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Druskowitz, Helene von: Moderne Versuche eines Religionsersatzes. Heidelberg, 1886.

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deshalb auch subjektiv empfunden werden sollten. Er steht
in dieser wie in mancher anderen Hinsicht in einem schroffen
Gegensatz zu Duboc.

Wir wollen über den polemischen Theil des Buches,
welcher gegen den Semitismus gerichtet ist und die völlige
Unverträglichkeit desselben mit dem modernen Völkergeiste
darthut, hinweggehen. Uns interessirt hier nur der Gedanke,
mit welchem Dühring einen vollkommeneren Ersatz für das
Christenthum geboten zu haben glaubt.

Es steht für Dühring fest, daß, sowie das Christenthum
und die ihm zu Grunde liegende Weltanschauung von einer
auf der Völkerscala verhältnißmäßig niedrigstehenden Nation
ausgegangen ist, die religionsersetzende Weltanschauung an
die guten Stammeseigenschaften der modernen Völker an-
knüpfen müsse, in welch' letzteren Dühring die beste bisherige
Menschheitsausprägung sieht. "Eine Geistesführung, die
nicht wieder abgelegt werden soll," sagt Dühring, "muß im
physiologischen Charakter der betreffenden Völker begründet
sein."

Jnwiefern soll aber der moderne Völkergeist in seinen
besten Zügen als Ausgangspunkt einer neuen Lehre gedacht
werden? Jndem er zum Princip einer Characterisirung
des Urgrundes der Dinge genommen wird. Hat Duboc we-
sentlich die Kennzeichnung des Weltprocesses im Auge, so
geht Dühring auf den Weltgrund -- wir sehen zunächst von
der Art ab, wie er denselben faßt -- zurück. Beide Denker
ergänzen einander, denn Weltgrund wie Weltproceß müssen
beim Religionsersatz mit gleicher Jntensität in's Auge ge-
faßt werden.

Auf die erste Aera der Menschheit, die asiatische, wo
verhältnißmäßig niedrig stehende, aber ältere Völker den
jüngeren ihren Stempel aufgedrückt haben, soll die europäische
folgen, in welcher die modernen Culturvölker, besonders die

deshalb auch ſubjektiv empfunden werden ſollten. Er ſteht
in dieſer wie in mancher anderen Hinſicht in einem ſchroffen
Gegenſatz zu Duboc.

Wir wollen über den polemiſchen Theil des Buches,
welcher gegen den Semitismus gerichtet iſt und die völlige
Unverträglichkeit desſelben mit dem modernen Völkergeiſte
darthut, hinweggehen. Uns intereſſirt hier nur der Gedanke,
mit welchem Dühring einen vollkommeneren Erſatz für das
Chriſtenthum geboten zu haben glaubt.

Es ſteht für Dühring feſt, daß, ſowie das Chriſtenthum
und die ihm zu Grunde liegende Weltanſchauung von einer
auf der Völkerſcala verhältnißmäßig niedrigſtehenden Nation
ausgegangen iſt, die religionserſetzende Weltanſchauung an
die guten Stammeseigenſchaften der modernen Völker an-
knüpfen müſſe, in welch’ letzteren Dühring die beſte bisherige
Menſchheitsausprägung ſieht. „Eine Geiſtesführung, die
nicht wieder abgelegt werden ſoll,“ ſagt Dühring, „muß im
phyſiologiſchen Charakter der betreffenden Völker begründet
ſein.“

Jnwiefern ſoll aber der moderne Völkergeiſt in ſeinen
beſten Zügen als Ausgangspunkt einer neuen Lehre gedacht
werden? Jndem er zum Princip einer Characteriſirung
des Urgrundes der Dinge genommen wird. Hat Duboc we-
ſentlich die Kennzeichnung des Weltproceſſes im Auge, ſo
geht Dühring auf den Weltgrund — wir ſehen zunächſt von
der Art ab, wie er denſelben faßt — zurück. Beide Denker
ergänzen einander, denn Weltgrund wie Weltproceß müſſen
beim Religionserſatz mit gleicher Jntenſität in’s Auge ge-
faßt werden.

Auf die erſte Aera der Menſchheit, die aſiatiſche, wo
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jüngeren ihren Stempel aufgedrückt haben, ſoll die europäiſche
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[68/0077] deshalb auch ſubjektiv empfunden werden ſollten. Er ſteht in dieſer wie in mancher anderen Hinſicht in einem ſchroffen Gegenſatz zu Duboc. Wir wollen über den polemiſchen Theil des Buches, welcher gegen den Semitismus gerichtet iſt und die völlige Unverträglichkeit desſelben mit dem modernen Völkergeiſte darthut, hinweggehen. Uns intereſſirt hier nur der Gedanke, mit welchem Dühring einen vollkommeneren Erſatz für das Chriſtenthum geboten zu haben glaubt. Es ſteht für Dühring feſt, daß, ſowie das Chriſtenthum und die ihm zu Grunde liegende Weltanſchauung von einer auf der Völkerſcala verhältnißmäßig niedrigſtehenden Nation ausgegangen iſt, die religionserſetzende Weltanſchauung an die guten Stammeseigenſchaften der modernen Völker an- knüpfen müſſe, in welch’ letzteren Dühring die beſte bisherige Menſchheitsausprägung ſieht. „Eine Geiſtesführung, die nicht wieder abgelegt werden ſoll,“ ſagt Dühring, „muß im phyſiologiſchen Charakter der betreffenden Völker begründet ſein.“ Jnwiefern ſoll aber der moderne Völkergeiſt in ſeinen beſten Zügen als Ausgangspunkt einer neuen Lehre gedacht werden? Jndem er zum Princip einer Characteriſirung des Urgrundes der Dinge genommen wird. Hat Duboc we- ſentlich die Kennzeichnung des Weltproceſſes im Auge, ſo geht Dühring auf den Weltgrund — wir ſehen zunächſt von der Art ab, wie er denſelben faßt — zurück. Beide Denker ergänzen einander, denn Weltgrund wie Weltproceß müſſen beim Religionserſatz mit gleicher Jntenſität in’s Auge ge- faßt werden. Auf die erſte Aera der Menſchheit, die aſiatiſche, wo verhältnißmäßig niedrig ſtehende, aber ältere Völker den jüngeren ihren Stempel aufgedrückt haben, ſoll die europäiſche folgen, in welcher die modernen Culturvölker, beſonders die

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Zitationshilfe: Druskowitz, Helene von: Moderne Versuche eines Religionsersatzes. Heidelberg, 1886, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/druskowitz_religionsersatz_1886/77>, abgerufen am 21.11.2024.