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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Trockenschutz.
nennen, welche bald mehr bei Kräutern, bald mehr bei
Holzgewächsen anzutreffen sind:

1. Kleinheit und rasche Abfälligkeit der jungen,
niemals in die trockne Periode übertretenden
Blätter, oft verbunden mit Verdornung der
Zweige.
2. Succulenz der Blätter oder der blattlosen Stamm-
organe. Hierher gehören auch die mächtigen
Knollenstammbildungen, welche wie bei der Dios-
coreacee Testudinaria elephantipes unter gewürfel-
ter Korkrinde die schlummernden Triebe bergen
und mit Wasser versehen.
3. Haarkleid der Blätter und Festigkeit der
Oberhaut.
4. Sekrete der Blätter oder Stengel, Zweige, von
Wachs oder besonders von einem Firnislack.
Die letztere Organisation ist jüngst durch Volkens
näher beleuchtet und auf Harzausscheidung ent-
weder durch Drüsenhaare, oder durch jugendliche
Nebenblätter, oder durch ganze unter der Ober-
haut harzerfüllt liegende Gewebsschichten, bezw.
Hautdrüsen zurückgeführt (Berichte d. deutsch.
bot. Ges. 1890, S. 120).
5. Gehalt an ätherischem Oel in Blättern und
Stengeln, auch wohl Schleim-Inhalt.
6. Schutzlage der verdunstenden Spaltöffnungen
in Höhlungen, überdacht durch Haare, Schuppen
u. s. w.
7. Einrollung langer schmaler Blätter. Dieselbe
ist besonders bei Grasblättern bedeutungsvoll und
zeichnet eine grosse Zahl von Steppengräsern
gegenüber den saftigeren "Wiesengräsern" aus.
Tschirch, welcher diese Verhältnisse genauer unter-
suchte, findet im Zusammenfalten oder Einrollen der
Steppengrasblätter eine sehr wirkungsvollle Einrichtung
gegen Trockenheit. "Denn da die meisten, besonders die,
welche als Bewohner dürren Sandbodens bekannt sind,
nur an den Seiten ihrer Längsrinnen Spaltöffnungen be-
sitzen und auf der nach aussen gekehrten Seite mit einem
dichten Bastzellenringe gepanzert sind, so wird durch ein

Trockenschutz.
nennen, welche bald mehr bei Kräutern, bald mehr bei
Holzgewächsen anzutreffen sind:

1. Kleinheit und rasche Abfälligkeit der jungen,
niemals in die trockne Periode übertretenden
Blätter, oft verbunden mit Verdornung der
Zweige.
2. Succulenz der Blätter oder der blattlosen Stamm-
organe. Hierher gehören auch die mächtigen
Knollenstammbildungen, welche wie bei der Dios-
coreacee Testudinaria elephantipes unter gewürfel-
ter Korkrinde die schlummernden Triebe bergen
und mit Wasser versehen.
3. Haarkleid der Blätter und Festigkeit der
Oberhaut.
4. Sekrete der Blätter oder Stengel, Zweige, von
Wachs oder besonders von einem Firnislack.
Die letztere Organisation ist jüngst durch Volkens
näher beleuchtet und auf Harzausscheidung ent-
weder durch Drüsenhaare, oder durch jugendliche
Nebenblätter, oder durch ganze unter der Ober-
haut harzerfüllt liegende Gewebsschichten, bezw.
Hautdrüsen zurückgeführt (Berichte d. deutsch.
bot. Ges. 1890, S. 120).
5. Gehalt an ätherischem Oel in Blättern und
Stengeln, auch wohl Schleim-Inhalt.
6. Schutzlage der verdunstenden Spaltöffnungen
in Höhlungen, überdacht durch Haare, Schuppen
u. s. w.
7. Einrollung langer schmaler Blätter. Dieselbe
ist besonders bei Grasblättern bedeutungsvoll und
zeichnet eine grosse Zahl von Steppengräsern
gegenüber den saftigeren „Wiesengräsern“ aus.
Tschirch, welcher diese Verhältnisse genauer unter-
suchte, findet im Zusammenfalten oder Einrollen der
Steppengrasblätter eine sehr wirkungsvollle Einrichtung
gegen Trockenheit. „Denn da die meisten, besonders die,
welche als Bewohner dürren Sandbodens bekannt sind,
nur an den Seiten ihrer Längsrinnen Spaltöffnungen be-
sitzen und auf der nach aussen gekehrten Seite mit einem
dichten Bastzellenringe gepanzert sind, so wird durch ein

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[67/0089] Trockenschutz. nennen, welche bald mehr bei Kräutern, bald mehr bei Holzgewächsen anzutreffen sind: 1. Kleinheit und rasche Abfälligkeit der jungen, niemals in die trockne Periode übertretenden Blätter, oft verbunden mit Verdornung der Zweige. 2. Succulenz der Blätter oder der blattlosen Stamm- organe. Hierher gehören auch die mächtigen Knollenstammbildungen, welche wie bei der Dios- coreacee Testudinaria elephantipes unter gewürfel- ter Korkrinde die schlummernden Triebe bergen und mit Wasser versehen. 3. Haarkleid der Blätter und Festigkeit der Oberhaut. 4. Sekrete der Blätter oder Stengel, Zweige, von Wachs oder besonders von einem Firnislack. Die letztere Organisation ist jüngst durch Volkens näher beleuchtet und auf Harzausscheidung ent- weder durch Drüsenhaare, oder durch jugendliche Nebenblätter, oder durch ganze unter der Ober- haut harzerfüllt liegende Gewebsschichten, bezw. Hautdrüsen zurückgeführt (Berichte d. deutsch. bot. Ges. 1890, S. 120). 5. Gehalt an ätherischem Oel in Blättern und Stengeln, auch wohl Schleim-Inhalt. 6. Schutzlage der verdunstenden Spaltöffnungen in Höhlungen, überdacht durch Haare, Schuppen u. s. w. 7. Einrollung langer schmaler Blätter. Dieselbe ist besonders bei Grasblättern bedeutungsvoll und zeichnet eine grosse Zahl von Steppengräsern gegenüber den saftigeren „Wiesengräsern“ aus. Tschirch, welcher diese Verhältnisse genauer unter- suchte, findet im Zusammenfalten oder Einrollen der Steppengrasblätter eine sehr wirkungsvollle Einrichtung gegen Trockenheit. „Denn da die meisten, besonders die, welche als Bewohner dürren Sandbodens bekannt sind, nur an den Seiten ihrer Längsrinnen Spaltöffnungen be- sitzen und auf der nach aussen gekehrten Seite mit einem dichten Bastzellenringe gepanzert sind, so wird durch ein

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/89>, abgerufen am 05.05.2024.