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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Absonderung der antarktischen Flora.
immergrüne Waldvegetation aus den Tropen fehlenden
Ordnungen, bez. Tribus und Charaktergattungen, auftritt,
da zeigt sich trotz der grossen geographischen Entfernung
zwischen den einzelnen Kontinenten eine gewisse Gemein-
samkeit, welche zwar an die durchgreifende Verwandt-
schaft der borealen Floren in Eichen, Fichten, Tannen,
Rhododendron etc. nicht entfernt herangeht, aber welche
doch in Hinsicht auf viele systematische Analogien und
Verwandtschaften verdient, als Band eines neuen, zerstreut
liegenden und daher locker zusammengefügten "Antark-
tischen Florenreichs
" hervorgehoben zu werden.
Dieses erstreckt sich gar nicht auf das südliche Afrika,
dessen geographische Lage ungünstig für derartige Be-
siedelung war; es findet seine stärkste Entwickelung an
der südamerikanischen Westküste, zugleich aber im süd-
lichen Neuseeland, wo es zusammen mit dem subtropisch-
indischen Florenelement jenes herrliche, unter Kapitel 15
angedeutete Florengemisch erzeugt; weiterhin findet es
sich in Tasmanien reichlich und in den australischen
Alpen spärlich, sodann in verarmtem Formationsbestande
auf den südlichen Inseln. Die Coniferen spielen unter
den antarktischen Sippen wiederum eine hohe Rolle (vergl.
oben S. 185--186), erreichen aber die südlichen Inseln
nicht; von Cupuliferen sind die australen Buchen (Notho-
fagus
, siehe S. 190) überall charakteristisch und dringen
auf den Gebirgen gegen die Subtropen vor; schlingende
Liliaceen (Luzuriaga, siehe S. 209) bilden noch Lianen
ganz anderer Formen als in den Tropen. Von hohem
Interesse ist, dass hier mehrere der ausgezeichnetsten
borealen Staudenordnungen wie Umbelliferen, Ranuncula-
ceen, Cruciferen, in eine ähnliche Wichtigkeit eintreten,
nachdem sie in den Tropen fast unterdrückt waren;
Compositen mit Gramineen und Cyperaceen bilden Matten
und hochalpine Formationen, und hier mischt sich in
Südamerika das andine Element mit dem antarktischen.
Auf den südamerikanischen Anden ist die Wiederkehr
borealer Gattungen besonders gross; Valeriana, Saxifraga,
Draba, Gentiana, Bartsia, Alchemilla
und Astragalus
wachsen hoch oben in Peru. So finden wir daher im

Absonderung der antarktischen Flora.
immergrüne Waldvegetation aus den Tropen fehlenden
Ordnungen, bez. Tribus und Charaktergattungen, auftritt,
da zeigt sich trotz der grossen geographischen Entfernung
zwischen den einzelnen Kontinenten eine gewisse Gemein-
samkeit, welche zwar an die durchgreifende Verwandt-
schaft der borealen Floren in Eichen, Fichten, Tannen,
Rhododendron etc. nicht entfernt herangeht, aber welche
doch in Hinsicht auf viele systematische Analogien und
Verwandtschaften verdient, als Band eines neuen, zerstreut
liegenden und daher locker zusammengefügten „Antark-
tischen Florenreichs
“ hervorgehoben zu werden.
Dieses erstreckt sich gar nicht auf das südliche Afrika,
dessen geographische Lage ungünstig für derartige Be-
siedelung war; es findet seine stärkste Entwickelung an
der südamerikanischen Westküste, zugleich aber im süd-
lichen Neuseeland, wo es zusammen mit dem subtropisch-
indischen Florenelement jenes herrliche, unter Kapitel 15
angedeutete Florengemisch erzeugt; weiterhin findet es
sich in Tasmanien reichlich und in den australischen
Alpen spärlich, sodann in verarmtem Formationsbestande
auf den südlichen Inseln. Die Coniferen spielen unter
den antarktischen Sippen wiederum eine hohe Rolle (vergl.
oben S. 185—186), erreichen aber die südlichen Inseln
nicht; von Cupuliferen sind die australen Buchen (Notho-
fagus
, siehe S. 190) überall charakteristisch und dringen
auf den Gebirgen gegen die Subtropen vor; schlingende
Liliaceen (Luzuriaga, siehe S. 209) bilden noch Lianen
ganz anderer Formen als in den Tropen. Von hohem
Interesse ist, dass hier mehrere der ausgezeichnetsten
borealen Staudenordnungen wie Umbelliferen, Ranuncula-
ceen, Cruciferen, in eine ähnliche Wichtigkeit eintreten,
nachdem sie in den Tropen fast unterdrückt waren;
Compositen mit Gramineen und Cyperaceen bilden Matten
und hochalpine Formationen, und hier mischt sich in
Südamerika das andine Element mit dem antarktischen.
Auf den südamerikanischen Anden ist die Wiederkehr
borealer Gattungen besonders gross; Valeriana, Saxifraga,
Draba, Gentiana, Bartsia, Alchemilla
und Astragalus
wachsen hoch oben in Peru. So finden wir daher im

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[531/0563] Absonderung der antarktischen Flora. immergrüne Waldvegetation aus den Tropen fehlenden Ordnungen, bez. Tribus und Charaktergattungen, auftritt, da zeigt sich trotz der grossen geographischen Entfernung zwischen den einzelnen Kontinenten eine gewisse Gemein- samkeit, welche zwar an die durchgreifende Verwandt- schaft der borealen Floren in Eichen, Fichten, Tannen, Rhododendron etc. nicht entfernt herangeht, aber welche doch in Hinsicht auf viele systematische Analogien und Verwandtschaften verdient, als Band eines neuen, zerstreut liegenden und daher locker zusammengefügten „Antark- tischen Florenreichs“ hervorgehoben zu werden. Dieses erstreckt sich gar nicht auf das südliche Afrika, dessen geographische Lage ungünstig für derartige Be- siedelung war; es findet seine stärkste Entwickelung an der südamerikanischen Westküste, zugleich aber im süd- lichen Neuseeland, wo es zusammen mit dem subtropisch- indischen Florenelement jenes herrliche, unter Kapitel 15 angedeutete Florengemisch erzeugt; weiterhin findet es sich in Tasmanien reichlich und in den australischen Alpen spärlich, sodann in verarmtem Formationsbestande auf den südlichen Inseln. Die Coniferen spielen unter den antarktischen Sippen wiederum eine hohe Rolle (vergl. oben S. 185—186), erreichen aber die südlichen Inseln nicht; von Cupuliferen sind die australen Buchen (Notho- fagus, siehe S. 190) überall charakteristisch und dringen auf den Gebirgen gegen die Subtropen vor; schlingende Liliaceen (Luzuriaga, siehe S. 209) bilden noch Lianen ganz anderer Formen als in den Tropen. Von hohem Interesse ist, dass hier mehrere der ausgezeichnetsten borealen Staudenordnungen wie Umbelliferen, Ranuncula- ceen, Cruciferen, in eine ähnliche Wichtigkeit eintreten, nachdem sie in den Tropen fast unterdrückt waren; Compositen mit Gramineen und Cyperaceen bilden Matten und hochalpine Formationen, und hier mischt sich in Südamerika das andine Element mit dem antarktischen. Auf den südamerikanischen Anden ist die Wiederkehr borealer Gattungen besonders gross; Valeriana, Saxifraga, Draba, Gentiana, Bartsia, Alchemilla und Astragalus wachsen hoch oben in Peru. So finden wir daher im

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 531. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/563>, abgerufen am 18.05.2024.