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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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14. Indien und Sunda-Inseln.
als gewiss gelten. Verwandte, vom eigentlichen Kultur-
reis abweichende Rassen wachsen wild noch jetzt an
manchen Stellen des Florengebiets, so z. B. auch "Berg-
reis", Oryza coarctata, bei Parasnath (G. J., X, 315).
Der eigentliche wilde Reis soll noch jetzt an Seeufern
Indiens in grosser Menge wachsen, aber wegen seiner
geringen Erträge nicht sehr beachtet werden (vergl. A.
de Candolle, Ursprung der Kulturpflanzen, S. 487).

Die am reichsten zusammengesetzten Bezirke scheinen
die Berggegenden von Khasia und Assam, und anderer-
seits Borneo zu sein. Die Hauptmasse der vorderindi-
schen Floren dagegen erscheint arm, ihre Ebenen sind
nicht wie in Südamerika mit grossen zusammenhängenden
und formenreichen Wäldern bedeckt, auch fehlt es an
entsprechenden Formationen der Catingas Brasiliens.

Diese und viele andere Ausführungen sind von Hooker und
Thomson in der Einleitung zur Flora indica ebenso klar als an-
ziehend gegeben, so dass dieses Werk auch heute nach so langer
Zwischenzeit seinen hohen Wert voll behauptet.

Ein klares Bild der tropisch-indischen Waldformationen
hat Kurz in seinen Studien über die Wälder von Pegu gegeben
(siehe G. J., X, 190). 7 Waldungen werden unterschieden, von
denen 4 immergrün, 3 blattwechselnd sind; dazu kommt noch eine
immergrüne vom nicht tropischen Typus, indem Pinus Kasya in
Oberava und Martaban nicht unterhalb 1000 m, Pinus Merkusii in
Tenasserim schon von 500 m an aufwärts einfache Kiefernwälder
bildet, die sich bis nach Sumatra fortsetzen. Die übrigen 4 Forma-
tionen sind:

1. Die Mangroven (ausser Rhizophora gebildet von Bru-
guiera, Kandelia, Sonneratia, Aegiceras) und Flutwaldungen ohne
Rhizophoreen, gemischt aus 30 verschiedenen Baumarten.
2. Sumpfwaldungen im Innern, welche ihre Blätter
während der Regenzeit abwerfen, ohne Palmen und Bambus.
3. Eigentliche Tropenwaldungen immergrüner Be-
laubung, aber auch hier gemischt mit einzelnen laubabwerfenden
Bäumen (Sterculien, Parkia, Albizzia); Rotangpalmen bilden hier
die meisten Lianen, einzelne Bambus eigene "Unterwälder"; viel
hochstämmige Palmen und Pandanus.
4. Hügelwaldungen, hauptsächlich aus Eichen mit
Myrica, Rhododendron, Eurya etc. gebildet.

Die blattwechselnden Waldungen setzen sich in Birma
fast nur aus Arten zusammen, welche ihr Laub infolge von Trocken-
heit und Sommerhitze abwerfen; sie sind viel weniger mannig-
faltig zusammengesetzt und entbehren fast ganz der Palmen; nur

14. Indien und Sunda-Inseln.
als gewiss gelten. Verwandte, vom eigentlichen Kultur-
reis abweichende Rassen wachsen wild noch jetzt an
manchen Stellen des Florengebiets, so z. B. auch „Berg-
reis“, Oryza coarctata, bei Parasnath (G. J., X, 315).
Der eigentliche wilde Reis soll noch jetzt an Seeufern
Indiens in grosser Menge wachsen, aber wegen seiner
geringen Erträge nicht sehr beachtet werden (vergl. A.
de Candolle, Ursprung der Kulturpflanzen, S. 487).

Die am reichsten zusammengesetzten Bezirke scheinen
die Berggegenden von Khasia und Assam, und anderer-
seits Borneo zu sein. Die Hauptmasse der vorderindi-
schen Floren dagegen erscheint arm, ihre Ebenen sind
nicht wie in Südamerika mit grossen zusammenhängenden
und formenreichen Wäldern bedeckt, auch fehlt es an
entsprechenden Formationen der Catingas Brasiliens.

Diese und viele andere Ausführungen sind von Hooker und
Thomson in der Einleitung zur Flora indica ebenso klar als an-
ziehend gegeben, so dass dieses Werk auch heute nach so langer
Zwischenzeit seinen hohen Wert voll behauptet.

Ein klares Bild der tropisch-indischen Waldformationen
hat Kurz in seinen Studien über die Wälder von Pegu gegeben
(siehe G. J., X, 190). 7 Waldungen werden unterschieden, von
denen 4 immergrün, 3 blattwechselnd sind; dazu kommt noch eine
immergrüne vom nicht tropischen Typus, indem Pinus Kasya in
Oberava und Martaban nicht unterhalb 1000 m, Pinus Merkusii in
Tenasserim schon von 500 m an aufwärts einfache Kiefernwälder
bildet, die sich bis nach Sumatra fortsetzen. Die übrigen 4 Forma-
tionen sind:

1. Die Mangroven (ausser Rhizophora gebildet von Bru-
guiera, Kandelia, Sonneratia, Aegiceras) und Flutwaldungen ohne
Rhizophoreen, gemischt aus 30 verschiedenen Baumarten.
2. Sumpfwaldungen im Innern, welche ihre Blätter
während der Regenzeit abwerfen, ohne Palmen und Bambus.
3. Eigentliche Tropenwaldungen immergrüner Be-
laubung, aber auch hier gemischt mit einzelnen laubabwerfenden
Bäumen (Sterculien, Parkia, Albizzia); Rotangpalmen bilden hier
die meisten Lianen, einzelne Bambus eigene „Unterwälder“; viel
hochstämmige Palmen und Pandanus.
4. Hügelwaldungen, hauptsächlich aus Eichen mit
Myrica, Rhododendron, Eurya etc. gebildet.

Die blattwechselnden Waldungen setzen sich in Birma
fast nur aus Arten zusammen, welche ihr Laub infolge von Trocken-
heit und Sommerhitze abwerfen; sie sind viel weniger mannig-
faltig zusammengesetzt und entbehren fast ganz der Palmen; nur

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[482/0514] 14. Indien und Sunda-Inseln. als gewiss gelten. Verwandte, vom eigentlichen Kultur- reis abweichende Rassen wachsen wild noch jetzt an manchen Stellen des Florengebiets, so z. B. auch „Berg- reis“, Oryza coarctata, bei Parasnath (G. J., X, 315). Der eigentliche wilde Reis soll noch jetzt an Seeufern Indiens in grosser Menge wachsen, aber wegen seiner geringen Erträge nicht sehr beachtet werden (vergl. A. de Candolle, Ursprung der Kulturpflanzen, S. 487). Die am reichsten zusammengesetzten Bezirke scheinen die Berggegenden von Khasia und Assam, und anderer- seits Borneo zu sein. Die Hauptmasse der vorderindi- schen Floren dagegen erscheint arm, ihre Ebenen sind nicht wie in Südamerika mit grossen zusammenhängenden und formenreichen Wäldern bedeckt, auch fehlt es an entsprechenden Formationen der Catingas Brasiliens. Diese und viele andere Ausführungen sind von Hooker und Thomson in der Einleitung zur Flora indica ebenso klar als an- ziehend gegeben, so dass dieses Werk auch heute nach so langer Zwischenzeit seinen hohen Wert voll behauptet. Ein klares Bild der tropisch-indischen Waldformationen hat Kurz in seinen Studien über die Wälder von Pegu gegeben (siehe G. J., X, 190). 7 Waldungen werden unterschieden, von denen 4 immergrün, 3 blattwechselnd sind; dazu kommt noch eine immergrüne vom nicht tropischen Typus, indem Pinus Kasya in Oberava und Martaban nicht unterhalb 1000 m, Pinus Merkusii in Tenasserim schon von 500 m an aufwärts einfache Kiefernwälder bildet, die sich bis nach Sumatra fortsetzen. Die übrigen 4 Forma- tionen sind: 1. Die Mangroven (ausser Rhizophora gebildet von Bru- guiera, Kandelia, Sonneratia, Aegiceras) und Flutwaldungen ohne Rhizophoreen, gemischt aus 30 verschiedenen Baumarten. 2. Sumpfwaldungen im Innern, welche ihre Blätter während der Regenzeit abwerfen, ohne Palmen und Bambus. 3. Eigentliche Tropenwaldungen immergrüner Be- laubung, aber auch hier gemischt mit einzelnen laubabwerfenden Bäumen (Sterculien, Parkia, Albizzia); Rotangpalmen bilden hier die meisten Lianen, einzelne Bambus eigene „Unterwälder“; viel hochstämmige Palmen und Pandanus. 4. Hügelwaldungen, hauptsächlich aus Eichen mit Myrica, Rhododendron, Eurya etc. gebildet. Die blattwechselnden Waldungen setzen sich in Birma fast nur aus Arten zusammen, welche ihr Laub infolge von Trocken- heit und Sommerhitze abwerfen; sie sind viel weniger mannig- faltig zusammengesetzt und entbehren fast ganz der Palmen; nur

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 482. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/514>, abgerufen am 20.05.2024.