lederbrauner, beim Trocknen in das Schwärzliche über- gehenden Farbe, in die eigentlichen Grünalgen, Chloro- phyceen, deren Farbe am häufigsten dem gewöhnlichen Verhalten grünen Laubes entspricht und welche zugleich in den Süsswasserformationen eine Hauptrolle in Hinsicht auf Artenzahl spielen, und endlich in die mikroskopisch kleinen Bacillariaceen (Diatomeen), welche nach ihrem die einzellige Hülle mitaufbauenden Kieselpanzer am zweckmäßigsten als Kieselalgen bezeichnet werden; auch diese letzteren, welche leicht fossilisieren und in der "In- fusorienerde" oft mächtige Lager bilden, sind sowohl marin, als im süssen Wasser heimisch, während Rot- und Brauntange, verschwindend kleine Ausnahmen abgerechnet, zwei ozeanische Sondergruppen vorstellen.
Wie gross die Artenzahl der grösseren Tange, von den mikroskopischen Bacillarien abgesehen, in den Meeren sei, lässt sich noch kaum überschlagen; 260 Arten zählt z. B. Kjellmans arktische Algenflora, von denen 104 Flo- rideen und 92 Melanophyceen sind; über 300 zählt die des Golfes von Neapel, unter denen 187 Florideen und 75 Melanophyceen sind. Ueberwiegen auch die Florideen in den wärmeren Meeren, so sind doch auch sie, wie Kjellmans Zahlen beweisen, artenreich noch in den Polarmeeren, wo aber die Brauntange nicht nur einen grösseren relativen Artreichtum, sondern auch ganz be- sonders eine viel mehr gesteigerte Produktionskraft an organischer Substanz besitzen und mächtige Individuen ausbilden, denen gegenüber die dort über dem Meere angesiedelten Landfloren nur dürftige Erzeugnisse besitzen. Im hohen Norden nimmt die Spezieszahl zwar relativ ab, doch steigert sich damit um so mehr die verhältnis- mäßige Individuenmenge und die bedeutende Grösse ein- zelner häufiger Arten. Schon in den nordeuropäischen Meeren bilden z. B. die zwei Laminarien grosse Stöcke und ansehnliches Laub, von den fünf grönländischen Arten er- reicht die gemeinste, L. longicruris, 20--25 m Länge, ebenso die Alarien im ochotskischen Meere.
Das ozeanische Algenleben knüpft nun seine wesent- lichsten Lebens- und Verbreitungsbedingungen an das
Ozeanisches Florenreich.
lederbrauner, beim Trocknen in das Schwärzliche über- gehenden Farbe, in die eigentlichen Grünalgen, Chloro- phyceen, deren Farbe am häufigsten dem gewöhnlichen Verhalten grünen Laubes entspricht und welche zugleich in den Süsswasserformationen eine Hauptrolle in Hinsicht auf Artenzahl spielen, und endlich in die mikroskopisch kleinen Bacillariaceen (Diatomeen), welche nach ihrem die einzellige Hülle mitaufbauenden Kieselpanzer am zweckmäßigsten als Kieselalgen bezeichnet werden; auch diese letzteren, welche leicht fossilisieren und in der „In- fusorienerde“ oft mächtige Lager bilden, sind sowohl marin, als im süssen Wasser heimisch, während Rot- und Brauntange, verschwindend kleine Ausnahmen abgerechnet, zwei ozeanische Sondergruppen vorstellen.
Wie gross die Artenzahl der grösseren Tange, von den mikroskopischen Bacillarien abgesehen, in den Meeren sei, lässt sich noch kaum überschlagen; 260 Arten zählt z. B. Kjellmans arktische Algenflora, von denen 104 Flo- rideen und 92 Melanophyceen sind; über 300 zählt die des Golfes von Neapel, unter denen 187 Florideen und 75 Melanophyceen sind. Ueberwiegen auch die Florideen in den wärmeren Meeren, so sind doch auch sie, wie Kjellmans Zahlen beweisen, artenreich noch in den Polarmeeren, wo aber die Brauntange nicht nur einen grösseren relativen Artreichtum, sondern auch ganz be- sonders eine viel mehr gesteigerte Produktionskraft an organischer Substanz besitzen und mächtige Individuen ausbilden, denen gegenüber die dort über dem Meere angesiedelten Landfloren nur dürftige Erzeugnisse besitzen. Im hohen Norden nimmt die Spezieszahl zwar relativ ab, doch steigert sich damit um so mehr die verhältnis- mäßige Individuenmenge und die bedeutende Grösse ein- zelner häufiger Arten. Schon in den nordeuropäischen Meeren bilden z. B. die zwei Laminarien grosse Stöcke und ansehnliches Laub, von den fünf grönländischen Arten er- reicht die gemeinste, L. longicruris, 20—25 m Länge, ebenso die Alarien im ochotskischen Meere.
Das ozeanische Algenleben knüpft nun seine wesent- lichsten Lebens- und Verbreitungsbedingungen an das
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Ozeanisches Florenreich.
lederbrauner, beim Trocknen in das Schwärzliche über-
gehenden Farbe, in die eigentlichen Grünalgen, Chloro-
phyceen, deren Farbe am häufigsten dem gewöhnlichen
Verhalten grünen Laubes entspricht und welche zugleich
in den Süsswasserformationen eine Hauptrolle in Hinsicht
auf Artenzahl spielen, und endlich in die mikroskopisch
kleinen Bacillariaceen (Diatomeen), welche nach ihrem
die einzellige Hülle mitaufbauenden Kieselpanzer am
zweckmäßigsten als Kieselalgen bezeichnet werden; auch
diese letzteren, welche leicht fossilisieren und in der „In-
fusorienerde“ oft mächtige Lager bilden, sind sowohl
marin, als im süssen Wasser heimisch, während Rot- und
Brauntange, verschwindend kleine Ausnahmen abgerechnet,
zwei ozeanische Sondergruppen vorstellen.
Wie gross die Artenzahl der grösseren Tange, von
den mikroskopischen Bacillarien abgesehen, in den Meeren
sei, lässt sich noch kaum überschlagen; 260 Arten zählt
z. B. Kjellmans arktische Algenflora, von denen 104 Flo-
rideen und 92 Melanophyceen sind; über 300 zählt die
des Golfes von Neapel, unter denen 187 Florideen und
75 Melanophyceen sind. Ueberwiegen auch die Florideen
in den wärmeren Meeren, so sind doch auch sie, wie
Kjellmans Zahlen beweisen, artenreich noch in den
Polarmeeren, wo aber die Brauntange nicht nur einen
grösseren relativen Artreichtum, sondern auch ganz be-
sonders eine viel mehr gesteigerte Produktionskraft an
organischer Substanz besitzen und mächtige Individuen
ausbilden, denen gegenüber die dort über dem Meere
angesiedelten Landfloren nur dürftige Erzeugnisse besitzen.
Im hohen Norden nimmt die Spezieszahl zwar relativ
ab, doch steigert sich damit um so mehr die verhältnis-
mäßige Individuenmenge und die bedeutende Grösse ein-
zelner häufiger Arten. Schon in den nordeuropäischen
Meeren bilden z. B. die zwei Laminarien grosse Stöcke und
ansehnliches Laub, von den fünf grönländischen Arten er-
reicht die gemeinste, L. longicruris, 20—25 m Länge,
ebenso die Alarien im ochotskischen Meere.
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 550. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/582>, abgerufen am 24.11.2024.
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