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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Charakterordnungen der Tropenwälder.
holen. Ein über das andere Mal geht er auf einen Baum
los, dem ähnlich, den er zu sehen wünscht, aber bei
näherer Prüfung zeigt er sich als ein verschiedener.
Schliesslich begegnet ihm vielleicht ein zweites Exemplar
eine halbe Meile vom ersten, oder er findet gar kein zwei-
tes, bis er bei anderer Gelegenheit ganz zufällig wieder
auf ein solches trifft." Es fehlen also die Species sociales
oder gregariae, und Wallace will dies auf die gemeinsam
günstigen klimatischen Wachstumsbedingungen als auf
die erklärende Ursache zurückgeführt sehen, welche die
Auslese an Arten im Kampf um das Dasein viel umfang-
reicher gestaltet und Abwechselung zulässt, anstatt das
Gelände zu "monopolisieren".

Es lassen sich jedoch einige Ordnungen nennen,
welche fast in allen Tropen gleichmäßig viele und wich-
tige Repräsentanten zu den Regenwäldern liefern, und
von denen die Mehrzahl, mindestens die Gattungen, so-
gar den subtropischen Wäldern fern bleibt, stets aber
den extratropischen Klimaten fehlt. Es sind dies die
baumartigen Leguminosen, von den Urticaceen die
Gruppen der Artocarpeen und Moreen, die Euphor-
biaceen, Lauraceen, Myrtaceen
und Melastoma-
ceen
; die Clusiaceen, dann die Malvenbäume, Bütt-
neriaceen
und Sterculiaceen, von denen aber viele
an den trockeneren Tropenwaldungen Anteil nehmen, die
Meliaceen und Malpighiaceen, die Rubiaceen, Lo-
ganiaceen, Bignoniaceen
und viele andere mehr.
Auch fehlt es nicht an lokaler beschränkten dikotylen
Ordnungen, für welche als Analogon schon bei Pandanus
hingewiesen wurde; die Dipterocarpaceen sind eine
solche ausgezeichnete, nur auf die indisch-malesischen
Tropen beschränkte Ordnung. Ueber einige der hier
genannten mögen noch ausführende Erläuterungen folgen.

Leguminosen. Von dieser an Artenzahl (7000 und mehr
Arten mäßig geschätzt, in circa 450 Gattungen) nur den Compo-
siten nachstehenden, an floristischer und ökonomischer Bedeutung
und an Wert für die Vegetationsformationen der genannten arten-
reichsten Ordnung weit überlegenen Pflanzengruppe ist das Areal
ein ubiquitäres; nur im antarktischen äussersten Süden hört ihre
Heimat auf. Die verschiedensten Formationen erhalten ihren An-

Charakterordnungen der Tropenwälder.
holen. Ein über das andere Mal geht er auf einen Baum
los, dem ähnlich, den er zu sehen wünscht, aber bei
näherer Prüfung zeigt er sich als ein verschiedener.
Schliesslich begegnet ihm vielleicht ein zweites Exemplar
eine halbe Meile vom ersten, oder er findet gar kein zwei-
tes, bis er bei anderer Gelegenheit ganz zufällig wieder
auf ein solches trifft.“ Es fehlen also die Species sociales
oder gregariae, und Wallace will dies auf die gemeinsam
günstigen klimatischen Wachstumsbedingungen als auf
die erklärende Ursache zurückgeführt sehen, welche die
Auslese an Arten im Kampf um das Dasein viel umfang-
reicher gestaltet und Abwechselung zulässt, anstatt das
Gelände zu „monopolisieren“.

Es lassen sich jedoch einige Ordnungen nennen,
welche fast in allen Tropen gleichmäßig viele und wich-
tige Repräsentanten zu den Regenwäldern liefern, und
von denen die Mehrzahl, mindestens die Gattungen, so-
gar den subtropischen Wäldern fern bleibt, stets aber
den extratropischen Klimaten fehlt. Es sind dies die
baumartigen Leguminosen, von den Urticaceen die
Gruppen der Artocarpeen und Moreen, die Euphor-
biaceen, Lauraceen, Myrtaceen
und Melastoma-
ceen
; die Clusiaceen, dann die Malvenbäume, Bütt-
neriaceen
und Sterculiaceen, von denen aber viele
an den trockeneren Tropenwaldungen Anteil nehmen, die
Meliaceen und Malpighiaceen, die Rubiaceen, Lo-
ganiaceen, Bignoniaceen
und viele andere mehr.
Auch fehlt es nicht an lokaler beschränkten dikotylen
Ordnungen, für welche als Analogon schon bei Pandanus
hingewiesen wurde; die Dipterocarpaceen sind eine
solche ausgezeichnete, nur auf die indisch-malesischen
Tropen beschränkte Ordnung. Ueber einige der hier
genannten mögen noch ausführende Erläuterungen folgen.

Leguminosen. Von dieser an Artenzahl (7000 und mehr
Arten mäßig geschätzt, in circa 450 Gattungen) nur den Compo-
siten nachstehenden, an floristischer und ökonomischer Bedeutung
und an Wert für die Vegetationsformationen der genannten arten-
reichsten Ordnung weit überlegenen Pflanzengruppe ist das Areal
ein ubiquitäres; nur im antarktischen äussersten Süden hört ihre
Heimat auf. Die verschiedensten Formationen erhalten ihren An-

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[248/0278] Charakterordnungen der Tropenwälder. holen. Ein über das andere Mal geht er auf einen Baum los, dem ähnlich, den er zu sehen wünscht, aber bei näherer Prüfung zeigt er sich als ein verschiedener. Schliesslich begegnet ihm vielleicht ein zweites Exemplar eine halbe Meile vom ersten, oder er findet gar kein zwei- tes, bis er bei anderer Gelegenheit ganz zufällig wieder auf ein solches trifft.“ Es fehlen also die Species sociales oder gregariae, und Wallace will dies auf die gemeinsam günstigen klimatischen Wachstumsbedingungen als auf die erklärende Ursache zurückgeführt sehen, welche die Auslese an Arten im Kampf um das Dasein viel umfang- reicher gestaltet und Abwechselung zulässt, anstatt das Gelände zu „monopolisieren“. Es lassen sich jedoch einige Ordnungen nennen, welche fast in allen Tropen gleichmäßig viele und wich- tige Repräsentanten zu den Regenwäldern liefern, und von denen die Mehrzahl, mindestens die Gattungen, so- gar den subtropischen Wäldern fern bleibt, stets aber den extratropischen Klimaten fehlt. Es sind dies die baumartigen Leguminosen, von den Urticaceen die Gruppen der Artocarpeen und Moreen, die Euphor- biaceen, Lauraceen, Myrtaceen und Melastoma- ceen; die Clusiaceen, dann die Malvenbäume, Bütt- neriaceen und Sterculiaceen, von denen aber viele an den trockeneren Tropenwaldungen Anteil nehmen, die Meliaceen und Malpighiaceen, die Rubiaceen, Lo- ganiaceen, Bignoniaceen und viele andere mehr. Auch fehlt es nicht an lokaler beschränkten dikotylen Ordnungen, für welche als Analogon schon bei Pandanus hingewiesen wurde; die Dipterocarpaceen sind eine solche ausgezeichnete, nur auf die indisch-malesischen Tropen beschränkte Ordnung. Ueber einige der hier genannten mögen noch ausführende Erläuterungen folgen. Leguminosen. Von dieser an Artenzahl (7000 und mehr Arten mäßig geschätzt, in circa 450 Gattungen) nur den Compo- siten nachstehenden, an floristischer und ökonomischer Bedeutung und an Wert für die Vegetationsformationen der genannten arten- reichsten Ordnung weit überlegenen Pflanzengruppe ist das Areal ein ubiquitäres; nur im antarktischen äussersten Süden hört ihre Heimat auf. Die verschiedensten Formationen erhalten ihren An-

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/278>, abgerufen am 22.11.2024.