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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Charakter-Coniferen in der Alten Welt.
der Orient haben die Ceder (mit Einschluss der ebenge-
nannten Deodara im westlichen Himalaya) als alleinige
endemische Gattung der Coniferen in Kleinasien und dem
Atlas, sonst nur einen grossen Reichtum an Pinus (P.
Pinea!
), einigen Tannen, die orientalische Cypresse, und
einen grossen Vorrat an Juniperus-Arten; auch auf den
Canaren ist Pinus canariensis ein endemischer Charakter-
baum, nicht aber auf Madeira. Von der sonst nur in
den südlichen Florenreichen der Alten Welt heimischen
Gattung Callitris kommt eine, von den übrigen als Unter-
gattung zu trennende Art: C. quadrixalvis in Nordafrika
auf dem Atlas und bei Tetuan vor; die übrigen Bäume
der Coniferen aber gehören in den borealen und australen
Subtropen der Jetztwelt verschiedenen Gattungen an. --
Nur einige vorgeschobene Posten und ganze Gebiete, in
welchen auch unter den Tropen die borealen Coniferen-
Gattungen herrschen, sind noch zu nennen, nämlich be-
sonders die weite Verbreitung von Juniperus procera in
das tropische Afrika hinein und die Coniferen der Antillen
und tropischen Anden bis zum Aequator. Der genannte
Juniperus, sehr charakteristisch für Abessinien, ist durch
Thomson in der afrikanischen Hochgebirgsflora unter dem
Aequator gefunden worden, ein Zeichen einsamer, höchst
lehrreicher Wanderung mitten in ein sonst den Coniferen
gar keine Wohnstätte bietendes Land hinein (G. J. XI,
S. 136). Aehnlich rückt Pinus, aber in eigenen Arten
(P. insularis), auf den Philippinen, Borneo und Sumatra
als Gebirgspflanzen in das Herz der malayischen Tropen,
und erreicht auf Timor den 10.° S. als äussersten Vor-
posten; auf den Anden rücken die mexikanisch-central-
amerikanischen Arten nicht so weit südwärts (wahrschein-
lich nur bis 12° N., vergl. Hemsley), aber die gleichen
Gattungen haben ausserdem noch im Antillengebiet eine
nicht ganz geringfügige Eigenentwickelung gefunden.
Der Wachholder der Bermudasinseln auf Jamaika, dann
aber ganz besonders die Kiefernwälder von Pinus occi-
dentalis
in St. Domingo unter 18° N., über welche Eggers
berichtet, die bis nach Honduras hinübergreifenden ent-
sprechenden Kiefernbestände von Cuba, das sind zu-

Charakter-Coniferen in der Alten Welt.
der Orient haben die Ceder (mit Einschluss der ebenge-
nannten Deodara im westlichen Himalaya) als alleinige
endemische Gattung der Coniferen in Kleinasien und dem
Atlas, sonst nur einen grossen Reichtum an Pinus (P.
Pinea!
), einigen Tannen, die orientalische Cypresse, und
einen grossen Vorrat an Juniperus-Arten; auch auf den
Canaren ist Pinus canariensis ein endemischer Charakter-
baum, nicht aber auf Madeira. Von der sonst nur in
den südlichen Florenreichen der Alten Welt heimischen
Gattung Callitris kommt eine, von den übrigen als Unter-
gattung zu trennende Art: C. quadrixalvis in Nordafrika
auf dem Atlas und bei Tetuan vor; die übrigen Bäume
der Coniferen aber gehören in den borealen und australen
Subtropen der Jetztwelt verschiedenen Gattungen an. —
Nur einige vorgeschobene Posten und ganze Gebiete, in
welchen auch unter den Tropen die borealen Coniferen-
Gattungen herrschen, sind noch zu nennen, nämlich be-
sonders die weite Verbreitung von Juniperus procera in
das tropische Afrika hinein und die Coniferen der Antillen
und tropischen Anden bis zum Aequator. Der genannte
Juniperus, sehr charakteristisch für Abessinien, ist durch
Thomson in der afrikanischen Hochgebirgsflora unter dem
Aequator gefunden worden, ein Zeichen einsamer, höchst
lehrreicher Wanderung mitten in ein sonst den Coniferen
gar keine Wohnstätte bietendes Land hinein (G. J. XI,
S. 136). Aehnlich rückt Pinus, aber in eigenen Arten
(P. insularis), auf den Philippinen, Borneo und Sumatra
als Gebirgspflanzen in das Herz der malayischen Tropen,
und erreicht auf Timor den 10.° S. als äussersten Vor-
posten; auf den Anden rücken die mexikanisch-central-
amerikanischen Arten nicht so weit südwärts (wahrschein-
lich nur bis 12° N., vergl. Hemsley), aber die gleichen
Gattungen haben ausserdem noch im Antillengebiet eine
nicht ganz geringfügige Eigenentwickelung gefunden.
Der Wachholder der Bermudasinseln auf Jamaika, dann
aber ganz besonders die Kiefernwälder von Pinus occi-
dentalis
in St. Domingo unter 18° N., über welche Eggers
berichtet, die bis nach Honduras hinübergreifenden ent-
sprechenden Kiefernbestände von Cuba, das sind zu-

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[184/0214] Charakter-Coniferen in der Alten Welt. der Orient haben die Ceder (mit Einschluss der ebenge- nannten Deodara im westlichen Himalaya) als alleinige endemische Gattung der Coniferen in Kleinasien und dem Atlas, sonst nur einen grossen Reichtum an Pinus (P. Pinea!), einigen Tannen, die orientalische Cypresse, und einen grossen Vorrat an Juniperus-Arten; auch auf den Canaren ist Pinus canariensis ein endemischer Charakter- baum, nicht aber auf Madeira. Von der sonst nur in den südlichen Florenreichen der Alten Welt heimischen Gattung Callitris kommt eine, von den übrigen als Unter- gattung zu trennende Art: C. quadrixalvis in Nordafrika auf dem Atlas und bei Tetuan vor; die übrigen Bäume der Coniferen aber gehören in den borealen und australen Subtropen der Jetztwelt verschiedenen Gattungen an. — Nur einige vorgeschobene Posten und ganze Gebiete, in welchen auch unter den Tropen die borealen Coniferen- Gattungen herrschen, sind noch zu nennen, nämlich be- sonders die weite Verbreitung von Juniperus procera in das tropische Afrika hinein und die Coniferen der Antillen und tropischen Anden bis zum Aequator. Der genannte Juniperus, sehr charakteristisch für Abessinien, ist durch Thomson in der afrikanischen Hochgebirgsflora unter dem Aequator gefunden worden, ein Zeichen einsamer, höchst lehrreicher Wanderung mitten in ein sonst den Coniferen gar keine Wohnstätte bietendes Land hinein (G. J. XI, S. 136). Aehnlich rückt Pinus, aber in eigenen Arten (P. insularis), auf den Philippinen, Borneo und Sumatra als Gebirgspflanzen in das Herz der malayischen Tropen, und erreicht auf Timor den 10.° S. als äussersten Vor- posten; auf den Anden rücken die mexikanisch-central- amerikanischen Arten nicht so weit südwärts (wahrschein- lich nur bis 12° N., vergl. Hemsley), aber die gleichen Gattungen haben ausserdem noch im Antillengebiet eine nicht ganz geringfügige Eigenentwickelung gefunden. Der Wachholder der Bermudasinseln auf Jamaika, dann aber ganz besonders die Kiefernwälder von Pinus occi- dentalis in St. Domingo unter 18° N., über welche Eggers berichtet, die bis nach Honduras hinübergreifenden ent- sprechenden Kiefernbestände von Cuba, das sind zu-

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/214>, abgerufen am 30.04.2024.