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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Allgemeine Verbreitung der Liliaceen.
dorff noch bis 75° N. beobachtet worden; zwei Arten
anderer Unterordnungen, nämlich Tofieldia borealis und
Streptopus amplexifolius, gehen in Grönland 10° über den
Polarkreis hinaus oder bis zu diesem. Im nordischen
Florenreich sind die Convallarien, Allium-Arten, in Europa
und Afrika dazu der Reichtum der Hyacintheen und Scil-
leen entwickelt. Fast überall in den Tropen finden sich
Smilax-Arten; über die den sommerdürren Klimaten der
beiden subtropischen Ländergruppen angepassten Gruppen
wird noch besonders die Rede sein. Während die süd-
amerikanische Westküste ihre eigenen Gattungen hat,
leben etwa 15 Arten aus gewöhnlicheren Gruppen auch
in Argentinien (Allium, Herreria, Smilax etc.); ein reicher
Liliaceenflor ist zusammen mit anderen Zwiebelgewächsen
im südafrikanischen Florenreich entwickelt.

Die Systematik der Liliaceen ist schwierig, ihre grossen Züge
sind zudem nicht für geographische Zwecke zu verwerten, weil
eine Harmonie zwischen Verwandtschaft und Heimat erst in den
kleineren Gruppen, in den Tribus oder deren Gattungen, klar zu
Tage tritt. Es mag daher hier nur erwähnt werden, dass ich die
Liliaceen hier in dem weiten Sinne der unter dem Ordnungsnamen
angeführten Litteratur verstehe, nach welcher also die Asphodelinen
mit Asphodelus, Hemerocallis, Aloe, die australischen Xanthorrhöen
und ihre Verwandten, ferner Allium, die Tulipa- und Scilla-Tribus,
dann die beerentragenden, als Asparageen oder Smilacineen sonst
unter eigenem Ordnungsnamen zusammengefassten Gattungen, die
Drachenbäume (Tribus der Dracaena und Yucca), endlich auch
noch die sonst als Colchicaceen von den echten Liliaceen getrennt
gehaltenen Tribus von Colchicum, Veratrum, Uvularia und Tofieldia
alle unter dieser einen grossen Ordnung zusammengefasst werden.
Sie bildet bei Engler danach nicht weniger als 31 Tribus, und
einige derselben sollen nun im folgenden wegen ihrer charakteri-
stischen Verbreitung näher geschildert werden.

Die Xanthorrhöengruppe Australiens. --
Auch in der Liliaceenordnung besitzt Australien einige
Absonderlichkeiten, welche wert sind, hervorgehoben zu
werden. Schon die krautartige Tribus der Johnsonieen
ist mit 7 Gattungen dort endemisch. Viel merkwürdiger
sind die baumartigen Xanthorrhöen. Ihr Habitus ist
als Vegetationsform unter eigenem Namen von Grise-
bach schön geschildert; der Name der englischen Ko-
lonisten "Grass-trees" oder "Black-boys" zeigt genugsam

Allgemeine Verbreitung der Liliaceen.
dorff noch bis 75° N. beobachtet worden; zwei Arten
anderer Unterordnungen, nämlich Tofieldia borealis und
Streptopus amplexifolius, gehen in Grönland 10° über den
Polarkreis hinaus oder bis zu diesem. Im nordischen
Florenreich sind die Convallarien, Allium-Arten, in Europa
und Afrika dazu der Reichtum der Hyacintheen und Scil-
leen entwickelt. Fast überall in den Tropen finden sich
Smilax-Arten; über die den sommerdürren Klimaten der
beiden subtropischen Ländergruppen angepassten Gruppen
wird noch besonders die Rede sein. Während die süd-
amerikanische Westküste ihre eigenen Gattungen hat,
leben etwa 15 Arten aus gewöhnlicheren Gruppen auch
in Argentinien (Allium, Herreria, Smilax etc.); ein reicher
Liliaceenflor ist zusammen mit anderen Zwiebelgewächsen
im südafrikanischen Florenreich entwickelt.

Die Systematik der Liliaceen ist schwierig, ihre grossen Züge
sind zudem nicht für geographische Zwecke zu verwerten, weil
eine Harmonie zwischen Verwandtschaft und Heimat erst in den
kleineren Gruppen, in den Tribus oder deren Gattungen, klar zu
Tage tritt. Es mag daher hier nur erwähnt werden, dass ich die
Liliaceen hier in dem weiten Sinne der unter dem Ordnungsnamen
angeführten Litteratur verstehe, nach welcher also die Asphodelinen
mit Asphodelus, Hemerocallis, Aloë, die australischen Xanthorrhöen
und ihre Verwandten, ferner Allium, die Tulipa- und Scilla-Tribus,
dann die beerentragenden, als Asparageen oder Smilacineen sonst
unter eigenem Ordnungsnamen zusammengefassten Gattungen, die
Drachenbäume (Tribus der Dracaena und Yucca), endlich auch
noch die sonst als Colchicaceen von den echten Liliaceen getrennt
gehaltenen Tribus von Colchicum, Veratrum, Uvularia und Tofieldia
alle unter dieser einen grossen Ordnung zusammengefasst werden.
Sie bildet bei Engler danach nicht weniger als 31 Tribus, und
einige derselben sollen nun im folgenden wegen ihrer charakteri-
stischen Verbreitung näher geschildert werden.

Die Xanthorrhöengruppe Australiens. —
Auch in der Liliaceenordnung besitzt Australien einige
Absonderlichkeiten, welche wert sind, hervorgehoben zu
werden. Schon die krautartige Tribus der Johnsonieen
ist mit 7 Gattungen dort endemisch. Viel merkwürdiger
sind die baumartigen Xanthorrhöen. Ihr Habitus ist
als Vegetationsform unter eigenem Namen von Grise-
bach schön geschildert; der Name der englischen Ko-
lonisten „Grass-trees“ oder „Black-boys“ zeigt genugsam

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[207/0237] Allgemeine Verbreitung der Liliaceen. dorff noch bis 75° N. beobachtet worden; zwei Arten anderer Unterordnungen, nämlich Tofieldia borealis und Streptopus amplexifolius, gehen in Grönland 10° über den Polarkreis hinaus oder bis zu diesem. Im nordischen Florenreich sind die Convallarien, Allium-Arten, in Europa und Afrika dazu der Reichtum der Hyacintheen und Scil- leen entwickelt. Fast überall in den Tropen finden sich Smilax-Arten; über die den sommerdürren Klimaten der beiden subtropischen Ländergruppen angepassten Gruppen wird noch besonders die Rede sein. Während die süd- amerikanische Westküste ihre eigenen Gattungen hat, leben etwa 15 Arten aus gewöhnlicheren Gruppen auch in Argentinien (Allium, Herreria, Smilax etc.); ein reicher Liliaceenflor ist zusammen mit anderen Zwiebelgewächsen im südafrikanischen Florenreich entwickelt. Die Systematik der Liliaceen ist schwierig, ihre grossen Züge sind zudem nicht für geographische Zwecke zu verwerten, weil eine Harmonie zwischen Verwandtschaft und Heimat erst in den kleineren Gruppen, in den Tribus oder deren Gattungen, klar zu Tage tritt. Es mag daher hier nur erwähnt werden, dass ich die Liliaceen hier in dem weiten Sinne der unter dem Ordnungsnamen angeführten Litteratur verstehe, nach welcher also die Asphodelinen mit Asphodelus, Hemerocallis, Aloë, die australischen Xanthorrhöen und ihre Verwandten, ferner Allium, die Tulipa- und Scilla-Tribus, dann die beerentragenden, als Asparageen oder Smilacineen sonst unter eigenem Ordnungsnamen zusammengefassten Gattungen, die Drachenbäume (Tribus der Dracaena und Yucca), endlich auch noch die sonst als Colchicaceen von den echten Liliaceen getrennt gehaltenen Tribus von Colchicum, Veratrum, Uvularia und Tofieldia alle unter dieser einen grossen Ordnung zusammengefasst werden. Sie bildet bei Engler danach nicht weniger als 31 Tribus, und einige derselben sollen nun im folgenden wegen ihrer charakteri- stischen Verbreitung näher geschildert werden. Die Xanthorrhöengruppe Australiens. — Auch in der Liliaceenordnung besitzt Australien einige Absonderlichkeiten, welche wert sind, hervorgehoben zu werden. Schon die krautartige Tribus der Johnsonieen ist mit 7 Gattungen dort endemisch. Viel merkwürdiger sind die baumartigen Xanthorrhöen. Ihr Habitus ist als Vegetationsform unter eigenem Namen von Grise- bach schön geschildert; der Name der englischen Ko- lonisten „Grass-trees“ oder „Black-boys“ zeigt genugsam

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/237>, abgerufen am 24.11.2024.