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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Vergleichende Gesichtspunkte
dass die Pflanzengeographie eine wissenschaftliche Einheit
darstellt, welche mannigfache Berührungspunkte in sich
vereinigt. Die Richtigkeit des von Humboldt angeführten
Ausspruches als Motto dieses Abschnittes wird dadurch
bewiesen sein. Hier müssen die sieben Proben von Ord-
nungsarealen genügen, um einen Begriff von der geo-
graphischen Sonderung im einzelnen zu geben; die Re-
sultate der Gesamtstudien auf diesem Felde legt die
Pflanzengeographie in die Unterscheidung ihrer Floren-
reiche. Einige kürzere Arealbetrachtungen wird im An-
schluss an die Vegetationsformationen noch der nächste
Abschnitt bringen; im übrigen ist auf solche Werke zu
verweisen, welche wie Engler-Prantls "Natürliche Pflanzen-
familien" die Areale der Ordnungen und Gattungen unter
den systematischen Merkmalen angeben und zugleich ein
anschauliches Bild der Erscheinungsformen darbieten.

Was für allgemeine Lehren lassen sich nun endlich
noch aus dem Vergleich der besprochenen sieben Ord-
nungsareale ziehen? Zunächst ist die starke Verschieden-
artigkeit derselben, welche allerdings mit Absicht ge-
zeigt werden sollte, am meisten in die Augen springend.
Bestimmte Länder werden bevorzugt, andere gemieden;
ist eine Ordnung im ganzen gleichmäßiger, so erscheint
die ungleichmäßige Verteilung in deren Unterordnungen
oder Tribus; wenn nicht in diesen allen, so doch um so
mehr in einzelnen. Diese Absonderung ist nicht von
jeher so gewesen, sondern sie hat sich geologisch ent-
wickelt; denn die paläontologischen -- oft nur leider zur
scharfen Systembestimmung nicht genügend gut erhal-
tenen -- Nachweise zeigen ein anderes Bild. Aus im
geologischen Sinne sehr alten Ordnungen, wie die Nadel-
hölzer sind, lassen sich daher die zerstreuten Vorkomm-
nisse einzelner Gattungen an weit entlegenen Stellen der
Erde sehr wohl verstehen; dieselben auf Wanderungen
in der jüngsten Erdperiode zurückzuführen, würde ein
müssiger Versuch voll gewagter Hypothesen an Stelle
einer Vertrauen erweckenden Erklärung sein.

Die Absonderungen haben sich an den besprochenen
Arealen ungefähr so bewahrheitet, wie es nach dem oben

Vergleichende Gesichtspunkte
dass die Pflanzengeographie eine wissenschaftliche Einheit
darstellt, welche mannigfache Berührungspunkte in sich
vereinigt. Die Richtigkeit des von Humboldt angeführten
Ausspruches als Motto dieses Abschnittes wird dadurch
bewiesen sein. Hier müssen die sieben Proben von Ord-
nungsarealen genügen, um einen Begriff von der geo-
graphischen Sonderung im einzelnen zu geben; die Re-
sultate der Gesamtstudien auf diesem Felde legt die
Pflanzengeographie in die Unterscheidung ihrer Floren-
reiche. Einige kürzere Arealbetrachtungen wird im An-
schluss an die Vegetationsformationen noch der nächste
Abschnitt bringen; im übrigen ist auf solche Werke zu
verweisen, welche wie Engler-Prantls „Natürliche Pflanzen-
familien“ die Areale der Ordnungen und Gattungen unter
den systematischen Merkmalen angeben und zugleich ein
anschauliches Bild der Erscheinungsformen darbieten.

Was für allgemeine Lehren lassen sich nun endlich
noch aus dem Vergleich der besprochenen sieben Ord-
nungsareale ziehen? Zunächst ist die starke Verschieden-
artigkeit derselben, welche allerdings mit Absicht ge-
zeigt werden sollte, am meisten in die Augen springend.
Bestimmte Länder werden bevorzugt, andere gemieden;
ist eine Ordnung im ganzen gleichmäßiger, so erscheint
die ungleichmäßige Verteilung in deren Unterordnungen
oder Tribus; wenn nicht in diesen allen, so doch um so
mehr in einzelnen. Diese Absonderung ist nicht von
jeher so gewesen, sondern sie hat sich geologisch ent-
wickelt; denn die paläontologischen — oft nur leider zur
scharfen Systembestimmung nicht genügend gut erhal-
tenen — Nachweise zeigen ein anderes Bild. Aus im
geologischen Sinne sehr alten Ordnungen, wie die Nadel-
hölzer sind, lassen sich daher die zerstreuten Vorkomm-
nisse einzelner Gattungen an weit entlegenen Stellen der
Erde sehr wohl verstehen; dieselben auf Wanderungen
in der jüngsten Erdperiode zurückzuführen, würde ein
müssiger Versuch voll gewagter Hypothesen an Stelle
einer Vertrauen erweckenden Erklärung sein.

Die Absonderungen haben sich an den besprochenen
Arealen ungefähr so bewahrheitet, wie es nach dem oben

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[212/0242] Vergleichende Gesichtspunkte dass die Pflanzengeographie eine wissenschaftliche Einheit darstellt, welche mannigfache Berührungspunkte in sich vereinigt. Die Richtigkeit des von Humboldt angeführten Ausspruches als Motto dieses Abschnittes wird dadurch bewiesen sein. Hier müssen die sieben Proben von Ord- nungsarealen genügen, um einen Begriff von der geo- graphischen Sonderung im einzelnen zu geben; die Re- sultate der Gesamtstudien auf diesem Felde legt die Pflanzengeographie in die Unterscheidung ihrer Floren- reiche. Einige kürzere Arealbetrachtungen wird im An- schluss an die Vegetationsformationen noch der nächste Abschnitt bringen; im übrigen ist auf solche Werke zu verweisen, welche wie Engler-Prantls „Natürliche Pflanzen- familien“ die Areale der Ordnungen und Gattungen unter den systematischen Merkmalen angeben und zugleich ein anschauliches Bild der Erscheinungsformen darbieten. Was für allgemeine Lehren lassen sich nun endlich noch aus dem Vergleich der besprochenen sieben Ord- nungsareale ziehen? Zunächst ist die starke Verschieden- artigkeit derselben, welche allerdings mit Absicht ge- zeigt werden sollte, am meisten in die Augen springend. Bestimmte Länder werden bevorzugt, andere gemieden; ist eine Ordnung im ganzen gleichmäßiger, so erscheint die ungleichmäßige Verteilung in deren Unterordnungen oder Tribus; wenn nicht in diesen allen, so doch um so mehr in einzelnen. Diese Absonderung ist nicht von jeher so gewesen, sondern sie hat sich geologisch ent- wickelt; denn die paläontologischen — oft nur leider zur scharfen Systembestimmung nicht genügend gut erhal- tenen — Nachweise zeigen ein anderes Bild. Aus im geologischen Sinne sehr alten Ordnungen, wie die Nadel- hölzer sind, lassen sich daher die zerstreuten Vorkomm- nisse einzelner Gattungen an weit entlegenen Stellen der Erde sehr wohl verstehen; dieselben auf Wanderungen in der jüngsten Erdperiode zurückzuführen, würde ein müssiger Versuch voll gewagter Hypothesen an Stelle einer Vertrauen erweckenden Erklärung sein. Die Absonderungen haben sich an den besprochenen Arealen ungefähr so bewahrheitet, wie es nach dem oben

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/242>, abgerufen am 24.11.2024.