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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Die Wärmezonen der Erde.
von 10°--20° mindestens noch 4 Monate (an der nördlichen Grenze
der fünften Zone), meistens aber ungefähr die Hälfte des Jahres
hindurch anhalten, und unter 10° Wärmemittel liegende Monate
allerhöchstens zwei Drittel des Jahres dauern. Diese drei Zonen,
unter sich ziemlich innig und oft mit verschlungenen Grenzen
zusammenhängend, gliedern sich naturgemäß ab, je nachdem sie
entweder noch einige Monate hindurch die heissen Temperaturen
der Tropenzone teilen, oder sie sich im Gegenteil einige Monate
lang durch unter 10° sinkende Temperaturen an die kalten Klimate
anschliessen. Ueber den Ozeanen und an einigen kleinen Stellen
der Kontinente ist als eine besondere, "konstant gemäßigte" Zone
diejenige abgehoben, in welcher kein Monat über 20° oder unter
10° Temperaturmittel zeigt; diese dritte konstant gemäßigte
und die vierte, sommerheisse Zone vertreten sich gegenseitig
nebeneinander, während die fünfte Zone polwärts sich an beide
anschliesst; die Grenze zwischen Zone 3 und 5 bildet dabei die
Isotherme von 10° des kältesten Monats, die Grenze zwischen Zone 4
und 5 aber die Isotherme von 22° des wärmsten Monats, da dem
Verf. durch 22° eine bessere Grenze als durch 20° erzielt zu werden
schien. -- Auch ich halte dies für nützlich, weil anderenfalls die
vierte Zone viel zu weit polwärts sich ausdehnen würde, zumal da
anderen Karten zufolge die 22°-Isotherme des Juli weiter nach
Norden ausgreift als in Köppens Darstellung.

6. Die kalte Zone, in den Ländern der nördlichen Halbkugel
ungleich stärker entwickelt als im Süden, besitzt höchstens 4 Monate
lang, mindestens aber 1 Monat hindurch die gemäßigten Tempe-
raturen von 10°C. und darüber; ihre nördliche Grenze bildet
die oben besprochene Juliisotherme von 10°, deren Natürlichkeit
schon hervorgehoben wurde; dort ist der Juli der einzige noch
"gemäßigt" auftretende Monat; alle anderen Monate sind mit
ihren niedrigeren Mitteln "kalt". In dieser Zone verläuft, an
manchen Stellen sogar seiner Südgrenze ziemlich genähert, die
Südgrenze des stets gefrorenen Erdreiches nach ungefähren An-
gaben; von da an nordwärts thaut der Boden, welcher ja von
einer gewissen Tiefe an (23 m vollständig!) auch im Sommer die
mittlere Jahrestemperatur beibehält, wegen des sehr niederen
Jahresmittels gar nicht mehr auf in den der jährlichen Sonnen-
wirkung entzogenen Tiefen, obwohl nicht nur hochstämmige Wälder,
sondern zum Teil auch noch Kornfelder auf seiner Oberfläche
recht gut gedeihen.

7. Die Polarzone nimmt dann den jenseits der 10°-Isotherme
des wärmsten Monates liegenden Rest der Erde ein, abgesehen von
den hochalpinen Regionen der Hochgebirge, welche bei dem kleineren
Maßstabe der Karte keine Darstellung fanden. -- Für sie ist von
Interesse noch die Untersuchung Supans über die 0°-Isotherme
des wärmsten Monats, welche der Berechnung nach am Nordpol (mit
+ 0,45° Julitemperatur) noch nicht erreicht sein würde, dagegen
auf der südlichen Hemisphäre ungefähr mit dem südlichen Polar-
kreise zusammenfällt. Da dort nach allen unseren Wahrnehmungen

Die Wärmezonen der Erde.
von 10°—20° mindestens noch 4 Monate (an der nördlichen Grenze
der fünften Zone), meistens aber ungefähr die Hälfte des Jahres
hindurch anhalten, und unter 10° Wärmemittel liegende Monate
allerhöchstens zwei Drittel des Jahres dauern. Diese drei Zonen,
unter sich ziemlich innig und oft mit verschlungenen Grenzen
zusammenhängend, gliedern sich naturgemäß ab, je nachdem sie
entweder noch einige Monate hindurch die heissen Temperaturen
der Tropenzone teilen, oder sie sich im Gegenteil einige Monate
lang durch unter 10° sinkende Temperaturen an die kalten Klimate
anschliessen. Ueber den Ozeanen und an einigen kleinen Stellen
der Kontinente ist als eine besondere, „konstant gemäßigte“ Zone
diejenige abgehoben, in welcher kein Monat über 20° oder unter
10° Temperaturmittel zeigt; diese dritte konstant gemäßigte
und die vierte, sommerheisse Zone vertreten sich gegenseitig
nebeneinander, während die fünfte Zone polwärts sich an beide
anschliesst; die Grenze zwischen Zone 3 und 5 bildet dabei die
Isotherme von 10° des kältesten Monats, die Grenze zwischen Zone 4
und 5 aber die Isotherme von 22° des wärmsten Monats, da dem
Verf. durch 22° eine bessere Grenze als durch 20° erzielt zu werden
schien. — Auch ich halte dies für nützlich, weil anderenfalls die
vierte Zone viel zu weit polwärts sich ausdehnen würde, zumal da
anderen Karten zufolge die 22°-Isotherme des Juli weiter nach
Norden ausgreift als in Köppens Darstellung.

6. Die kalte Zone, in den Ländern der nördlichen Halbkugel
ungleich stärker entwickelt als im Süden, besitzt höchstens 4 Monate
lang, mindestens aber 1 Monat hindurch die gemäßigten Tempe-
raturen von 10°C. und darüber; ihre nördliche Grenze bildet
die oben besprochene Juliisotherme von 10°, deren Natürlichkeit
schon hervorgehoben wurde; dort ist der Juli der einzige noch
„gemäßigt“ auftretende Monat; alle anderen Monate sind mit
ihren niedrigeren Mitteln „kalt“. In dieser Zone verläuft, an
manchen Stellen sogar seiner Südgrenze ziemlich genähert, die
Südgrenze des stets gefrorenen Erdreiches nach ungefähren An-
gaben; von da an nordwärts thaut der Boden, welcher ja von
einer gewissen Tiefe an (23 m vollständig!) auch im Sommer die
mittlere Jahrestemperatur beibehält, wegen des sehr niederen
Jahresmittels gar nicht mehr auf in den der jährlichen Sonnen-
wirkung entzogenen Tiefen, obwohl nicht nur hochstämmige Wälder,
sondern zum Teil auch noch Kornfelder auf seiner Oberfläche
recht gut gedeihen.

7. Die Polarzone nimmt dann den jenseits der 10°-Isotherme
des wärmsten Monates liegenden Rest der Erde ein, abgesehen von
den hochalpinen Regionen der Hochgebirge, welche bei dem kleineren
Maßstabe der Karte keine Darstellung fanden. — Für sie ist von
Interesse noch die Untersuchung Supans über die 0°-Isotherme
des wärmsten Monats, welche der Berechnung nach am Nordpol (mit
+ 0,45° Julitemperatur) noch nicht erreicht sein würde, dagegen
auf der südlichen Hemisphäre ungefähr mit dem südlichen Polar-
kreise zusammenfällt. Da dort nach allen unseren Wahrnehmungen

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[76/0098] Die Wärmezonen der Erde. von 10°—20° mindestens noch 4 Monate (an der nördlichen Grenze der fünften Zone), meistens aber ungefähr die Hälfte des Jahres hindurch anhalten, und unter 10° Wärmemittel liegende Monate allerhöchstens zwei Drittel des Jahres dauern. Diese drei Zonen, unter sich ziemlich innig und oft mit verschlungenen Grenzen zusammenhängend, gliedern sich naturgemäß ab, je nachdem sie entweder noch einige Monate hindurch die heissen Temperaturen der Tropenzone teilen, oder sie sich im Gegenteil einige Monate lang durch unter 10° sinkende Temperaturen an die kalten Klimate anschliessen. Ueber den Ozeanen und an einigen kleinen Stellen der Kontinente ist als eine besondere, „konstant gemäßigte“ Zone diejenige abgehoben, in welcher kein Monat über 20° oder unter 10° Temperaturmittel zeigt; diese dritte konstant gemäßigte und die vierte, sommerheisse Zone vertreten sich gegenseitig nebeneinander, während die fünfte Zone polwärts sich an beide anschliesst; die Grenze zwischen Zone 3 und 5 bildet dabei die Isotherme von 10° des kältesten Monats, die Grenze zwischen Zone 4 und 5 aber die Isotherme von 22° des wärmsten Monats, da dem Verf. durch 22° eine bessere Grenze als durch 20° erzielt zu werden schien. — Auch ich halte dies für nützlich, weil anderenfalls die vierte Zone viel zu weit polwärts sich ausdehnen würde, zumal da anderen Karten zufolge die 22°-Isotherme des Juli weiter nach Norden ausgreift als in Köppens Darstellung. 6. Die kalte Zone, in den Ländern der nördlichen Halbkugel ungleich stärker entwickelt als im Süden, besitzt höchstens 4 Monate lang, mindestens aber 1 Monat hindurch die gemäßigten Tempe- raturen von 10°C. und darüber; ihre nördliche Grenze bildet die oben besprochene Juliisotherme von 10°, deren Natürlichkeit schon hervorgehoben wurde; dort ist der Juli der einzige noch „gemäßigt“ auftretende Monat; alle anderen Monate sind mit ihren niedrigeren Mitteln „kalt“. In dieser Zone verläuft, an manchen Stellen sogar seiner Südgrenze ziemlich genähert, die Südgrenze des stets gefrorenen Erdreiches nach ungefähren An- gaben; von da an nordwärts thaut der Boden, welcher ja von einer gewissen Tiefe an (23 m vollständig!) auch im Sommer die mittlere Jahrestemperatur beibehält, wegen des sehr niederen Jahresmittels gar nicht mehr auf in den der jährlichen Sonnen- wirkung entzogenen Tiefen, obwohl nicht nur hochstämmige Wälder, sondern zum Teil auch noch Kornfelder auf seiner Oberfläche recht gut gedeihen. 7. Die Polarzone nimmt dann den jenseits der 10°-Isotherme des wärmsten Monates liegenden Rest der Erde ein, abgesehen von den hochalpinen Regionen der Hochgebirge, welche bei dem kleineren Maßstabe der Karte keine Darstellung fanden. — Für sie ist von Interesse noch die Untersuchung Supans über die 0°-Isotherme des wärmsten Monats, welche der Berechnung nach am Nordpol (mit + 0,45° Julitemperatur) noch nicht erreicht sein würde, dagegen auf der südlichen Hemisphäre ungefähr mit dem südlichen Polar- kreise zusammenfällt. Da dort nach allen unseren Wahrnehmungen

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/98>, abgerufen am 25.11.2024.