Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

Bild:
<< vorherige Seite

4. Atlantische Flora, Mittelmeerländer und Orient.
nach Persien 1882, Wien 1885--86; Stachelpflanzen d. iranischen
Steppen, K. zool. bot. Ges. Wien; Der Landschaftscharakter der
persischen Wüsten und Steppen, in Oesterr.-Ungar. Revue 1888.
Cerniks Expedition von Syrien nach Bagdad, Geogr. Mittlgn. Er-
gänzungsheft 44 (1875). Aitchison, Vegetation of the Kuram valley,
Afghanistan, in Journ. Linn. Soc. London 1880--82.

Von den Azoren und Canaren im Westen über die
atlantischen Gestade des südlichen Europas und des nord-
westlichen Afrikas bis zum Südhange des hohen Atlas
dehnt sich die hier unter gemeinsame Gesichtspunkte zu-
sammenzufassende Ländergruppe aus über die Halbinseln
und Inseln des Mittelmeeres, einschliesslich Tunis und
Cyrenaika, auch über das Bassin der unteren Rhone in
Frankreich, und ostwärts durch Kleinasien und Persien,
bis zu den belutschistanischen Grenzgebirgen gegen In-
dien und im Nordosten bis zu dem Gebirgsgürtel Elburs-
Gulistan-Kuhi-Baba-Hindukusch, ebenfalls das Südgehänge
des Kaukasus floristisch in ihren Bereich ziehend. In
grosser Mannigfaltigkeit wechseln auf diesen weiten Strecken
in reich entfalteter Küstengliederung Hügel- und Berg-
länder mit Tafellandschaften und steil aufragenden Hoch-
gebirgen ab, und die letzteren wirken bestimmend auf
die Grenzen der floristischen Bezirke im Innern, sowie
auf den Anschluss an die mitteleuropäische Flora; im
Orient aber werden diesen orographischen Verhältnissen
noch die Eigenschaften grosser Distrikte als Binnenge-
biete, welche stets den ausgesprochenen Hang zu steppen-
artiger Bodenbedeckung oder zur Salzwüstenbildung zeigen,
hinzugefügt, und damit eines der heissesten subtropischen
Länder in nahen floristischen Anschluss an die milden
Seeklimate der europäisch-nordafrikanischen Subtropen
gebracht.

Das Klima charakterisiert sich am besten durch die
mitten in der Hauptmasse der ganzen Ländergruppe ver-
laufende 17°C.-Jahresisotherme, sowie dadurch, dass
die warme Periode in Supans Darstellung vom europäi-
schen Klima meist überall 8--10 Monate, die heisse 3
bis 5 Monate andauert und Frost nur die Gebirgsländer
dauernd trifft; denn -- wie unsere Karte anzeigt -- läuft
die 10°-Isotherme des kältesten Monats durch die süd-

4. Atlantische Flora, Mittelmeerländer und Orient.
nach Persien 1882, Wien 1885—86; Stachelpflanzen d. iranischen
Steppen, K. zool. bot. Ges. Wien; Der Landschaftscharakter der
persischen Wüsten und Steppen, in Oesterr.-Ungar. Revue 1888.
Cerniks Expedition von Syrien nach Bagdad, Geogr. Mittlgn. Er-
gänzungsheft 44 (1875). Aitchison, Vegetation of the Kuram valley,
Afghanistan, in Journ. Linn. Soc. London 1880—82.

Von den Azoren und Canaren im Westen über die
atlantischen Gestade des südlichen Europas und des nord-
westlichen Afrikas bis zum Südhange des hohen Atlas
dehnt sich die hier unter gemeinsame Gesichtspunkte zu-
sammenzufassende Ländergruppe aus über die Halbinseln
und Inseln des Mittelmeeres, einschliesslich Tunis und
Cyrenaika, auch über das Bassin der unteren Rhone in
Frankreich, und ostwärts durch Kleinasien und Persien,
bis zu den belutschistanischen Grenzgebirgen gegen In-
dien und im Nordosten bis zu dem Gebirgsgürtel Elburs-
Gulistan-Kuhi-Baba-Hindukusch, ebenfalls das Südgehänge
des Kaukasus floristisch in ihren Bereich ziehend. In
grosser Mannigfaltigkeit wechseln auf diesen weiten Strecken
in reich entfalteter Küstengliederung Hügel- und Berg-
länder mit Tafellandschaften und steil aufragenden Hoch-
gebirgen ab, und die letzteren wirken bestimmend auf
die Grenzen der floristischen Bezirke im Innern, sowie
auf den Anschluss an die mitteleuropäische Flora; im
Orient aber werden diesen orographischen Verhältnissen
noch die Eigenschaften grosser Distrikte als Binnenge-
biete, welche stets den ausgesprochenen Hang zu steppen-
artiger Bodenbedeckung oder zur Salzwüstenbildung zeigen,
hinzugefügt, und damit eines der heissesten subtropischen
Länder in nahen floristischen Anschluss an die milden
Seeklimate der europäisch-nordafrikanischen Subtropen
gebracht.

Das Klima charakterisiert sich am besten durch die
mitten in der Hauptmasse der ganzen Ländergruppe ver-
laufende 17°C.-Jahresisotherme, sowie dadurch, dass
die warme Periode in Supans Darstellung vom europäi-
schen Klima meist überall 8—10 Monate, die heisse 3
bis 5 Monate andauert und Frost nur die Gebirgsländer
dauernd trifft; denn — wie unsere Karte anzeigt — läuft
die 10°-Isotherme des kältesten Monats durch die süd-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0420" n="388"/><fw place="top" type="header">4. Atlantische Flora, Mittelmeerländer und Orient.</fw><lb/>
nach Persien 1882, Wien 1885&#x2014;86; Stachelpflanzen d. iranischen<lb/>
Steppen, K. zool. bot. Ges. Wien; Der Landschaftscharakter der<lb/>
persischen Wüsten und Steppen, in Oesterr.-Ungar. Revue 1888.<lb/><hi rendition="#i">Cerniks</hi> Expedition von Syrien nach Bagdad, Geogr. Mittlgn. Er-<lb/>
gänzungsheft 44 (1875). <hi rendition="#i">Aitchison</hi>, Vegetation of the Kuram valley,<lb/>
Afghanistan, in Journ. Linn. Soc. London 1880&#x2014;82.</p><lb/>
            <p>Von den Azoren und Canaren im Westen über die<lb/>
atlantischen Gestade des südlichen Europas und des nord-<lb/>
westlichen Afrikas bis zum Südhange des hohen Atlas<lb/>
dehnt sich die hier unter gemeinsame Gesichtspunkte zu-<lb/>
sammenzufassende Ländergruppe aus über die Halbinseln<lb/>
und Inseln des Mittelmeeres, einschliesslich Tunis und<lb/>
Cyrenaika, auch über das Bassin der unteren Rhone in<lb/>
Frankreich, und ostwärts durch Kleinasien und Persien,<lb/>
bis zu den belutschistanischen Grenzgebirgen gegen In-<lb/>
dien und im Nordosten bis zu dem Gebirgsgürtel Elburs-<lb/>
Gulistan-Kuhi-Baba-Hindukusch, ebenfalls das Südgehänge<lb/>
des Kaukasus floristisch in ihren Bereich ziehend. In<lb/>
grosser Mannigfaltigkeit wechseln auf diesen weiten Strecken<lb/>
in reich entfalteter Küstengliederung Hügel- und Berg-<lb/>
länder mit Tafellandschaften und steil aufragenden Hoch-<lb/>
gebirgen ab, und die letzteren wirken bestimmend auf<lb/>
die Grenzen der floristischen Bezirke im Innern, sowie<lb/>
auf den Anschluss an die mitteleuropäische Flora; im<lb/>
Orient aber werden diesen orographischen Verhältnissen<lb/>
noch die Eigenschaften grosser Distrikte als Binnenge-<lb/>
biete, welche stets den ausgesprochenen Hang zu steppen-<lb/>
artiger Bodenbedeckung oder zur Salzwüstenbildung zeigen,<lb/>
hinzugefügt, und damit eines der heissesten subtropischen<lb/>
Länder in nahen floristischen Anschluss an die milden<lb/>
Seeklimate der europäisch-nordafrikanischen Subtropen<lb/>
gebracht.</p><lb/>
            <p>Das <hi rendition="#g">Klima</hi> charakterisiert sich am besten durch die<lb/>
mitten in der Hauptmasse der ganzen Ländergruppe ver-<lb/>
laufende 17°C.-Jahresisotherme, sowie dadurch, dass<lb/>
die warme Periode in Supans Darstellung vom europäi-<lb/>
schen Klima meist überall 8&#x2014;10 Monate, die heisse 3<lb/>
bis 5 Monate andauert und Frost nur die Gebirgsländer<lb/>
dauernd trifft; denn &#x2014; wie unsere Karte anzeigt &#x2014; läuft<lb/>
die 10°-Isotherme des kältesten Monats durch die süd-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[388/0420] 4. Atlantische Flora, Mittelmeerländer und Orient. nach Persien 1882, Wien 1885—86; Stachelpflanzen d. iranischen Steppen, K. zool. bot. Ges. Wien; Der Landschaftscharakter der persischen Wüsten und Steppen, in Oesterr.-Ungar. Revue 1888. Cerniks Expedition von Syrien nach Bagdad, Geogr. Mittlgn. Er- gänzungsheft 44 (1875). Aitchison, Vegetation of the Kuram valley, Afghanistan, in Journ. Linn. Soc. London 1880—82. Von den Azoren und Canaren im Westen über die atlantischen Gestade des südlichen Europas und des nord- westlichen Afrikas bis zum Südhange des hohen Atlas dehnt sich die hier unter gemeinsame Gesichtspunkte zu- sammenzufassende Ländergruppe aus über die Halbinseln und Inseln des Mittelmeeres, einschliesslich Tunis und Cyrenaika, auch über das Bassin der unteren Rhone in Frankreich, und ostwärts durch Kleinasien und Persien, bis zu den belutschistanischen Grenzgebirgen gegen In- dien und im Nordosten bis zu dem Gebirgsgürtel Elburs- Gulistan-Kuhi-Baba-Hindukusch, ebenfalls das Südgehänge des Kaukasus floristisch in ihren Bereich ziehend. In grosser Mannigfaltigkeit wechseln auf diesen weiten Strecken in reich entfalteter Küstengliederung Hügel- und Berg- länder mit Tafellandschaften und steil aufragenden Hoch- gebirgen ab, und die letzteren wirken bestimmend auf die Grenzen der floristischen Bezirke im Innern, sowie auf den Anschluss an die mitteleuropäische Flora; im Orient aber werden diesen orographischen Verhältnissen noch die Eigenschaften grosser Distrikte als Binnenge- biete, welche stets den ausgesprochenen Hang zu steppen- artiger Bodenbedeckung oder zur Salzwüstenbildung zeigen, hinzugefügt, und damit eines der heissesten subtropischen Länder in nahen floristischen Anschluss an die milden Seeklimate der europäisch-nordafrikanischen Subtropen gebracht. Das Klima charakterisiert sich am besten durch die mitten in der Hauptmasse der ganzen Ländergruppe ver- laufende 17°C.-Jahresisotherme, sowie dadurch, dass die warme Periode in Supans Darstellung vom europäi- schen Klima meist überall 8—10 Monate, die heisse 3 bis 5 Monate andauert und Frost nur die Gebirgsländer dauernd trifft; denn — wie unsere Karte anzeigt — läuft die 10°-Isotherme des kältesten Monats durch die süd-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/420
Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/420>, abgerufen am 21.05.2024.