8. Obere brasilianische Barbacenien-Region (Oreaden). -- Diese drei Vegetationsregionen bezeichnen das von den Tropenwaldungen im Norden und Osten um- rahmte Innere von Brasilien mit trockenem Klima und beschränkter Regenzeit, beeinflusst von der Bodengestal- tung und Bodenunterlage, unter der die Campos-Vegetation vorzüglich auf Thon- und Glimmerschiefer, Magneteisen- stein und roten Eisensteinflötzen ruht. Während die kühle Region 8 von etwa 1300 m an aufwärts zu rechnen ist, hängen R. 6 und 7 verwickelter zusammen, und es scheint einstweilen noch an geordnetem Material zu fehlen, um beide Regionen schärfer auseinander zu halten; doch gehört die als Sertao wegen ihrer dünnen Bevölkerung bezeichnete Region von Ceara-Pernambuco-Piauhy, dem nördlichen Goyaz und Matto-Grosso, zu dem heissen Tropenklima, die Campos-Region dagegen, welche von Minas Geraes bis Sao Paulo und im südlichen Goyaz herrscht, liegt schon an dessen Südrand.
Nach Liais' Auseinandersetzungen scheint die Hamadryaden- region des Innern mit weiten offenen Feldern nördlich der Campos- Grasfluren zu beginnen, in denen Irideen, Compositen und besonders Boragineen-Heliotropieen den Teppich bilden und endlich letztere allein reiche Weidegründe liefern. Hier wächst an den Ufern kleiner Teiche und denen der Flüsse nördlich von 12° S. die schöne Carnauba-Palme Copernicia cerifera, welche merkwürdiger- weise weit südwärts nochmals im Gran Chaco wiederkehrt, aber in den Campos fehlt; nach ihr soll die Provinz Ceara den Namen führen. Noch imposanter sind die stellenweise auftretenden weiten Buriti-Palmenhaine von Mauritia vinifera und armata; im Kalk- Sertao von Bahia kommt Cocos coronata als eine der trockenen Jahreszeit in den lichten, blattwechselnden Caatingawäldern trefflich widerstehende hochstämmige Palme zwischen Cereus vor, Attalea compta und Bougainvillea treten in den besseren Waldungen auf. Dies alles bezeugt den voll tropischen Charakter, der in den nach Norden geöffneten Flussthälern sogleich mit Hyläatypus auftritt, und schon Martius setzt in seinen ersten Reiseberichten auseinander, dass diese nördlichen trockenen, sparsam mit Gras bekleideten Campos wesentlich in ihrer Florenphysiognomie von den Campos Geraes abweichen. Die Bäume und Sträucher fand er hier zahlreicher, oft ausgezeichnet durch grössere, harte, während der Dürre abfallende Blätter und darin den Caatingas ähnlich; er nennt als charakteristisch unter ihnen Hancornia speciosa, Simaruba
Amazonas-Gebiet. Brasilien.
7. Brasilianische Campos-Region (Oreaden);
8. Obere brasilianische Barbacenien-Region (Oreaden). — Diese drei Vegetationsregionen bezeichnen das von den Tropenwaldungen im Norden und Osten um- rahmte Innere von Brasilien mit trockenem Klima und beschränkter Regenzeit, beeinflusst von der Bodengestal- tung und Bodenunterlage, unter der die Campos-Vegetation vorzüglich auf Thon- und Glimmerschiefer, Magneteisen- stein und roten Eisensteinflötzen ruht. Während die kühle Region 8 von etwa 1300 m an aufwärts zu rechnen ist, hängen R. 6 und 7 verwickelter zusammen, und es scheint einstweilen noch an geordnetem Material zu fehlen, um beide Regionen schärfer auseinander zu halten; doch gehört die als Sertão wegen ihrer dünnen Bevölkerung bezeichnete Region von Ceara-Pernambuco-Piauhy, dem nördlichen Goyaz und Matto-Grosso, zu dem heissen Tropenklima, die Campos-Region dagegen, welche von Minas Geraës bis São Paulo und im südlichen Goyaz herrscht, liegt schon an dessen Südrand.
Nach Liais’ Auseinandersetzungen scheint die Hamadryaden- region des Innern mit weiten offenen Feldern nördlich der Campos- Grasfluren zu beginnen, in denen Irideen, Compositen und besonders Boragineen-Heliotropieen den Teppich bilden und endlich letztere allein reiche Weidegründe liefern. Hier wächst an den Ufern kleiner Teiche und denen der Flüsse nördlich von 12° S. die schöne Carnauba-Palme Copernicia cerifera, welche merkwürdiger- weise weit südwärts nochmals im Gran Chaco wiederkehrt, aber in den Campos fehlt; nach ihr soll die Provinz Ceará den Namen führen. Noch imposanter sind die stellenweise auftretenden weiten Buriti-Palmenhaine von Mauritia vinifera und armata; im Kalk- Sertao von Bahia kommt Cocos coronata als eine der trockenen Jahreszeit in den lichten, blattwechselnden Caatingawäldern trefflich widerstehende hochstämmige Palme zwischen Cereus vor, Attalea compta und Bougainvillea treten in den besseren Waldungen auf. Dies alles bezeugt den voll tropischen Charakter, der in den nach Norden geöffneten Flussthälern sogleich mit Hyläatypus auftritt, und schon Martius setzt in seinen ersten Reiseberichten auseinander, dass diese nördlichen trockenen, sparsam mit Gras bekleideten Campos wesentlich in ihrer Florenphysiognomie von den Campos Geraës abweichen. Die Bäume und Sträucher fand er hier zahlreicher, oft ausgezeichnet durch grössere, harte, während der Dürre abfallende Blätter und darin den Caatingas ähnlich; er nennt als charakteristisch unter ihnen Hancornia speciosa, Simaruba
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Amazonas-Gebiet. Brasilien.
7. Brasilianische Campos-Region (Oreaden);
8. Obere brasilianische Barbacenien-Region
(Oreaden). — Diese drei Vegetationsregionen bezeichnen
das von den Tropenwaldungen im Norden und Osten um-
rahmte Innere von Brasilien mit trockenem Klima und
beschränkter Regenzeit, beeinflusst von der Bodengestal-
tung und Bodenunterlage, unter der die Campos-Vegetation
vorzüglich auf Thon- und Glimmerschiefer, Magneteisen-
stein und roten Eisensteinflötzen ruht. Während die
kühle Region 8 von etwa 1300 m an aufwärts zu rechnen
ist, hängen R. 6 und 7 verwickelter zusammen, und es
scheint einstweilen noch an geordnetem Material zu fehlen,
um beide Regionen schärfer auseinander zu halten; doch
gehört die als Sertão wegen ihrer dünnen Bevölkerung
bezeichnete Region von Ceara-Pernambuco-Piauhy, dem
nördlichen Goyaz und Matto-Grosso, zu dem heissen
Tropenklima, die Campos-Region dagegen, welche von
Minas Geraës bis São Paulo und im südlichen Goyaz
herrscht, liegt schon an dessen Südrand.
Nach Liais’ Auseinandersetzungen scheint die Hamadryaden-
region des Innern mit weiten offenen Feldern nördlich der Campos-
Grasfluren zu beginnen, in denen Irideen, Compositen und besonders
Boragineen-Heliotropieen den Teppich bilden und endlich letztere
allein reiche Weidegründe liefern. Hier wächst an den Ufern
kleiner Teiche und denen der Flüsse nördlich von 12° S. die
schöne Carnauba-Palme Copernicia cerifera, welche merkwürdiger-
weise weit südwärts nochmals im Gran Chaco wiederkehrt, aber
in den Campos fehlt; nach ihr soll die Provinz Ceará den Namen
führen. Noch imposanter sind die stellenweise auftretenden weiten
Buriti-Palmenhaine von Mauritia vinifera und armata; im Kalk-
Sertao von Bahia kommt Cocos coronata als eine der trockenen
Jahreszeit in den lichten, blattwechselnden Caatingawäldern trefflich
widerstehende hochstämmige Palme zwischen Cereus vor, Attalea
compta und Bougainvillea treten in den besseren Waldungen
auf. Dies alles bezeugt den voll tropischen Charakter, der in
den nach Norden geöffneten Flussthälern sogleich mit Hyläatypus
auftritt, und schon Martius setzt in seinen ersten Reiseberichten
auseinander, dass diese nördlichen trockenen, sparsam mit Gras
bekleideten Campos wesentlich in ihrer Florenphysiognomie von
den Campos Geraës abweichen. Die Bäume und Sträucher fand
er hier zahlreicher, oft ausgezeichnet durch grössere, harte, während
der Dürre abfallende Blätter und darin den Caatingas ähnlich; er
nennt als charakteristisch unter ihnen Hancornia speciosa, Simaruba
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 523. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/555>, abgerufen am 23.11.2024.
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