Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

Bild:
<< vorherige Seite

Vegetationsregionen als Grundeinheiten
spielen, kurz gesagt: mit welchem Material die örtlichen
Vegetationsbedingungen in der Erzielung einer Pflanzen-
decke zu arbeiten gehabt haben. Darin liegt weiterhin,
dass die Kerne der gut charakterisierten Florenreiche auch
ihre einheitlichen Formationseigenschaften haben. Die-
selben können sich in den nördlich und südlich vom
Aequator in entsprechenden Klimaten liegenden Gebieten
sehr wohl analog verhalten, wie z. B. im Kaplande und
in gewissen Gebieten Ostasiens oder der Mittelmeerländer,
oder in Mexiko und Argentinien; aber dann ist das beider-
seits aufgewendete Material stets ausserordentlich ver-
schieden, die Formationen sind also nur einander analog,
nicht gleichartig.

Die Vegetationsregionen als natürliche Ein-
heiten
. Es wäre sehr bequem, wenn Florenreichs- und
Vegetationszonen-Grenzen in ihren Hauptlinien zusammen-
fielen; dass es nicht der Fall sein kann, liegt in den ver-
schiedenen Bedingungen ihrer Absonderung begründet.
Die nördliche Baumgrenze ist z. B. ein wichtiger klima-
tischer Grenzwert, aber sie ist nicht einmal eine unan-
fechtbare Florengebietsgrenze, geschweige denn die
eines Florenreichs. An der Makassarstrasse liegt, wie
bekannt, wohl eine floristische Scheide mittelstarker Art,
doch nicht die Grenze zweier Vegetationszonen. Die Sa-
hara ist zonenmäßig ein sehr natürliches Gebiet, aber
floristisch ist sie vom mediterranen und vom tropisch-
afrikanischen Typus in Mischung besetzt, und so fort.
Das Zusammenfallen der auf die Flora und der auf die
Vegetationseigenschaften sich stützenden Abgrenzungen
kann daher erst im Rahmen kleinerer Länderbezirke
geschehen, welche etwa im Range von Florengebiets-
bezirken (siehe Fl. d. E. S. 6) stehen, und in denen
schwächere Abstufungen des Zonencharakters als klima-
tische Grenzwerte bestimmter Formationen zu Tage treten:
diese kleineren Einheiten sollen als Vegetations-
regionen
bezeichnet werden, und sie sind gewissermaßen
die Grundeinheiten sowohl der Vegetationszonen als der
Florenreiche.

Von solchen Vegetationsregionen ist in den Florenkarten von

Vegetationsregionen als Grundeinheiten
spielen, kurz gesagt: mit welchem Material die örtlichen
Vegetationsbedingungen in der Erzielung einer Pflanzen-
decke zu arbeiten gehabt haben. Darin liegt weiterhin,
dass die Kerne der gut charakterisierten Florenreiche auch
ihre einheitlichen Formationseigenschaften haben. Die-
selben können sich in den nördlich und südlich vom
Aequator in entsprechenden Klimaten liegenden Gebieten
sehr wohl analog verhalten, wie z. B. im Kaplande und
in gewissen Gebieten Ostasiens oder der Mittelmeerländer,
oder in Mexiko und Argentinien; aber dann ist das beider-
seits aufgewendete Material stets ausserordentlich ver-
schieden, die Formationen sind also nur einander analog,
nicht gleichartig.

Die Vegetationsregionen als natürliche Ein-
heiten
. Es wäre sehr bequem, wenn Florenreichs- und
Vegetationszonen-Grenzen in ihren Hauptlinien zusammen-
fielen; dass es nicht der Fall sein kann, liegt in den ver-
schiedenen Bedingungen ihrer Absonderung begründet.
Die nördliche Baumgrenze ist z. B. ein wichtiger klima-
tischer Grenzwert, aber sie ist nicht einmal eine unan-
fechtbare Florengebietsgrenze, geschweige denn die
eines Florenreichs. An der Makassarstrasse liegt, wie
bekannt, wohl eine floristische Scheide mittelstarker Art,
doch nicht die Grenze zweier Vegetationszonen. Die Sa-
hara ist zonenmäßig ein sehr natürliches Gebiet, aber
floristisch ist sie vom mediterranen und vom tropisch-
afrikanischen Typus in Mischung besetzt, und so fort.
Das Zusammenfallen der auf die Flora und der auf die
Vegetationseigenschaften sich stützenden Abgrenzungen
kann daher erst im Rahmen kleinerer Länderbezirke
geschehen, welche etwa im Range von Florengebiets-
bezirken (siehe Fl. d. E. S. 6) stehen, und in denen
schwächere Abstufungen des Zonencharakters als klima-
tische Grenzwerte bestimmter Formationen zu Tage treten:
diese kleineren Einheiten sollen als Vegetations-
regionen
bezeichnet werden, und sie sind gewissermaßen
die Grundeinheiten sowohl der Vegetationszonen als der
Florenreiche.

Von solchen Vegetationsregionen ist in den Florenkarten von

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0360" n="330"/><fw place="top" type="header">Vegetationsregionen als Grundeinheiten</fw><lb/>
spielen, kurz gesagt: mit welchem Material die örtlichen<lb/>
Vegetationsbedingungen in der Erzielung einer Pflanzen-<lb/>
decke zu arbeiten gehabt haben. Darin liegt weiterhin,<lb/>
dass die Kerne der gut charakterisierten Florenreiche auch<lb/>
ihre einheitlichen Formationseigenschaften haben. Die-<lb/>
selben können sich in den nördlich und südlich vom<lb/>
Aequator in entsprechenden Klimaten liegenden Gebieten<lb/>
sehr wohl analog verhalten, wie z. B. im Kaplande und<lb/>
in gewissen Gebieten Ostasiens oder der Mittelmeerländer,<lb/>
oder in Mexiko und Argentinien; aber dann ist das beider-<lb/>
seits aufgewendete Material stets ausserordentlich ver-<lb/>
schieden, die Formationen sind also nur einander analog,<lb/>
nicht gleichartig.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Die Vegetationsregionen als natürliche Ein-<lb/>
heiten</hi>. Es wäre sehr bequem, wenn Florenreichs- und<lb/>
Vegetationszonen-Grenzen in ihren Hauptlinien zusammen-<lb/>
fielen; dass es nicht der Fall sein kann, liegt in den ver-<lb/>
schiedenen Bedingungen ihrer Absonderung begründet.<lb/>
Die nördliche Baumgrenze ist z. B. ein wichtiger klima-<lb/>
tischer Grenzwert, aber sie ist nicht einmal eine unan-<lb/>
fechtbare Flore<hi rendition="#g">ngebietsg</hi>renze, geschweige denn die<lb/>
eines Flore<hi rendition="#g">nreichs</hi>. An der Makassarstrasse liegt, wie<lb/>
bekannt, wohl eine floristische Scheide mittelstarker Art,<lb/>
doch nicht die Grenze zweier Vegetationszonen. Die Sa-<lb/>
hara ist zonenmäßig ein sehr natürliches Gebiet, aber<lb/>
floristisch ist sie vom mediterranen und vom tropisch-<lb/>
afrikanischen Typus in Mischung besetzt, und so fort.<lb/>
Das Zusammenfallen der auf die Flora und der auf die<lb/>
Vegetationseigenschaften sich stützenden Abgrenzungen<lb/>
kann daher erst im Rahmen <hi rendition="#g">kleinerer Länderbezirke</hi><lb/>
geschehen, welche etwa im Range von Florengebiets-<lb/>
bezirken (siehe <hi rendition="#i">Fl. d. E.</hi> S. 6) stehen, und in denen<lb/>
schwächere Abstufungen des Zonencharakters als klima-<lb/>
tische Grenzwerte bestimmter Formationen zu Tage treten:<lb/>
diese kleineren Einheiten sollen als <hi rendition="#g">Vegetations-<lb/>
regionen</hi> bezeichnet werden, und sie sind gewissermaßen<lb/>
die Grundeinheiten sowohl der Vegetationszonen als der<lb/>
Florenreiche.</p><lb/>
          <p>Von solchen Vegetationsregionen ist in den Florenkarten von<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[330/0360] Vegetationsregionen als Grundeinheiten spielen, kurz gesagt: mit welchem Material die örtlichen Vegetationsbedingungen in der Erzielung einer Pflanzen- decke zu arbeiten gehabt haben. Darin liegt weiterhin, dass die Kerne der gut charakterisierten Florenreiche auch ihre einheitlichen Formationseigenschaften haben. Die- selben können sich in den nördlich und südlich vom Aequator in entsprechenden Klimaten liegenden Gebieten sehr wohl analog verhalten, wie z. B. im Kaplande und in gewissen Gebieten Ostasiens oder der Mittelmeerländer, oder in Mexiko und Argentinien; aber dann ist das beider- seits aufgewendete Material stets ausserordentlich ver- schieden, die Formationen sind also nur einander analog, nicht gleichartig. Die Vegetationsregionen als natürliche Ein- heiten. Es wäre sehr bequem, wenn Florenreichs- und Vegetationszonen-Grenzen in ihren Hauptlinien zusammen- fielen; dass es nicht der Fall sein kann, liegt in den ver- schiedenen Bedingungen ihrer Absonderung begründet. Die nördliche Baumgrenze ist z. B. ein wichtiger klima- tischer Grenzwert, aber sie ist nicht einmal eine unan- fechtbare Florengebietsgrenze, geschweige denn die eines Florenreichs. An der Makassarstrasse liegt, wie bekannt, wohl eine floristische Scheide mittelstarker Art, doch nicht die Grenze zweier Vegetationszonen. Die Sa- hara ist zonenmäßig ein sehr natürliches Gebiet, aber floristisch ist sie vom mediterranen und vom tropisch- afrikanischen Typus in Mischung besetzt, und so fort. Das Zusammenfallen der auf die Flora und der auf die Vegetationseigenschaften sich stützenden Abgrenzungen kann daher erst im Rahmen kleinerer Länderbezirke geschehen, welche etwa im Range von Florengebiets- bezirken (siehe Fl. d. E. S. 6) stehen, und in denen schwächere Abstufungen des Zonencharakters als klima- tische Grenzwerte bestimmter Formationen zu Tage treten: diese kleineren Einheiten sollen als Vegetations- regionen bezeichnet werden, und sie sind gewissermaßen die Grundeinheiten sowohl der Vegetationszonen als der Florenreiche. Von solchen Vegetationsregionen ist in den Florenkarten von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/360
Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/360>, abgerufen am 24.11.2024.