnern bei ungenügendem Ausfall eine Waffe<lb/> in die Hände gespielt hätte.</p><lb/> <p>Im März 1876 hatte mich ein damals in Berlin bestehender<lb/> Verein für Reform der Schule aufgefordert, einen Vortrag über<lb/> die Universitäten zu halten. Da dieser Gegenstand zur gebühren-<lb/> den Behandlung von meinem Standpunkt aus für einen Vortrag<lb/> zu umfassend und für eine mündliche, beliebiger Deutbarkeit aus-<lb/> gesetzte Darstellung, namentlich unter den obwaltenden, gegen<lb/> mich sehr aufmerksamen Gelehrtengegnerschaften nicht völlig<lb/> geeignet war, so wählte ich ein neutraleres und überdies zunächst<lb/> für das Publicum praktischeres Thema. Ich sprach im März über<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [69/0078]
ihrem Interesse an einer guten Einnahme immer als die maass-
gebende Seele des Lyceums anzusehen war, konnte nicht gleich-
gültig bleiben, wenn ihr von den mir gegnerischen Seiten allerlei
Fingerzeige kamen, wie meine Behandlungsart, trotz des guten
Frequenzerfolgs, doch eigentlich dem Zweck noch nicht genug
entspräche. Noch erinnere ich mich, wie ich damals, um den
Gelehrtenhass und die Sectenverfolgung zu erläutern, einmal im
rechten Augenblick im Vortrag das Beispiel von Pierre de la
Ramée vorführte, der 1572 am dritten Tage des Bartholomäus-
massacre auf grausame Weise durch Leute ermordet wurde, die
von seinem gelehrten Collegen und philosophischen Gegner Char-
pentier, einem bornirten und allen Neuerungen feindlichen Ari-
stoteliker, gedungen waren, um jenen berühmten Logiker für seine
Angriffe auf den heiligen Aristoteles und für seine wissenschaft-
liche Opposition in ausgesuchter Art tödtlich abzustrafen. Man
hatte dies richtig verstanden und auch Miss Archer war diesmal
keine Ausländerin gewesen, sondern richtig auch in die Geheim-
nisse des Inlandes eingedrungen.
Nachdem ich einmal eine Sache übernommen und durch An-
strengungen mir und der Anstalt einen Wirkungskreis erworben,
wollte ich den Platz, den ich früher abgelehnt hatte, nun auch
nicht meinen gelehrten Widersachern zu Gefallen ohne Wider-
stand räumen. Wenn ich noch ausserdem 2 Jahre standhielt, so
ist dieses Ergebniss nur durch eine fortwährende Arbeit gegen
die gegnerischen Einflüsse erzielt worden. Miss Archer hatte
mich noch aufgefordert, auch einen Cursus über Nationalökonomie
einzuführen, was ich jedoch ablehnen musste, da ich die gering-
fügige Theilnahme für ein den Frauen bisher noch so wenig
nahegelegtes Gebiet voraussah und durch eine solche Unter-
nehmung meinen Gegnern bei ungenügendem Ausfall eine Waffe
in die Hände gespielt hätte.
Im März 1876 hatte mich ein damals in Berlin bestehender
Verein für Reform der Schule aufgefordert, einen Vortrag über
die Universitäten zu halten. Da dieser Gegenstand zur gebühren-
den Behandlung von meinem Standpunkt aus für einen Vortrag
zu umfassend und für eine mündliche, beliebiger Deutbarkeit aus-
gesetzte Darstellung, namentlich unter den obwaltenden, gegen
mich sehr aufmerksamen Gelehrtengegnerschaften nicht völlig
geeignet war, so wählte ich ein neutraleres und überdies zunächst
für das Publicum praktischeres Thema. Ich sprach im März über
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(2013-06-13T16:46:57Z)
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Thomas Gloning, Melanie Henß, Hannah Glaum: Bearbeitung der digitalen Edition.
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