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Dühring, Eugen: Der Weg zur höheren Berufsbildung der Frauen und die Lehrweise der Universitäten. 2. Aufl. Leipzig, 1885.

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Prüfung auf irgend einem Wege eingepackt werden muss, um
dann für den entscheidenden Tag zum Auspacken bereit zu sein.
Freilich wird dann die Reise durch das praktische Leben nicht
zu viel von der Bagage mitzuschleppen haben; denn die letztere
verliert sich zu einem grossen Theil und Stück für Stück, ohne
dass eine besondere Bemühung nöthig wäre. Einiges haftet je-
doch; aber selbst an diesem Wenigen sind die Universitäten meist
unschuldig; denn grade die allmälige und allein nachhaltige Ein-
verleibung von Wissensstoff, um welche es sich bei einer wohl-
geordneten, nicht erst schliesslich überstürzten Vorbereitung
handelt, ist das, was von ihnen verfehlt wird. Sie verderben die
Zeit, in der etwas Gediegenes geschehen sollte, mit ihrem leb-
losen Scheinunterricht und wiegen den Studirenden nicht blos
eigentlich, sondern auch metaphorisch in Schlummer, indem sie
grade die Gewissenhaftesten glauben machen, mit dem absitzen-
den Anhören der professoralen Heftverlautbarung ihre Pflicht
gethan und für die zureichende Präparation ihres wissensbedürf-
tigen Hirns gesorgt zu haben. Im Falle der grössten Geduld
tragen die Studirenden aber doch nur beschriebenes Papier nach
Hause, während ihr Geist im günstigsten Falle unbeschrieben
bleibt, im weniger günstigen aber allerlei Kreuz- und Querstriche
aufzuweisen hat, welche von dem hölzernen Stil der professoralen
Heftcompilation herrühren.

Die weibliche Welt hat hienach keine Ursache, die Jünger
der Universitäten zu beneiden. Sie hat Ansprüche auf etwas
Besseres, und wenn sie in den Verlegenheiten der Uebergangs-
zustände von jedem Mittel und also auch von den Universitäten
Gebrauch machen will, so kann dies nur den Sinn haben, sich
den Zugang in neue Berufszweige auf einem nun einmal noch
ausschliesslich privilegirten Wege zu eröffnen und wird daher
nur als ein unter Umständen nothwendiges Uebel zu betrachten
sein. Da jedoch ohne die innern Gründe die nackten Thatsachen
zu ungeheuerlich erscheinen möchten, so muss ich und zwar hier
grade im Interesse der Frauenbildung etwas näher auseinander-
setzen, welche Bewandtniss es mit der Lehrweise der Universi-
täten hat, und wie die Verkehrtheit derselben theils von den
Wirkungen der längst überlebten mittelalterlichen Zunftverfassung,
theils von den mitgeschleppten Gelehrsamkeitsstoffen alter Art
und schliesslich auch von dem unmodernen und unwissenschaftlichen
Princip der autoritären Ueberlieferung persönlicher Mei-
nungsweisheit in Heftvorlesungsform herzuleiten ist.

Prüfung auf irgend einem Wege eingepackt werden muss, um
dann für den entscheidenden Tag zum Auspacken bereit zu sein.
Freilich wird dann die Reise durch das praktische Leben nicht
zu viel von der Bagage mitzuschleppen haben; denn die letztere
verliert sich zu einem grossen Theil und Stück für Stück, ohne
dass eine besondere Bemühung nöthig wäre. Einiges haftet je-
doch; aber selbst an diesem Wenigen sind die Universitäten meist
unschuldig; denn grade die allmälige und allein nachhaltige Ein-
verleibung von Wissensstoff, um welche es sich bei einer wohl-
geordneten, nicht erst schliesslich überstürzten Vorbereitung
handelt, ist das, was von ihnen verfehlt wird. Sie verderben die
Zeit, in der etwas Gediegenes geschehen sollte, mit ihrem leb-
losen Scheinunterricht und wiegen den Studirenden nicht blos
eigentlich, sondern auch metaphorisch in Schlummer, indem sie
grade die Gewissenhaftesten glauben machen, mit dem absitzen-
den Anhören der professoralen Heftverlautbarung ihre Pflicht
gethan und für die zureichende Präparation ihres wissensbedürf-
tigen Hirns gesorgt zu haben. Im Falle der grössten Geduld
tragen die Studirenden aber doch nur beschriebenes Papier nach
Hause, während ihr Geist im günstigsten Falle unbeschrieben
bleibt, im weniger günstigen aber allerlei Kreuz- und Querstriche
aufzuweisen hat, welche von dem hölzernen Stil der professoralen
Heftcompilation herrühren.

Die weibliche Welt hat hienach keine Ursache, die Jünger
der Universitäten zu beneiden. Sie hat Ansprüche auf etwas
Besseres, und wenn sie in den Verlegenheiten der Uebergangs-
zustände von jedem Mittel und also auch von den Universitäten
Gebrauch machen will, so kann dies nur den Sinn haben, sich
den Zugang in neue Berufszweige auf einem nun einmal noch
ausschliesslich privilegirten Wege zu eröffnen und wird daher
nur als ein unter Umständen nothwendiges Uebel zu betrachten
sein. Da jedoch ohne die innern Gründe die nackten Thatsachen
zu ungeheuerlich erscheinen möchten, so muss ich und zwar hier
grade im Interesse der Frauenbildung etwas näher auseinander-
setzen, welche Bewandtniss es mit der Lehrweise der Universi-
täten hat, und wie die Verkehrtheit derselben theils von den
Wirkungen der längst überlebten mittelalterlichen Zunftverfassung,
theils von den mitgeschleppten Gelehrsamkeitsstoffen alter Art
und schliesslich auch von dem unmodernen und unwissenschaftlichen
Princip der autoritären Ueberlieferung persönlicher Mei-
nungsweisheit in Heftvorlesungsform herzuleiten ist.

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[38/0047] Prüfung auf irgend einem Wege eingepackt werden muss, um dann für den entscheidenden Tag zum Auspacken bereit zu sein. Freilich wird dann die Reise durch das praktische Leben nicht zu viel von der Bagage mitzuschleppen haben; denn die letztere verliert sich zu einem grossen Theil und Stück für Stück, ohne dass eine besondere Bemühung nöthig wäre. Einiges haftet je- doch; aber selbst an diesem Wenigen sind die Universitäten meist unschuldig; denn grade die allmälige und allein nachhaltige Ein- verleibung von Wissensstoff, um welche es sich bei einer wohl- geordneten, nicht erst schliesslich überstürzten Vorbereitung handelt, ist das, was von ihnen verfehlt wird. Sie verderben die Zeit, in der etwas Gediegenes geschehen sollte, mit ihrem leb- losen Scheinunterricht und wiegen den Studirenden nicht blos eigentlich, sondern auch metaphorisch in Schlummer, indem sie grade die Gewissenhaftesten glauben machen, mit dem absitzen- den Anhören der professoralen Heftverlautbarung ihre Pflicht gethan und für die zureichende Präparation ihres wissensbedürf- tigen Hirns gesorgt zu haben. Im Falle der grössten Geduld tragen die Studirenden aber doch nur beschriebenes Papier nach Hause, während ihr Geist im günstigsten Falle unbeschrieben bleibt, im weniger günstigen aber allerlei Kreuz- und Querstriche aufzuweisen hat, welche von dem hölzernen Stil der professoralen Heftcompilation herrühren. Die weibliche Welt hat hienach keine Ursache, die Jünger der Universitäten zu beneiden. Sie hat Ansprüche auf etwas Besseres, und wenn sie in den Verlegenheiten der Uebergangs- zustände von jedem Mittel und also auch von den Universitäten Gebrauch machen will, so kann dies nur den Sinn haben, sich den Zugang in neue Berufszweige auf einem nun einmal noch ausschliesslich privilegirten Wege zu eröffnen und wird daher nur als ein unter Umständen nothwendiges Uebel zu betrachten sein. Da jedoch ohne die innern Gründe die nackten Thatsachen zu ungeheuerlich erscheinen möchten, so muss ich und zwar hier grade im Interesse der Frauenbildung etwas näher auseinander- setzen, welche Bewandtniss es mit der Lehrweise der Universi- täten hat, und wie die Verkehrtheit derselben theils von den Wirkungen der längst überlebten mittelalterlichen Zunftverfassung, theils von den mitgeschleppten Gelehrsamkeitsstoffen alter Art und schliesslich auch von dem unmodernen und unwissenschaftlichen Princip der autoritären Ueberlieferung persönlicher Mei- nungsweisheit in Heftvorlesungsform herzuleiten ist.

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Zitationshilfe: Dühring, Eugen: Der Weg zur höheren Berufsbildung der Frauen und die Lehrweise der Universitäten. 2. Aufl. Leipzig, 1885, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/duehring_berufsbildung_1885/47>, abgerufen am 03.12.2024.