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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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12. Südliches Afrika.
afrikanische Tropenregion frei. Nun folgt südlich
vom Orangefluss, und nach Bolus einen Teil seines Ober-
laufs mitumfassend, die 4. südafrikanische Hoch-
flächenregion
, welche, 1200--1600 m hoch und
nach Süden ansteigend, hier von den Roggeveld-, Nieuwe-
feld-, Sneeuw-, Buschberg- etc. Ketten gegen das Kap-
land abgeschlossen wird. Auf sie folgt die 5. Karroo-
region
, ein schmaler, langgestreckter Streifen von der
Mündung des Orange südwärts bis zum Olifantsfluss unter
31 1/2° S., und südlich der Nieuwefeldkette etc. bis zu
den Zwarten-Bergen die Karrooflächen erfüllend. Es
bleibt nun noch der südliche und südwestliche Küsten-
strich übrig, welchen Bolus als eine Region auffasst,
während es mir passend erscheint, das waldreichere öst-
liche Gebiet zwischen Algoabai und Mosselbai als 6. süd-
afrikanische immergrüne Waldregion
von der 7.
immergrünen Buschregion des Kaplandes zu trennen.
Es ist zu vermuten, dass sich Ausläufer der 6. Region
nordostwärts bis zu den Draken-Bergen entlang ziehen.
Ueber den Endemismus der südafrikanischen Wüsten-
steppen siehe oben S. 146.

Der orographischen und klimatologischen Verschiedenheit des
hier zusammengefassten und verhältnismäßig kleinen Ländergebiets
entspricht ein ebenso grosser Reichtum der Flora; man kann den-
selben ziemlich genau mit dem Australiens vergleichen, obgleich
dort viel mehr tropische Elemente auf die hier nicht vorhandene
Nord- und Nordostküste kommen. Auch ist der Unterschied zwischen
West und Ost räumlich in Südafrika durchaus nicht so stark aus-
gedrückt als in Australien, dennoch aber wahrscheinlich gross-
artiger entwickelt, indem die Hauptmasse der als "capenses" be-
zeichneten eigentümlichen, halbstrauchigen buntblumigen Gewächse
und Zwiebeln auf die letzte, siebente, Vegetationsregion allein ent-
fallen. Sie ist also die reichste von allen, und die sie bewohnenden
Arten sind im Areal sehr beschränkt.

1. In der Kalahari, und nordwärts schon die Palmengrenze
überschreitend, gedeiht das merkwürdige Charaktergewächs Wel-
witschia mirabilis
, eine Gnetacee mit tief im Sande steckendem spin-
delförmigen und nach oben kopfförmig geschwollenen Stamme,
welcher nur zwei grosse riemenartige, zerschlissene Blätter dauernd
trägt. Noch viel charakteristischer, weil das Landschaftsbild durch
ihre wirtschaftliche Bedeutung belebend, erscheint die Cucurbitacee:
Acanthosicyos horrida, die "Naras", welche unzweifelhaft mit der
Wassermelone Cucumis caffer von Behm (Geogr. Mittlgn. 1858,

12. Südliches Afrika.
afrikanische Tropenregion frei. Nun folgt südlich
vom Orangefluss, und nach Bolus einen Teil seines Ober-
laufs mitumfassend, die 4. südafrikanische Hoch-
flächenregion
, welche, 1200—1600 m hoch und
nach Süden ansteigend, hier von den Roggeveld-, Nieuwe-
feld-, Sneeuw-, Buschberg- etc. Ketten gegen das Kap-
land abgeschlossen wird. Auf sie folgt die 5. Karroo-
region
, ein schmaler, langgestreckter Streifen von der
Mündung des Orange südwärts bis zum Olifantsfluss unter
31 ½° S., und südlich der Nieuwefeldkette etc. bis zu
den Zwarten-Bergen die Karrooflächen erfüllend. Es
bleibt nun noch der südliche und südwestliche Küsten-
strich übrig, welchen Bolus als eine Region auffasst,
während es mir passend erscheint, das waldreichere öst-
liche Gebiet zwischen Algoabai und Mosselbai als 6. süd-
afrikanische immergrüne Waldregion
von der 7.
immergrünen Buschregion des Kaplandes zu trennen.
Es ist zu vermuten, dass sich Ausläufer der 6. Region
nordostwärts bis zu den Draken-Bergen entlang ziehen.
Ueber den Endemismus der südafrikanischen Wüsten-
steppen siehe oben S. 146.

Der orographischen und klimatologischen Verschiedenheit des
hier zusammengefassten und verhältnismäßig kleinen Ländergebiets
entspricht ein ebenso grosser Reichtum der Flora; man kann den-
selben ziemlich genau mit dem Australiens vergleichen, obgleich
dort viel mehr tropische Elemente auf die hier nicht vorhandene
Nord- und Nordostküste kommen. Auch ist der Unterschied zwischen
West und Ost räumlich in Südafrika durchaus nicht so stark aus-
gedrückt als in Australien, dennoch aber wahrscheinlich gross-
artiger entwickelt, indem die Hauptmasse der als „capenses“ be-
zeichneten eigentümlichen, halbstrauchigen buntblumigen Gewächse
und Zwiebeln auf die letzte, siebente, Vegetationsregion allein ent-
fallen. Sie ist also die reichste von allen, und die sie bewohnenden
Arten sind im Areal sehr beschränkt.

1. In der Kalahari, und nordwärts schon die Palmengrenze
überschreitend, gedeiht das merkwürdige Charaktergewächs Wel-
witschia mirabilis
, eine Gnetacee mit tief im Sande steckendem spin-
delförmigen und nach oben kopfförmig geschwollenen Stamme,
welcher nur zwei grosse riemenartige, zerschlissene Blätter dauernd
trägt. Noch viel charakteristischer, weil das Landschaftsbild durch
ihre wirtschaftliche Bedeutung belebend, erscheint die Cucurbitacee:
Acanthosicyos horrida, die „Naras“, welche unzweifelhaft mit der
Wassermelone Cucumis caffer von Behm (Geogr. Mittlgn. 1858,

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[472/0504] 12. Südliches Afrika. afrikanische Tropenregion frei. Nun folgt südlich vom Orangefluss, und nach Bolus einen Teil seines Ober- laufs mitumfassend, die 4. südafrikanische Hoch- flächenregion, welche, 1200—1600 m hoch und nach Süden ansteigend, hier von den Roggeveld-, Nieuwe- feld-, Sneeuw-, Buschberg- etc. Ketten gegen das Kap- land abgeschlossen wird. Auf sie folgt die 5. Karroo- region, ein schmaler, langgestreckter Streifen von der Mündung des Orange südwärts bis zum Olifantsfluss unter 31 ½° S., und südlich der Nieuwefeldkette etc. bis zu den Zwarten-Bergen die Karrooflächen erfüllend. Es bleibt nun noch der südliche und südwestliche Küsten- strich übrig, welchen Bolus als eine Region auffasst, während es mir passend erscheint, das waldreichere öst- liche Gebiet zwischen Algoabai und Mosselbai als 6. süd- afrikanische immergrüne Waldregion von der 7. immergrünen Buschregion des Kaplandes zu trennen. Es ist zu vermuten, dass sich Ausläufer der 6. Region nordostwärts bis zu den Draken-Bergen entlang ziehen. Ueber den Endemismus der südafrikanischen Wüsten- steppen siehe oben S. 146. Der orographischen und klimatologischen Verschiedenheit des hier zusammengefassten und verhältnismäßig kleinen Ländergebiets entspricht ein ebenso grosser Reichtum der Flora; man kann den- selben ziemlich genau mit dem Australiens vergleichen, obgleich dort viel mehr tropische Elemente auf die hier nicht vorhandene Nord- und Nordostküste kommen. Auch ist der Unterschied zwischen West und Ost räumlich in Südafrika durchaus nicht so stark aus- gedrückt als in Australien, dennoch aber wahrscheinlich gross- artiger entwickelt, indem die Hauptmasse der als „capenses“ be- zeichneten eigentümlichen, halbstrauchigen buntblumigen Gewächse und Zwiebeln auf die letzte, siebente, Vegetationsregion allein ent- fallen. Sie ist also die reichste von allen, und die sie bewohnenden Arten sind im Areal sehr beschränkt. 1. In der Kalahari, und nordwärts schon die Palmengrenze überschreitend, gedeiht das merkwürdige Charaktergewächs Wel- witschia mirabilis, eine Gnetacee mit tief im Sande steckendem spin- delförmigen und nach oben kopfförmig geschwollenen Stamme, welcher nur zwei grosse riemenartige, zerschlissene Blätter dauernd trägt. Noch viel charakteristischer, weil das Landschaftsbild durch ihre wirtschaftliche Bedeutung belebend, erscheint die Cucurbitacee: Acanthosicyos horrida, die „Naras“, welche unzweifelhaft mit der Wassermelone Cucumis caffer von Behm (Geogr. Mittlgn. 1858,

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 472. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/504>, abgerufen am 25.11.2024.