Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

Bild:
<< vorherige Seite

Orographischer Aufbau.
lich sind fast alle Länder mit einer dichten oder dünnen
Vegetationsdecke überzogen, welche ihrerseits mit neuen
bedingenden Eigenschaften für solche Pflanzen auftritt,
die sich zwischen ihr ansiedeln wollen, indem sie ihnen
bald dichten Schatten, bald reiche Lichtfülle in den Baum-
wipfeln zuweist und einen stetig wirkenden Kampf um
den Standort hervorruft; ausserdem ist überall eine Tier-
welt neben den Pflanzen angesiedelt, welche zu ihrer Be-
fruchtung beiträgt, ihre Samen verbreitet, oder sich feind-
lich ihnen gegenüberstellt: und so finden wir hier ausser
den periodisch wirkenden Agentien noch eine Kette anderer
Einflüsse auf die Biologie der Pflanzen, nicht direkt an
die Umlaufszeit der Erde um die Sonne und an die geo-
graphische Breite gebunden, auch nicht im grossen Maß-
stabe, sondern nur im kleineren Rahmen wirksam (sofern
wir von den durch die Gebirgserhebungen bedingten
klimatischen Verschiebungen der Zonen ineinander ab-
sehen wollen); und diese Faktoren sollen hier als Wir-
kungen des orographischen Aufbaues und der durch die
organischen Mitbewohner veranlassten allgemeinen Lebens-
lage gekennzeichnet werden.

Orographischer Aufbau. Es ist dieser eigentlich
erst das Mittel, um den Klimaten der Erde die vorhandene
grosse Mannigfaltigkeit und ihre faktischen Grenzen zu
verleihen; aber in dieser Beziehung sind die Gebirge
und Ebenen der allgemeinen Jahresperiodizität unter-
worfen und fallen in das Gebiet der vorstehend gemachten
klimatologischen Untersuchungen, immer allerdings neue
Beziehungen schaffend im Zusammenwirken von Licht,
Wärme und Niederschlägen.

Der Lauf der Thäler, die Erhebung einzelner Piks,
schafft sehr verschiedenartige Bedingungen für die Besiede-
lung durch die Exposition gegen intensive Sonnenstrah-
lung oder gegen rauhe Regenwinde; nicht nur die Höhen-
grenzen ganzer Formationen wie einzelner Bestandesglieder
werden dadurch namhaft verschoben, sondern es können
gegenüberliegende Thalgehänge durch verschiedene Exposi-
tion geradezu von verschiedenartigen Floren besiedelt sein.

Drude, Pflanzengeographie. 4

Orographischer Aufbau.
lich sind fast alle Länder mit einer dichten oder dünnen
Vegetationsdecke überzogen, welche ihrerseits mit neuen
bedingenden Eigenschaften für solche Pflanzen auftritt,
die sich zwischen ihr ansiedeln wollen, indem sie ihnen
bald dichten Schatten, bald reiche Lichtfülle in den Baum-
wipfeln zuweist und einen stetig wirkenden Kampf um
den Standort hervorruft; ausserdem ist überall eine Tier-
welt neben den Pflanzen angesiedelt, welche zu ihrer Be-
fruchtung beiträgt, ihre Samen verbreitet, oder sich feind-
lich ihnen gegenüberstellt: und so finden wir hier ausser
den periodisch wirkenden Agentien noch eine Kette anderer
Einflüsse auf die Biologie der Pflanzen, nicht direkt an
die Umlaufszeit der Erde um die Sonne und an die geo-
graphische Breite gebunden, auch nicht im grossen Maß-
stabe, sondern nur im kleineren Rahmen wirksam (sofern
wir von den durch die Gebirgserhebungen bedingten
klimatischen Verschiebungen der Zonen ineinander ab-
sehen wollen); und diese Faktoren sollen hier als Wir-
kungen des orographischen Aufbaues und der durch die
organischen Mitbewohner veranlassten allgemeinen Lebens-
lage gekennzeichnet werden.

Orographischer Aufbau. Es ist dieser eigentlich
erst das Mittel, um den Klimaten der Erde die vorhandene
grosse Mannigfaltigkeit und ihre faktischen Grenzen zu
verleihen; aber in dieser Beziehung sind die Gebirge
und Ebenen der allgemeinen Jahresperiodizität unter-
worfen und fallen in das Gebiet der vorstehend gemachten
klimatologischen Untersuchungen, immer allerdings neue
Beziehungen schaffend im Zusammenwirken von Licht,
Wärme und Niederschlägen.

Der Lauf der Thäler, die Erhebung einzelner Piks,
schafft sehr verschiedenartige Bedingungen für die Besiede-
lung durch die Exposition gegen intensive Sonnenstrah-
lung oder gegen rauhe Regenwinde; nicht nur die Höhen-
grenzen ganzer Formationen wie einzelner Bestandesglieder
werden dadurch namhaft verschoben, sondern es können
gegenüberliegende Thalgehänge durch verschiedene Exposi-
tion geradezu von verschiedenartigen Floren besiedelt sein.

Drude, Pflanzengeographie. 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0071" n="49"/><fw place="top" type="header">Orographischer Aufbau.</fw><lb/>
lich sind fast alle Länder mit einer dichten oder dünnen<lb/>
Vegetationsdecke überzogen, welche ihrerseits mit neuen<lb/>
bedingenden Eigenschaften für solche Pflanzen auftritt,<lb/>
die sich zwischen ihr ansiedeln wollen, indem sie ihnen<lb/>
bald dichten Schatten, bald reiche Lichtfülle in den Baum-<lb/>
wipfeln zuweist und einen stetig wirkenden Kampf um<lb/>
den Standort hervorruft; ausserdem ist überall eine Tier-<lb/>
welt neben den Pflanzen angesiedelt, welche zu ihrer Be-<lb/>
fruchtung beiträgt, ihre Samen verbreitet, oder sich feind-<lb/>
lich ihnen gegenüberstellt: und so finden wir hier ausser<lb/>
den periodisch wirkenden Agentien noch eine Kette anderer<lb/>
Einflüsse auf die Biologie der Pflanzen, nicht direkt an<lb/>
die Umlaufszeit der Erde um die Sonne und an die geo-<lb/>
graphische Breite gebunden, auch nicht im grossen Maß-<lb/>
stabe, sondern nur im kleineren Rahmen wirksam (sofern<lb/>
wir von den durch die Gebirgserhebungen bedingten<lb/>
klimatischen Verschiebungen der Zonen ineinander ab-<lb/>
sehen wollen); und diese Faktoren sollen hier als Wir-<lb/>
kungen des orographischen Aufbaues und der durch die<lb/>
organischen Mitbewohner veranlassten allgemeinen Lebens-<lb/>
lage gekennzeichnet werden.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#b">Orographischer Aufbau.</hi> Es ist dieser eigentlich<lb/>
erst das Mittel, um den Klimaten der Erde die vorhandene<lb/>
grosse Mannigfaltigkeit und ihre faktischen Grenzen zu<lb/>
verleihen; aber in dieser Beziehung sind die Gebirge<lb/>
und Ebenen der allgemeinen Jahresperiodizität unter-<lb/>
worfen und fallen in das Gebiet der vorstehend gemachten<lb/>
klimatologischen Untersuchungen, immer allerdings neue<lb/>
Beziehungen schaffend im Zusammenwirken von Licht,<lb/>
Wärme und Niederschlägen.</p><lb/>
        <p>Der Lauf der Thäler, die Erhebung einzelner Piks,<lb/>
schafft sehr verschiedenartige Bedingungen für die Besiede-<lb/>
lung durch die <hi rendition="#g">Exposition</hi> gegen intensive Sonnenstrah-<lb/>
lung oder gegen rauhe Regenwinde; nicht nur die Höhen-<lb/>
grenzen ganzer Formationen wie einzelner Bestandesglieder<lb/>
werden dadurch namhaft verschoben, sondern es können<lb/>
gegenüberliegende Thalgehänge durch verschiedene Exposi-<lb/>
tion geradezu von verschiedenartigen Floren besiedelt sein.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Drude</hi>, Pflanzengeographie. 4</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[49/0071] Orographischer Aufbau. lich sind fast alle Länder mit einer dichten oder dünnen Vegetationsdecke überzogen, welche ihrerseits mit neuen bedingenden Eigenschaften für solche Pflanzen auftritt, die sich zwischen ihr ansiedeln wollen, indem sie ihnen bald dichten Schatten, bald reiche Lichtfülle in den Baum- wipfeln zuweist und einen stetig wirkenden Kampf um den Standort hervorruft; ausserdem ist überall eine Tier- welt neben den Pflanzen angesiedelt, welche zu ihrer Be- fruchtung beiträgt, ihre Samen verbreitet, oder sich feind- lich ihnen gegenüberstellt: und so finden wir hier ausser den periodisch wirkenden Agentien noch eine Kette anderer Einflüsse auf die Biologie der Pflanzen, nicht direkt an die Umlaufszeit der Erde um die Sonne und an die geo- graphische Breite gebunden, auch nicht im grossen Maß- stabe, sondern nur im kleineren Rahmen wirksam (sofern wir von den durch die Gebirgserhebungen bedingten klimatischen Verschiebungen der Zonen ineinander ab- sehen wollen); und diese Faktoren sollen hier als Wir- kungen des orographischen Aufbaues und der durch die organischen Mitbewohner veranlassten allgemeinen Lebens- lage gekennzeichnet werden. Orographischer Aufbau. Es ist dieser eigentlich erst das Mittel, um den Klimaten der Erde die vorhandene grosse Mannigfaltigkeit und ihre faktischen Grenzen zu verleihen; aber in dieser Beziehung sind die Gebirge und Ebenen der allgemeinen Jahresperiodizität unter- worfen und fallen in das Gebiet der vorstehend gemachten klimatologischen Untersuchungen, immer allerdings neue Beziehungen schaffend im Zusammenwirken von Licht, Wärme und Niederschlägen. Der Lauf der Thäler, die Erhebung einzelner Piks, schafft sehr verschiedenartige Bedingungen für die Besiede- lung durch die Exposition gegen intensive Sonnenstrah- lung oder gegen rauhe Regenwinde; nicht nur die Höhen- grenzen ganzer Formationen wie einzelner Bestandesglieder werden dadurch namhaft verschoben, sondern es können gegenüberliegende Thalgehänge durch verschiedene Exposi- tion geradezu von verschiedenartigen Floren besiedelt sein. Drude, Pflanzengeographie. 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/71
Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/71>, abgerufen am 04.05.2024.