Druskowitz, Helene von: Moderne Versuche eines Religionsersatzes. Heidelberg, 1886.Rückwirkung, durch die es principiell als Thatsache verworfen Dühring ist sich wohl bewußt, daß seinem Principe, die Dühring faßt nun den Urgrund der Dinge materialistisch, *) p. 145.
Rückwirkung, durch die es principiell als Thatſache verworfen Dühring iſt ſich wohl bewußt, daß ſeinem Principe, die Dühring faßt nun den Urgrund der Dinge materialiſtiſch, *) p. 145.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0080" n="71"/> Rückwirkung, durch die es principiell als Thatſache verworfen<lb/> wird, hinweg, ſo entſteht der falſche Schein, als wenn es in<lb/> aller Glorie abſolut waltete. Was ſein ſoll und nicht anders<lb/> als ſein kann, iſt aber gleichſam nur die offene Thür zu<lb/> allen möglichen Wegen und Abwegen. Wenn ſich der Abweg<lb/> nicht blos als ſolcher characteriſirt, ſondern auch immer<lb/> gleichſam an eine undurchdringliche Mauer führt, ſo ſind<lb/> dieſe Schranken hinreichend, um der Gerechtigkeit genug-<lb/> zuthun.“</p><lb/> <p>Dühring iſt ſich wohl bewußt, daß ſeinem Principe, die<lb/> Characteriſtik des Seins auf dem Jnhalt menſchlicher Cha-<lb/> ractertypen beruhen zu laſſen, leicht Scheingründe ent-<lb/> gegengeſtellt werden können. „Man braucht nur dreiſt zu<lb/> behaupten, alle derartige Kennzeichnung von Sein und Natur<lb/> nach menſchlichen Characterzügen ſei ſubjektiv und grob<lb/> anthropomorphiſtiſch.“ Gegen dieſen Vorwurf wendet Düh-<lb/> ring mit Recht ein<note place="foot" n="*)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 145.</note>: „Auch der Anthropomorphismus, in<lb/> einem gewiſſen Sinne verſtanden, hat ſein Recht. Der Menſch<lb/> hat eben nichts Anderes, als den Jnhalt des menſchlichen<lb/> Weſens, um den Jnbegriff der Dinge zu characteriſiren.<lb/> Nicht auf den Kern ſeines Weſens, ſondern nur auf die Zu-<lb/> ſälligkeiten hat er bei der Kennzeichnung zu verzichten. Er<lb/> hat das Auge, um die Welt zu ſehen, nicht aber, um die<lb/> thörichte Einbildung zu hegen, die Welt oder der ihr zu<lb/> Grunde gelegte Gott ſei ein Auge.“</p><lb/> <p>Dühring faßt nun den Urgrund der Dinge materialiſtiſch,<lb/> aber man braucht dieſen Standpunkt nicht zu theilen, um<lb/> mit ſeinem Principe vom modernen Völkergeiſte zur Charak-<lb/> teriſirung der letzten Gründe, — wie man ſich dieſelben auch<lb/> denke — vorzuſchreiten, einverſtanden zu ſein. Es liegt nur<lb/> ſcheinbar eine Beſchränktheit in dem Gedanken zur Kennzeich-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [71/0080]
Rückwirkung, durch die es principiell als Thatſache verworfen
wird, hinweg, ſo entſteht der falſche Schein, als wenn es in
aller Glorie abſolut waltete. Was ſein ſoll und nicht anders
als ſein kann, iſt aber gleichſam nur die offene Thür zu
allen möglichen Wegen und Abwegen. Wenn ſich der Abweg
nicht blos als ſolcher characteriſirt, ſondern auch immer
gleichſam an eine undurchdringliche Mauer führt, ſo ſind
dieſe Schranken hinreichend, um der Gerechtigkeit genug-
zuthun.“
Dühring iſt ſich wohl bewußt, daß ſeinem Principe, die
Characteriſtik des Seins auf dem Jnhalt menſchlicher Cha-
ractertypen beruhen zu laſſen, leicht Scheingründe ent-
gegengeſtellt werden können. „Man braucht nur dreiſt zu
behaupten, alle derartige Kennzeichnung von Sein und Natur
nach menſchlichen Characterzügen ſei ſubjektiv und grob
anthropomorphiſtiſch.“ Gegen dieſen Vorwurf wendet Düh-
ring mit Recht ein *): „Auch der Anthropomorphismus, in
einem gewiſſen Sinne verſtanden, hat ſein Recht. Der Menſch
hat eben nichts Anderes, als den Jnhalt des menſchlichen
Weſens, um den Jnbegriff der Dinge zu characteriſiren.
Nicht auf den Kern ſeines Weſens, ſondern nur auf die Zu-
ſälligkeiten hat er bei der Kennzeichnung zu verzichten. Er
hat das Auge, um die Welt zu ſehen, nicht aber, um die
thörichte Einbildung zu hegen, die Welt oder der ihr zu
Grunde gelegte Gott ſei ein Auge.“
Dühring faßt nun den Urgrund der Dinge materialiſtiſch,
aber man braucht dieſen Standpunkt nicht zu theilen, um
mit ſeinem Principe vom modernen Völkergeiſte zur Charak-
teriſirung der letzten Gründe, — wie man ſich dieſelben auch
denke — vorzuſchreiten, einverſtanden zu ſein. Es liegt nur
ſcheinbar eine Beſchränktheit in dem Gedanken zur Kennzeich-
*) p. 145.
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