lische hindurch bis zur Berührung mit antarktischen Sippen nimmt, sind die in jüngerer Zeit aus Neusüdwales bekannt gewordenen genaueren Temperaturbeobachtungen sehr geeignet, über welche der Litteraturbericht der Geographischen Mitteilungen 1885, S. 156 referiert. In der Küstenzone finden sich danach zwischen 30° und 37° S. als mittlere niederste Extreme immer noch 3°C., im Gebirge unter gleichen Breiten dagegen mittlere Kältegrade von -- 3° bis -- 17,5°C., welche am inneren Gebirgsrande und im Binnenlande sogleich sich auf -- 0,1 bis --5° mäßigen, um aber dafür mittlere Hitzeextreme bis zu 46°C. (im Vergleich mit 34°C. an der Küste) einzutauschen. Dieselben sind unstreitig am bedeutendsten in den inneren Wüstenflächen, deren Areal durch die 60 cm Niederschlags- grenze umschrieben ist.
Die Statistik der Flora, ihr Charakter hinsichtlich vorherrschender Familien und Gattungen, ist von dem unermüdlichen und um die Flora des australischen Welt- teils mehr als irgend ein anderer Zeitgenosse verdienten Baron v. Müller so grundlegend, zugleich in den Geo- graphischen Mitteilungen von 1883 so klar und allgemein anschaulich besprochen, dass jeder Auszug daraus unnötig erscheint. Nur sei die Statistik auf Grund seines neue- sten "Census" nachgetragen: 1409 Gattungen und 8839 Arten von Gefässpflanzen bewohnen Australien, und davon kommen nur 1338 (15,1 %) zugleich ausser Landes vor, alle anderen und eine Ueberzahl von Charaktergattungen sind endemisch. Von der eigenartigen (australen) Gesamtflora des Kontinents hat Westaustralien mit 3560 (40,3 %) den Löwenanteil, in um so interessanterer Form, als die mit circa 82 % endemischen Arten sich fast ganz auf das äussere Dreieck beschränken, welches durch eine Diagonallinie vom Westende der grossen australischen Bucht (Russel Ra.) nach der Sharks-Bai hin abgeschnit- ten wird. Queensland und Neusüdwales, einander in der Flora sehr entsprechend, haben dann einen ganz anderen Reichtum an Arten mit 3753 und bez. 3251, darunter viele tropische Gattungen in eigenen Arten. Nordaustra- lien besitzt nur 1956, Südaustralien 1892, Viktoria 1894 und Tasmanien 1029 Arten.
Dieser Wechsel der Arten beherrscht naturgemäß auch die Vegetationsformationen und bestimmt in ihnen neben dem Klima die Abgrenzung der unten auf-
16. Australien.
lische hindurch bis zur Berührung mit antarktischen Sippen nimmt, sind die in jüngerer Zeit aus Neusüdwales bekannt gewordenen genaueren Temperaturbeobachtungen sehr geeignet, über welche der Litteraturbericht der Geographischen Mitteilungen 1885, S. 156 referiert. In der Küstenzone finden sich danach zwischen 30° und 37° S. als mittlere niederste Extreme immer noch 3°C., im Gebirge unter gleichen Breiten dagegen mittlere Kältegrade von — 3° bis — 17,5°C., welche am inneren Gebirgsrande und im Binnenlande sogleich sich auf — 0,1 bis —5° mäßigen, um aber dafür mittlere Hitzeextreme bis zu 46°C. (im Vergleich mit 34°C. an der Küste) einzutauschen. Dieselben sind unstreitig am bedeutendsten in den inneren Wüstenflächen, deren Areal durch die 60 cm Niederschlags- grenze umschrieben ist.
Die Statistik der Flora, ihr Charakter hinsichtlich vorherrschender Familien und Gattungen, ist von dem unermüdlichen und um die Flora des australischen Welt- teils mehr als irgend ein anderer Zeitgenosse verdienten Baron v. Müller so grundlegend, zugleich in den Geo- graphischen Mitteilungen von 1883 so klar und allgemein anschaulich besprochen, dass jeder Auszug daraus unnötig erscheint. Nur sei die Statistik auf Grund seines neue- sten „Census“ nachgetragen: 1409 Gattungen und 8839 Arten von Gefässpflanzen bewohnen Australien, und davon kommen nur 1338 (15,1 %) zugleich ausser Landes vor, alle anderen und eine Ueberzahl von Charaktergattungen sind endemisch. Von der eigenartigen (australen) Gesamtflora des Kontinents hat Westaustralien mit 3560 (40,3 %) den Löwenanteil, in um so interessanterer Form, als die mit circa 82 % endemischen Arten sich fast ganz auf das äussere Dreieck beschränken, welches durch eine Diagonallinie vom Westende der grossen australischen Bucht (Russel Ra.) nach der Sharks-Bai hin abgeschnit- ten wird. Queensland und Neusüdwales, einander in der Flora sehr entsprechend, haben dann einen ganz anderen Reichtum an Arten mit 3753 und bez. 3251, darunter viele tropische Gattungen in eigenen Arten. Nordaustra- lien besitzt nur 1956, Südaustralien 1892, Viktoria 1894 und Tasmanien 1029 Arten.
Dieser Wechsel der Arten beherrscht naturgemäß auch die Vegetationsformationen und bestimmt in ihnen neben dem Klima die Abgrenzung der unten auf-
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16. Australien.
lische hindurch bis zur Berührung mit antarktischen Sippen nimmt,
sind die in jüngerer Zeit aus Neusüdwales bekannt gewordenen
genaueren Temperaturbeobachtungen sehr geeignet, über welche
der Litteraturbericht der Geographischen Mitteilungen 1885, S. 156
referiert. In der Küstenzone finden sich danach zwischen 30° und
37° S. als mittlere niederste Extreme immer noch 3°C., im Gebirge
unter gleichen Breiten dagegen mittlere Kältegrade von — 3° bis
— 17,5°C., welche am inneren Gebirgsrande und im Binnenlande
sogleich sich auf — 0,1 bis —5° mäßigen, um aber dafür mittlere
Hitzeextreme bis zu 46°C. (im Vergleich mit 34°C. an der Küste)
einzutauschen. Dieselben sind unstreitig am bedeutendsten in den
inneren Wüstenflächen, deren Areal durch die 60 cm Niederschlags-
grenze umschrieben ist.
Die Statistik der Flora, ihr Charakter hinsichtlich
vorherrschender Familien und Gattungen, ist von dem
unermüdlichen und um die Flora des australischen Welt-
teils mehr als irgend ein anderer Zeitgenosse verdienten
Baron v. Müller so grundlegend, zugleich in den Geo-
graphischen Mitteilungen von 1883 so klar und allgemein
anschaulich besprochen, dass jeder Auszug daraus unnötig
erscheint. Nur sei die Statistik auf Grund seines neue-
sten „Census“ nachgetragen: 1409 Gattungen und 8839
Arten von Gefässpflanzen bewohnen Australien, und davon
kommen nur 1338 (15,1 %) zugleich ausser Landes vor,
alle anderen und eine Ueberzahl von Charaktergattungen
sind endemisch. Von der eigenartigen (australen)
Gesamtflora des Kontinents hat Westaustralien mit 3560
(40,3 %) den Löwenanteil, in um so interessanterer Form,
als die mit circa 82 % endemischen Arten sich fast ganz
auf das äussere Dreieck beschränken, welches durch eine
Diagonallinie vom Westende der grossen australischen
Bucht (Russel Ra.) nach der Sharks-Bai hin abgeschnit-
ten wird. Queensland und Neusüdwales, einander in der
Flora sehr entsprechend, haben dann einen ganz anderen
Reichtum an Arten mit 3753 und bez. 3251, darunter
viele tropische Gattungen in eigenen Arten. Nordaustra-
lien besitzt nur 1956, Südaustralien 1892, Viktoria 1894
und Tasmanien 1029 Arten.
Dieser Wechsel der Arten beherrscht naturgemäß
auch die Vegetationsformationen und bestimmt in
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 494. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/526>, abgerufen am 22.11.2024.
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