gemäßigter Klimate eine dauernde Befeuchtung durch atmosphärische Niederschläge notwendiger sei als ein milder Winter.
Schumann hat diese Betrachtungen angeknüpft an seine Studien über die Verbreitung der Lauraceen und besonders von Cinnamomum (s. oben S. 250), von denen hervorzuheben ist, dass sie meist früher verschwinden als die übrigen immergrünen Laub- hölzer; so Cinnamomum daphnoides in Ostasien bei 331/2°, und der Kampferbaum schon etwas südlicher, wild vielleicht nur wenig über 30° N. hinaus. Immergrüne Eichen und Camellien ertragen dagegen in Ostasien die Winterkälte um etwa 3 Breitengrade nördlicher. "In Nordamerika reicht die polare Grenze der Lau- raceen ungewöhnlich weit nach Norden, wenn wir die übrigen Vegetationstypen damit vergleichen. Hier wird noch aus dem Staate Delaware unter 38° N. Persea carolinensis angegeben, und es scheint fast, als ob auf dieser Seite der Vereinigten Staaten durch dieses Gewächs der Beschluss der höheren immergrünen Pflanzen gemacht würde. Auf der Westseite dieses Kontinents gehen die immergrünen Bestandteile der Wälder, begünstigt durch das weniger excessive Klima, weiter nach Norden. Tetranthera californica und mehrere Eichenarten bilden mit der charakteristi- schen Castanopsis chrysophylla immergrüne Haine, die aber streng an das kalifornische Gebiet gebunden sind; nur die letzterwähnte passiert den Oregon, überragt also hier auch in polarer Richtung die Lauraceen, welche ungefähr mit dem 45.° N. verschwinden." Ebenso scheint an den meisten Stationen Südeuropas das natür- liche Vorkommen der immergrünen Eiche, Quercus Ilex, dasjenige des Lorbeers, Laurus nobilis, zu übertreffen, wenngleich letzterer im westlichen Frankreich hoch nach Norden geht, Grisebach zu- folge bis 50° N.
In weiter Ausdehnung nehmen die Nadelhölzer, welche den Tropenwäldern fast überall durchaus fehlen, an der Zusammensetzung dieser subtropisch-gemischten Waldformation teil. Man kann sagen, dass sie die Pal- men ersetzen, wie sich ja meistens die Areale der ge- nannten beiden mächtigen Pflanzenordnungen umgehen und in den Wäldern wechselweise ergänzen. Es ist wohl nur im nordostaustralischen, sich auf Neucaledonien hin- aus erstreckenden Araucariengebiete der Fall, dass Coni- feren mit einer mannigfaltigen Palmenvegetation in innigere Berührung treten, und dass die Araucarien selbst nicht so weit nach Süden reichen, als hochstämmige Palmen der Gattung Livistona. In Südostbrasilien wieder- holt es sich mit dem Ineinandergriff der Areale von
Nordgrenze immergrüner Laubbäume.
gemäßigter Klimate eine dauernde Befeuchtung durch atmosphärische Niederschläge notwendiger sei als ein milder Winter.
Schumann hat diese Betrachtungen angeknüpft an seine Studien über die Verbreitung der Lauraceen und besonders von Cinnamomum (s. oben S. 250), von denen hervorzuheben ist, dass sie meist früher verschwinden als die übrigen immergrünen Laub- hölzer; so Cinnamomum daphnoides in Ostasien bei 33½°, und der Kampferbaum schon etwas südlicher, wild vielleicht nur wenig über 30° N. hinaus. Immergrüne Eichen und Camellien ertragen dagegen in Ostasien die Winterkälte um etwa 3 Breitengrade nördlicher. „In Nordamerika reicht die polare Grenze der Lau- raceen ungewöhnlich weit nach Norden, wenn wir die übrigen Vegetationstypen damit vergleichen. Hier wird noch aus dem Staate Delaware unter 38° N. Persea carolinensis angegeben, und es scheint fast, als ob auf dieser Seite der Vereinigten Staaten durch dieses Gewächs der Beschluss der höheren immergrünen Pflanzen gemacht würde. Auf der Westseite dieses Kontinents gehen die immergrünen Bestandteile der Wälder, begünstigt durch das weniger excessive Klima, weiter nach Norden. Tetranthera californica und mehrere Eichenarten bilden mit der charakteristi- schen Castanopsis chrysophylla immergrüne Haine, die aber streng an das kalifornische Gebiet gebunden sind; nur die letzterwähnte passiert den Oregon, überragt also hier auch in polarer Richtung die Lauraceen, welche ungefähr mit dem 45.° N. verschwinden.“ Ebenso scheint an den meisten Stationen Südeuropas das natür- liche Vorkommen der immergrünen Eiche, Quercus Ilex, dasjenige des Lorbeers, Laurus nobilis, zu übertreffen, wenngleich letzterer im westlichen Frankreich hoch nach Norden geht, Grisebach zu- folge bis 50° N.
In weiter Ausdehnung nehmen die Nadelhölzer, welche den Tropenwäldern fast überall durchaus fehlen, an der Zusammensetzung dieser subtropisch-gemischten Waldformation teil. Man kann sagen, dass sie die Pal- men ersetzen, wie sich ja meistens die Areale der ge- nannten beiden mächtigen Pflanzenordnungen umgehen und in den Wäldern wechselweise ergänzen. Es ist wohl nur im nordostaustralischen, sich auf Neucaledonien hin- aus erstreckenden Araucariengebiete der Fall, dass Coni- feren mit einer mannigfaltigen Palmenvegetation in innigere Berührung treten, und dass die Araucarien selbst nicht so weit nach Süden reichen, als hochstämmige Palmen der Gattung Livistona. In Südostbrasilien wieder- holt es sich mit dem Ineinandergriff der Areale von
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Nordgrenze immergrüner Laubbäume.
gemäßigter Klimate eine dauernde Befeuchtung durch
atmosphärische Niederschläge notwendiger sei als ein
milder Winter.
Schumann hat diese Betrachtungen angeknüpft an seine
Studien über die Verbreitung der Lauraceen und besonders von
Cinnamomum (s. oben S. 250), von denen hervorzuheben ist, dass
sie meist früher verschwinden als die übrigen immergrünen Laub-
hölzer; so Cinnamomum daphnoides in Ostasien bei 33½°, und
der Kampferbaum schon etwas südlicher, wild vielleicht nur wenig
über 30° N. hinaus. Immergrüne Eichen und Camellien ertragen
dagegen in Ostasien die Winterkälte um etwa 3 Breitengrade
nördlicher. „In Nordamerika reicht die polare Grenze der Lau-
raceen ungewöhnlich weit nach Norden, wenn wir die übrigen
Vegetationstypen damit vergleichen. Hier wird noch aus dem
Staate Delaware unter 38° N. Persea carolinensis angegeben, und
es scheint fast, als ob auf dieser Seite der Vereinigten Staaten
durch dieses Gewächs der Beschluss der höheren immergrünen
Pflanzen gemacht würde. Auf der Westseite dieses Kontinents
gehen die immergrünen Bestandteile der Wälder, begünstigt durch
das weniger excessive Klima, weiter nach Norden. Tetranthera
californica und mehrere Eichenarten bilden mit der charakteristi-
schen Castanopsis chrysophylla immergrüne Haine, die aber streng
an das kalifornische Gebiet gebunden sind; nur die letzterwähnte
passiert den Oregon, überragt also hier auch in polarer Richtung
die Lauraceen, welche ungefähr mit dem 45.° N. verschwinden.“
Ebenso scheint an den meisten Stationen Südeuropas das natür-
liche Vorkommen der immergrünen Eiche, Quercus Ilex, dasjenige
des Lorbeers, Laurus nobilis, zu übertreffen, wenngleich letzterer
im westlichen Frankreich hoch nach Norden geht, Grisebach zu-
folge bis 50° N.
In weiter Ausdehnung nehmen die Nadelhölzer,
welche den Tropenwäldern fast überall durchaus fehlen,
an der Zusammensetzung dieser subtropisch-gemischten
Waldformation teil. Man kann sagen, dass sie die Pal-
men ersetzen, wie sich ja meistens die Areale der ge-
nannten beiden mächtigen Pflanzenordnungen umgehen
und in den Wäldern wechselweise ergänzen. Es ist wohl
nur im nordostaustralischen, sich auf Neucaledonien hin-
aus erstreckenden Araucariengebiete der Fall, dass Coni-
feren mit einer mannigfaltigen Palmenvegetation in
innigere Berührung treten, und dass die Araucarien selbst
nicht so weit nach Süden reichen, als hochstämmige
Palmen der Gattung Livistona. In Südostbrasilien wieder-
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/291>, abgerufen am 22.11.2024.
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