Werfen wir nach der Nennung der für die einzelnen Vege- tationsregionen besonders auffälligen Gattungen bezw. Arten noch einen kurzen Rückblick auf die in der tropisch-südamerika- nischen Flora in erster Linie charakteristischen Ord- nungen, so fallen neben Leguminosen, Myrtaceen, Rubiaceen (Cinchoneen!) besonders die Melastomaceen, Malpighiaceen, Euphor- biaceen und an vielen Stellen sogar die Solanaceen auf, neben denen die Palmen fast überall nebenher gehen. Sind diese Ord- nungen alle weiter verbreitet, so sind die Bromeliaceen, aus denen die Ananas stammt, die den Palmen ähnlichen Cyclanthaceen, unter denen Carludovica palmata als Stammpflanze der Panama-Hut- geflechte eine weitere Bedeutung hat, spezifisch amerikanisch und fast nur intratropisch, während die Cacteen allerdings in amerika- nischen Steppenlandschaften weit die Wendekreise überschreiten und jenseit des nördlichen vielleicht am meisten maßgebend für den Vegetationscharakter sind. Den Erstgenannten lassen sich einige kleinere Ordnungen anschliessen, die Vochysiaceen, Marc- graviaceen mit ihren merkwürdigen Sonnenschirm-Blütenstrahlen, die grössere Hälfte der sonst auch in Afrika heimischen Vellosia- ceen u. s. w. Die charakteristischen Palmen sind oben S. 177 bis 178 genannt. Merkwürdig erscheint dabei nur als Ausnahme der Beschränkung die Verbreitung von Elaeis guineensis in Afrika und Amerika gleichzeitig, während die Verbreitung der Cocos nucifera (von Centralamerika-Columbia aus?) erklärlicher ist.
Im Vergleich mit den indischen, in ihrer ganz anderen Art ebenso reichhaltigen Tropen vermissen wir z. B. die Dipterocarpaceen und alle Pandanus-Arten, auch hat Amerika dem dort in den Wäldern stattfindenden Auftreten zahlreicher Ficus-Arten nichts Aehnliches aus dieser Gruppe an die Seite zu stellen, obwohl Stämme von Urostigma in der Flora von Manaos mit unter den Riesen der Hyläa auftreten.
Zahlreiche Nutz- und Nahrungspflanzen haben noch heute ihr alleiniges Indigenat in diesem bedeutenden Florenreich oder sind aus ihm heraus durch menschliche Kultur, die alsdann immer eine tropische sein muss, zu einem weiteren Areal gelangt. Hehl's Aufzählung der vegetabilischen Schätze Brasiliens ist fürwahr im stande, ein Bild von den Reichtümern dieser bunt belebten Länder zu entwerfen! -- Allen Kulturpflanzen voran verdient wohl der Manioc- oder Cassavestrauch, Jatropha Manihot oder Manihot utilissima, als die Tapioca liefernde Pflanze aufgeführt zu werden; der Manioc ist schon lange in Afrika und Indien in weitere Kultur genommen, sein amerikanisches Indigenat aber unzweifelhaft. Weniger wichtig erscheinen die Yamsknollen, von denen Dioscorea
19. Tropisches Südamerika.
Werfen wir nach der Nennung der für die einzelnen Vege- tationsregionen besonders auffälligen Gattungen bezw. Arten noch einen kurzen Rückblick auf die in der tropisch-südamerika- nischen Flora in erster Linie charakteristischen Ord- nungen, so fallen neben Leguminosen, Myrtaceen, Rubiaceen (Cinchoneen!) besonders die Melastomaceen, Malpighiaceen, Euphor- biaceen und an vielen Stellen sogar die Solanaceen auf, neben denen die Palmen fast überall nebenher gehen. Sind diese Ord- nungen alle weiter verbreitet, so sind die Bromeliaceen, aus denen die Ananas stammt, die den Palmen ähnlichen Cyclanthaceen, unter denen Carludovica palmata als Stammpflanze der Panama-Hut- geflechte eine weitere Bedeutung hat, spezifisch amerikanisch und fast nur intratropisch, während die Cacteen allerdings in amerika- nischen Steppenlandschaften weit die Wendekreise überschreiten und jenseit des nördlichen vielleicht am meisten maßgebend für den Vegetationscharakter sind. Den Erstgenannten lassen sich einige kleinere Ordnungen anschliessen, die Vochysiaceen, Marc- graviaceen mit ihren merkwürdigen Sonnenschirm-Blütenstrahlen, die grössere Hälfte der sonst auch in Afrika heimischen Vellosia- ceen u. s. w. Die charakteristischen Palmen sind oben S. 177 bis 178 genannt. Merkwürdig erscheint dabei nur als Ausnahme der Beschränkung die Verbreitung von Elaeis guineensis in Afrika und Amerika gleichzeitig, während die Verbreitung der Cocos nucifera (von Centralamerika-Columbia aus?) erklärlicher ist.
Im Vergleich mit den indischen, in ihrer ganz anderen Art ebenso reichhaltigen Tropen vermissen wir z. B. die Dipterocarpaceen und alle Pandanus-Arten, auch hat Amerika dem dort in den Wäldern stattfindenden Auftreten zahlreicher Ficus-Arten nichts Aehnliches aus dieser Gruppe an die Seite zu stellen, obwohl Stämme von Urostigma in der Flora von Manaos mit unter den Riesen der Hyläa auftreten.
Zahlreiche Nutz- und Nahrungspflanzen haben noch heute ihr alleiniges Indigenat in diesem bedeutenden Florenreich oder sind aus ihm heraus durch menschliche Kultur, die alsdann immer eine tropische sein muss, zu einem weiteren Areal gelangt. Hehl’s Aufzählung der vegetabilischen Schätze Brasiliens ist fürwahr im stande, ein Bild von den Reichtümern dieser bunt belebten Länder zu entwerfen! — Allen Kulturpflanzen voran verdient wohl der Manioc- oder Cassavestrauch, Jatropha Manihot oder Manihot utilissima, als die Tapioca liefernde Pflanze aufgeführt zu werden; der Manioc ist schon lange in Afrika und Indien in weitere Kultur genommen, sein amerikanisches Indigenat aber unzweifelhaft. Weniger wichtig erscheinen die Yamsknollen, von denen Dioscorea
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19. Tropisches Südamerika.
Werfen wir nach der Nennung der für die einzelnen Vege-
tationsregionen besonders auffälligen Gattungen bezw. Arten noch
einen kurzen Rückblick auf die in der tropisch-südamerika-
nischen Flora in erster Linie charakteristischen Ord-
nungen, so fallen neben Leguminosen, Myrtaceen, Rubiaceen
(Cinchoneen!) besonders die Melastomaceen, Malpighiaceen, Euphor-
biaceen und an vielen Stellen sogar die Solanaceen auf, neben
denen die Palmen fast überall nebenher gehen. Sind diese Ord-
nungen alle weiter verbreitet, so sind die Bromeliaceen, aus denen
die Ananas stammt, die den Palmen ähnlichen Cyclanthaceen, unter
denen Carludovica palmata als Stammpflanze der Panama-Hut-
geflechte eine weitere Bedeutung hat, spezifisch amerikanisch und
fast nur intratropisch, während die Cacteen allerdings in amerika-
nischen Steppenlandschaften weit die Wendekreise überschreiten
und jenseit des nördlichen vielleicht am meisten maßgebend für
den Vegetationscharakter sind. Den Erstgenannten lassen sich
einige kleinere Ordnungen anschliessen, die Vochysiaceen, Marc-
graviaceen mit ihren merkwürdigen Sonnenschirm-Blütenstrahlen,
die grössere Hälfte der sonst auch in Afrika heimischen Vellosia-
ceen u. s. w. Die charakteristischen Palmen sind oben S. 177 bis
178 genannt. Merkwürdig erscheint dabei nur als Ausnahme der
Beschränkung die Verbreitung von Elaeis guineensis in Afrika
und Amerika gleichzeitig, während die Verbreitung der Cocos
nucifera (von Centralamerika-Columbia aus?) erklärlicher ist.
Im Vergleich mit den indischen, in ihrer ganz anderen Art ebenso
reichhaltigen Tropen vermissen wir z. B. die Dipterocarpaceen und
alle Pandanus-Arten, auch hat Amerika dem dort in den Wäldern
stattfindenden Auftreten zahlreicher Ficus-Arten nichts Aehnliches
aus dieser Gruppe an die Seite zu stellen, obwohl Stämme von
Urostigma in der Flora von Manaos mit unter den Riesen der
Hyläa auftreten.
Zahlreiche Nutz- und Nahrungspflanzen haben noch
heute ihr alleiniges Indigenat in diesem bedeutenden
Florenreich oder sind aus ihm heraus durch menschliche
Kultur, die alsdann immer eine tropische sein muss, zu
einem weiteren Areal gelangt. Hehl’s Aufzählung der
vegetabilischen Schätze Brasiliens ist fürwahr im stande,
ein Bild von den Reichtümern dieser bunt belebten Länder
zu entwerfen! — Allen Kulturpflanzen voran verdient
wohl der Manioc- oder Cassavestrauch, Jatropha Manihot
oder Manihot utilissima, als die Tapioca liefernde Pflanze
aufgeführt zu werden; der Manioc ist schon lange in
Afrika und Indien in weitere Kultur genommen, sein
amerikanisches Indigenat aber unzweifelhaft. Weniger
wichtig erscheinen die Yamsknollen, von denen Dioscorea
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 526. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/558>, abgerufen am 27.11.2024.
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