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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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der Ruheperiode.

Dabei war aber der äussere und der sich im Gewichte zeigende
Zustand der Knospen im Freien vom Dezember bis Anfang März
ungeändert geblieben, und Askenasy macht daraus den Rückschluss,
dass die Blütenknospen auch in ihrer Ruheperiode eine innere
(wahrscheinlich chemische) Aenderung erleiden, die sich nicht in
Gewichts- oder Grössenzunahme sogleich zu erkennen gibt. Auf
diese Weise wirkt dann also die Zeitdauer der Winterruhe auch
bei Temperaturen unter Null und erst recht nahe unterhalb der
eigentlichen Schwelle dennoch als ein positiv förderndes Mittel.

Es ist dieses eine Beispiel ausführlicher mitgeteilt,
nicht nur um den in den phänologischen Beobachtungen
fast stets gesuchten Zusammenhang zwischen Temperatur
und Vegetationsphase auf ein begründetes Maß zu be-
schränken, sondern auch um einmal wenigstens zu zeigen,
wie das physiologische Experiment auf diesem Gebiete
der Pflanzengeographie eine Grundlage zu schaffen be-
stimmt ist, während alle auf Rechnung allein begründeten
Anschauungen den Keim der Schwäche in sich tragen.
Denn nach diesen Versuchen lässt sich sogleich eine sach-
liche Erörterung über den Anfangstermin der Temperatur-
beobachtungen zu phänologischen Zwecken machen; man
kann sagen, dass dieselben vom Beginn der Ruheperiode
an zu summieren seien, oder vom Beginn der Treibfähig-
keit an; jedenfalls scheint der 1. Januar schon etwas zu
spät, und um doch einen natürlichen mittleren Anfangs-
punkt zu wählen, sollte man die Temperaturen von der
Wintersonnenwende an für nordische Frühjahrsphasen
summieren, vielleicht schon vom 1. Dezember an.

Wichtiger ist noch das weitere Resultat, was auch
mit tausendfältigen anderen Beobachtungen übereinstimmt,
dass die Zeitdauer der Ruheperiode an sich mitwirkt
bei der Beschleunigung, welche Temperaturerhöhungen für
den Eintritt einer Phase ausüben können. Es zählen
daher die Tage mit Temperaturen unter Null, welche
bei der Summenbildung fortgelassen werden, doch auch
in etwas mit, insofern als es Ruhetage an sich sind
und eine bestimmte Zahl von Ruhetagen verstrichen
sein muss, bevor auch unter den günstigsten Tempera-
turen eine normale Phasenentwickelung eintreten kann.
Umgekehrt drängt sich die Phase von selbst auch bei

der Ruheperiode.

Dabei war aber der äussere und der sich im Gewichte zeigende
Zustand der Knospen im Freien vom Dezember bis Anfang März
ungeändert geblieben, und Askenasy macht daraus den Rückschluss,
dass die Blütenknospen auch in ihrer Ruheperiode eine innere
(wahrscheinlich chemische) Aenderung erleiden, die sich nicht in
Gewichts- oder Grössenzunahme sogleich zu erkennen gibt. Auf
diese Weise wirkt dann also die Zeitdauer der Winterruhe auch
bei Temperaturen unter Null und erst recht nahe unterhalb der
eigentlichen Schwelle dennoch als ein positiv förderndes Mittel.

Es ist dieses eine Beispiel ausführlicher mitgeteilt,
nicht nur um den in den phänologischen Beobachtungen
fast stets gesuchten Zusammenhang zwischen Temperatur
und Vegetationsphase auf ein begründetes Maß zu be-
schränken, sondern auch um einmal wenigstens zu zeigen,
wie das physiologische Experiment auf diesem Gebiete
der Pflanzengeographie eine Grundlage zu schaffen be-
stimmt ist, während alle auf Rechnung allein begründeten
Anschauungen den Keim der Schwäche in sich tragen.
Denn nach diesen Versuchen lässt sich sogleich eine sach-
liche Erörterung über den Anfangstermin der Temperatur-
beobachtungen zu phänologischen Zwecken machen; man
kann sagen, dass dieselben vom Beginn der Ruheperiode
an zu summieren seien, oder vom Beginn der Treibfähig-
keit an; jedenfalls scheint der 1. Januar schon etwas zu
spät, und um doch einen natürlichen mittleren Anfangs-
punkt zu wählen, sollte man die Temperaturen von der
Wintersonnenwende an für nordische Frühjahrsphasen
summieren, vielleicht schon vom 1. Dezember an.

Wichtiger ist noch das weitere Resultat, was auch
mit tausendfältigen anderen Beobachtungen übereinstimmt,
dass die Zeitdauer der Ruheperiode an sich mitwirkt
bei der Beschleunigung, welche Temperaturerhöhungen für
den Eintritt einer Phase ausüben können. Es zählen
daher die Tage mit Temperaturen unter Null, welche
bei der Summenbildung fortgelassen werden, doch auch
in etwas mit, insofern als es Ruhetage an sich sind
und eine bestimmte Zahl von Ruhetagen verstrichen
sein muss, bevor auch unter den günstigsten Tempera-
turen eine normale Phasenentwickelung eintreten kann.
Umgekehrt drängt sich die Phase von selbst auch bei

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[43/0065] der Ruheperiode. Dabei war aber der äussere und der sich im Gewichte zeigende Zustand der Knospen im Freien vom Dezember bis Anfang März ungeändert geblieben, und Askenasy macht daraus den Rückschluss, dass die Blütenknospen auch in ihrer Ruheperiode eine innere (wahrscheinlich chemische) Aenderung erleiden, die sich nicht in Gewichts- oder Grössenzunahme sogleich zu erkennen gibt. Auf diese Weise wirkt dann also die Zeitdauer der Winterruhe auch bei Temperaturen unter Null und erst recht nahe unterhalb der eigentlichen Schwelle dennoch als ein positiv förderndes Mittel. Es ist dieses eine Beispiel ausführlicher mitgeteilt, nicht nur um den in den phänologischen Beobachtungen fast stets gesuchten Zusammenhang zwischen Temperatur und Vegetationsphase auf ein begründetes Maß zu be- schränken, sondern auch um einmal wenigstens zu zeigen, wie das physiologische Experiment auf diesem Gebiete der Pflanzengeographie eine Grundlage zu schaffen be- stimmt ist, während alle auf Rechnung allein begründeten Anschauungen den Keim der Schwäche in sich tragen. Denn nach diesen Versuchen lässt sich sogleich eine sach- liche Erörterung über den Anfangstermin der Temperatur- beobachtungen zu phänologischen Zwecken machen; man kann sagen, dass dieselben vom Beginn der Ruheperiode an zu summieren seien, oder vom Beginn der Treibfähig- keit an; jedenfalls scheint der 1. Januar schon etwas zu spät, und um doch einen natürlichen mittleren Anfangs- punkt zu wählen, sollte man die Temperaturen von der Wintersonnenwende an für nordische Frühjahrsphasen summieren, vielleicht schon vom 1. Dezember an. Wichtiger ist noch das weitere Resultat, was auch mit tausendfältigen anderen Beobachtungen übereinstimmt, dass die Zeitdauer der Ruheperiode an sich mitwirkt bei der Beschleunigung, welche Temperaturerhöhungen für den Eintritt einer Phase ausüben können. Es zählen daher die Tage mit Temperaturen unter Null, welche bei der Summenbildung fortgelassen werden, doch auch in etwas mit, insofern als es Ruhetage an sich sind und eine bestimmte Zahl von Ruhetagen verstrichen sein muss, bevor auch unter den günstigsten Tempera- turen eine normale Phasenentwickelung eintreten kann. Umgekehrt drängt sich die Phase von selbst auch bei

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/65>, abgerufen am 22.11.2024.