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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Form und Verbreitung der Bambusen.
als beredte Beispiele für repräsentative Ordnungsvertretung in den
Tropen beider Hemisphären.

Als letzter monokotyler, sehr eigenartiger Vegeta-
tionsform ist nun noch der baumartigen Gräser, der Bam-
busenform
zu gedenken. Wallace allerdings macht von
diesen die Bemerkung, dass sie nicht als allgemein cha-
rakteristisch für die Tropen gelten könnten, da sie dem
afrikanischen Kontinent fast fehlten und in Südamerika
selten seien, ausserdem in Indien und Ostasien die tro-
pische Vegetationsgrenze weit überschritten. Doch gilt
dasselbe ja auch von Palmen und Pandaneen; die Ord-
nungsareale fallen eben nur selten mit den Grenzen von
Vegetationszonen zusammen. Auch gehören die Bam-
busen wohl nur zum kleineren Teile der Regenwaldfor-
mation an; die Mehrzahl ihrer Vertreter soll trockenere
Hochlandstationen vorziehen, während andere an Fluss-
ufern entlang und wenige im finsteren Walde wachsen.
Bei allen diesen Beschränkungen aber gehören die Bam-
busen zu den wertvollsten Repräsentanten der Tropenflora
und erreichen nur nahe dem Aequator ihre volle Ent-
wickelung, Grösse und Schönheit. In erstaunlicher Ge-
schwindigkeit schiessen während der Regenzeit die "Baum-
halme" empor, um erst in bedeutenderer Höhe und nach
dem ersten Lebensjahre ihr zierliches Blattwerk breiter,
an schlanken Zweigen wie gefiedert erscheinender Gras-
blätter zu entwickeln. Meistens in dichten Gebüschen
zu undurchdringlichen, zuweilen stacheltragenden Klumpen
gesellt, haben sie hier einen steten Nachwuchs; Stamm
folgt auf Stamm aus einem viele Jahre ausdauernden
Rhizom, wie in unseren Rohrgebüschen die Halme sich
jährlich erneuen. Die Dicke ihrer Stämme sehen wir in
Kunstprodukten aller Art vor uns, welche sie den Ein-
geborenen so wertvoll macht; ihre Höhe erreicht leicht
bis über 30 m, wo dann die sich verdünnenden Stamm-
spitzen in anmutigen Bogenformen überhängen und, als
Ganzes, hohen Trauerweiden in der Erscheinungsweise
nicht unähnlich sind. Bambuswälder bestehen aus solchen
haufenweise nebeneinander sprossenden Riesenbüschen,
gemischt mit Laubbäumen; oder aber sie bestehen aus

Form und Verbreitung der Bambusen.
als beredte Beispiele für repräsentative Ordnungsvertretung in den
Tropen beider Hemisphären.

Als letzter monokotyler, sehr eigenartiger Vegeta-
tionsform ist nun noch der baumartigen Gräser, der Bam-
busenform
zu gedenken. Wallace allerdings macht von
diesen die Bemerkung, dass sie nicht als allgemein cha-
rakteristisch für die Tropen gelten könnten, da sie dem
afrikanischen Kontinent fast fehlten und in Südamerika
selten seien, ausserdem in Indien und Ostasien die tro-
pische Vegetationsgrenze weit überschritten. Doch gilt
dasselbe ja auch von Palmen und Pandaneen; die Ord-
nungsareale fallen eben nur selten mit den Grenzen von
Vegetationszonen zusammen. Auch gehören die Bam-
busen wohl nur zum kleineren Teile der Regenwaldfor-
mation an; die Mehrzahl ihrer Vertreter soll trockenere
Hochlandstationen vorziehen, während andere an Fluss-
ufern entlang und wenige im finsteren Walde wachsen.
Bei allen diesen Beschränkungen aber gehören die Bam-
busen zu den wertvollsten Repräsentanten der Tropenflora
und erreichen nur nahe dem Aequator ihre volle Ent-
wickelung, Grösse und Schönheit. In erstaunlicher Ge-
schwindigkeit schiessen während der Regenzeit die „Baum-
halme“ empor, um erst in bedeutenderer Höhe und nach
dem ersten Lebensjahre ihr zierliches Blattwerk breiter,
an schlanken Zweigen wie gefiedert erscheinender Gras-
blätter zu entwickeln. Meistens in dichten Gebüschen
zu undurchdringlichen, zuweilen stacheltragenden Klumpen
gesellt, haben sie hier einen steten Nachwuchs; Stamm
folgt auf Stamm aus einem viele Jahre ausdauernden
Rhizom, wie in unseren Rohrgebüschen die Halme sich
jährlich erneuen. Die Dicke ihrer Stämme sehen wir in
Kunstprodukten aller Art vor uns, welche sie den Ein-
geborenen so wertvoll macht; ihre Höhe erreicht leicht
bis über 30 m, wo dann die sich verdünnenden Stamm-
spitzen in anmutigen Bogenformen überhängen und, als
Ganzes, hohen Trauerweiden in der Erscheinungsweise
nicht unähnlich sind. Bambuswälder bestehen aus solchen
haufenweise nebeneinander sprossenden Riesenbüschen,
gemischt mit Laubbäumen; oder aber sie bestehen aus

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[242/0272] Form und Verbreitung der Bambusen. als beredte Beispiele für repräsentative Ordnungsvertretung in den Tropen beider Hemisphären. Als letzter monokotyler, sehr eigenartiger Vegeta- tionsform ist nun noch der baumartigen Gräser, der Bam- busenform zu gedenken. Wallace allerdings macht von diesen die Bemerkung, dass sie nicht als allgemein cha- rakteristisch für die Tropen gelten könnten, da sie dem afrikanischen Kontinent fast fehlten und in Südamerika selten seien, ausserdem in Indien und Ostasien die tro- pische Vegetationsgrenze weit überschritten. Doch gilt dasselbe ja auch von Palmen und Pandaneen; die Ord- nungsareale fallen eben nur selten mit den Grenzen von Vegetationszonen zusammen. Auch gehören die Bam- busen wohl nur zum kleineren Teile der Regenwaldfor- mation an; die Mehrzahl ihrer Vertreter soll trockenere Hochlandstationen vorziehen, während andere an Fluss- ufern entlang und wenige im finsteren Walde wachsen. Bei allen diesen Beschränkungen aber gehören die Bam- busen zu den wertvollsten Repräsentanten der Tropenflora und erreichen nur nahe dem Aequator ihre volle Ent- wickelung, Grösse und Schönheit. In erstaunlicher Ge- schwindigkeit schiessen während der Regenzeit die „Baum- halme“ empor, um erst in bedeutenderer Höhe und nach dem ersten Lebensjahre ihr zierliches Blattwerk breiter, an schlanken Zweigen wie gefiedert erscheinender Gras- blätter zu entwickeln. Meistens in dichten Gebüschen zu undurchdringlichen, zuweilen stacheltragenden Klumpen gesellt, haben sie hier einen steten Nachwuchs; Stamm folgt auf Stamm aus einem viele Jahre ausdauernden Rhizom, wie in unseren Rohrgebüschen die Halme sich jährlich erneuen. Die Dicke ihrer Stämme sehen wir in Kunstprodukten aller Art vor uns, welche sie den Ein- geborenen so wertvoll macht; ihre Höhe erreicht leicht bis über 30 m, wo dann die sich verdünnenden Stamm- spitzen in anmutigen Bogenformen überhängen und, als Ganzes, hohen Trauerweiden in der Erscheinungsweise nicht unähnlich sind. Bambuswälder bestehen aus solchen haufenweise nebeneinander sprossenden Riesenbüschen, gemischt mit Laubbäumen; oder aber sie bestehen aus

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/272>, abgerufen am 25.11.2024.