Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.Orographische Gliederung. Pflanzenformen ausgestattet sind; nach weiter Unter-brechung folgt dann der südliche, gegen die Mediterran- region abschliessende Gebirgsgürtel mit den Pyrenäen, der hohen Auvergne, dem gigantischen Alpenzuge und den Balkangebirgen, welche alle in einem gemeinsamen europäisch-alpinen Grundstock ihre eigenen Hochgebirgs- arten mehr oder weniger reich entwickelt haben; dasselbe gilt von den Karpaten, welche die Ostgrenzen der mittel- europäischen Flora gegen Pruth und Dnjestr flankieren, wäh- rend die zahlreichen Mittelgebirge nur an einem verschie- den gemischten Reichtum des erwähnten Grundstocks teil haben. Bei dieser orographischen Mannigfaltigkeit, bei der Erstreckung von 70° N. bis über den 42°. N. hinaus, und bei der zwischen den atlantischen Westküsten und dem binnenländischen Charakter, nördlich vom Schwarzen Meere herrschenden Verschiedenheit ist eine grosse klima- tische Mannigfaltigkeit, ein in sich Verschlingen zahlreicher Vegetationslinien von hoher Bedeutung, eine durch viel- faches Verschieben stellvertretender Formationen verur- sachte Abwechslung des Landschaftscharakters natürlich. Abgesehen von den glacialen Fjeld- und Hochgebirgsregio- nen ohne Baumwuchs ist aber der Waldbestand, gebildet aus immergrünen Nadelhölzern und sommergrünen Laub- hölzern, der vorherrschende; selten fehlen die Nadelholz- bäume oder sind (im Westen) einzelne Laubbäume immer- grün. Dazu gesellen sich reiche Wiesen, Wiesenmoore und Moosmoore, weit ausgedehnte, von Ericaceen meist zusammenhängend besiedelte Heiden, Gebüsche, und die bunten Matten wie Felsformationen im Berg- und Hügel- lande, von denen Abschn. 5 (S. 302, 319) handelte. Unsere Karte mit Köppens Wärmegürteln zeigt die Orographische Gliederung. Pflanzenformen ausgestattet sind; nach weiter Unter-brechung folgt dann der südliche, gegen die Mediterran- region abschliessende Gebirgsgürtel mit den Pyrenäen, der hohen Auvergne, dem gigantischen Alpenzuge und den Balkangebirgen, welche alle in einem gemeinsamen europäisch-alpinen Grundstock ihre eigenen Hochgebirgs- arten mehr oder weniger reich entwickelt haben; dasselbe gilt von den Karpaten, welche die Ostgrenzen der mittel- europäischen Flora gegen Pruth und Dnjestr flankieren, wäh- rend die zahlreichen Mittelgebirge nur an einem verschie- den gemischten Reichtum des erwähnten Grundstocks teil haben. Bei dieser orographischen Mannigfaltigkeit, bei der Erstreckung von 70° N. bis über den 42°. N. hinaus, und bei der zwischen den atlantischen Westküsten und dem binnenländischen Charakter, nördlich vom Schwarzen Meere herrschenden Verschiedenheit ist eine grosse klima- tische Mannigfaltigkeit, ein in sich Verschlingen zahlreicher Vegetationslinien von hoher Bedeutung, eine durch viel- faches Verschieben stellvertretender Formationen verur- sachte Abwechslung des Landschaftscharakters natürlich. Abgesehen von den glacialen Fjeld- und Hochgebirgsregio- nen ohne Baumwuchs ist aber der Waldbestand, gebildet aus immergrünen Nadelhölzern und sommergrünen Laub- hölzern, der vorherrschende; selten fehlen die Nadelholz- bäume oder sind (im Westen) einzelne Laubbäume immer- grün. Dazu gesellen sich reiche Wiesen, Wiesenmoore und Moosmoore, weit ausgedehnte, von Ericaceen meist zusammenhängend besiedelte Heiden, Gebüsche, und die bunten Matten wie Felsformationen im Berg- und Hügel- lande, von denen Abschn. 5 (S. 302, 319) handelte. 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Orographische Gliederung.
Pflanzenformen ausgestattet sind; nach weiter Unter-
brechung folgt dann der südliche, gegen die Mediterran-
region abschliessende Gebirgsgürtel mit den Pyrenäen,
der hohen Auvergne, dem gigantischen Alpenzuge und
den Balkangebirgen, welche alle in einem gemeinsamen
europäisch-alpinen Grundstock ihre eigenen Hochgebirgs-
arten mehr oder weniger reich entwickelt haben; dasselbe
gilt von den Karpaten, welche die Ostgrenzen der mittel-
europäischen Flora gegen Pruth und Dnjestr flankieren, wäh-
rend die zahlreichen Mittelgebirge nur an einem verschie-
den gemischten Reichtum des erwähnten Grundstocks teil
haben. Bei dieser orographischen Mannigfaltigkeit, bei
der Erstreckung von 70° N. bis über den 42°. N. hinaus,
und bei der zwischen den atlantischen Westküsten und
dem binnenländischen Charakter, nördlich vom Schwarzen
Meere herrschenden Verschiedenheit ist eine grosse klima-
tische Mannigfaltigkeit, ein in sich Verschlingen zahlreicher
Vegetationslinien von hoher Bedeutung, eine durch viel-
faches Verschieben stellvertretender Formationen verur-
sachte Abwechslung des Landschaftscharakters natürlich.
Abgesehen von den glacialen Fjeld- und Hochgebirgsregio-
nen ohne Baumwuchs ist aber der Waldbestand, gebildet
aus immergrünen Nadelhölzern und sommergrünen Laub-
hölzern, der vorherrschende; selten fehlen die Nadelholz-
bäume oder sind (im Westen) einzelne Laubbäume immer-
grün. Dazu gesellen sich reiche Wiesen, Wiesenmoore
und Moosmoore, weit ausgedehnte, von Ericaceen meist
zusammenhängend besiedelte Heiden, Gebüsche, und die
bunten Matten wie Felsformationen im Berg- und Hügel-
lande, von denen Abschn. 5 (S. 302, 319) handelte.
Unsere Karte mit Köppens Wärmegürteln zeigt die
hier zusammengefassten europäischen Gebiete, von den
arktisch-kalten Gebirgsausstrahlungen abgesehen, als ent-
weder dem kalten Gürtel mit nur 1—4 gemäßigt warmen
Monaten angehörig, oder als gemäßigt sommerkühl; wo
die Temperatur an der Donau sich zum heissen Sommer
erhebt, sind auch floristisch die Formationen des ponti-
schen Steppengebietes als vorgeschobene Kontinentalaus-
läufer angesiedelt. Einen weit genaueren Einblick in das
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Zitationshilfe: | Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/393>, abgerufen am 07.07.2024. |