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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Areale der Arecineen, Cocoineen.
Inseln, Neuguinea, Ostaustralien bis Lord Howe-Inseln
und Neukaledonien auf, mit Kentia sapida auf Neusee-
land und den Chatham-Inseln die Südgrenze erreichend, und
hierher gehören die echten Areca-Palmen (14 Arten von
Malakka bis Neuguinea, 1 in Australien), 40 Pinanga,
die Archontophönix- und Ptychosperma-Arten Australiens
und der östlich angrenzenden Inseln. Wenige, aber be-
rühmte Palmengattungen Amerikas schliessen sich in
naher Verwandtschaft an diese indischen Gattungen an:
Euterpe von Rio zu den Anden und Antillen, Oenocarpus
in Colombien und bis zum Amazonas-Stromgebiet, Oreo-
doxa
auf den Antillen, Hyospathe und 2 andere. Aber
nun folgt der schon angedeutete amerikanische Reichtum
an 14 Gattungen und etwa 225 Arten von Cocoineen,
von der Südgrenze der Palmen in Argentinien (Cocos
australis
) bis nach Mexiko und den Antillen (Acrocomia),
besonders in den imposanten Formen von Attalea, Maxi-
miliana, Orbignya, Cocos
(!), und in den Stachelstämme
mit Stachelblättern tragenden Gattungen Astrocaryum.
Bactris
(niedere Buschpalmen, 90 Arten) und den klet-
ternden Desmoncus reich entwickelt.

Zwei abnorme, für den Landschaftscharakter wichtige
Gattungen schliessen als letzte Gruppe die Ordnung ab:
Phytelephas, die Stammpflanze der colombischen Stein-
nüsse, und die monotypische Nipa fruticans im malayischen
Archipel bis zu den Philippinen und über Neuguinea
hinaus, Tausende von Hektaren Landes an den brackischen
Gestaden der Inseln bedeckend und die Flussläufe nahe
ihrer Mündung zugleich mit Bestandteilen der Mangroven
umsäumend.

In jedem Falle ist es nach der Darlegung der that-
sächlichen Verbreitungsverhältnisse einer hervorragenden
Ordnung notwendig, als Zweck dieser Darlegung und in
dem Gedanken an die allgemeine Absonderung der Flora
nach Kontinenten und Vegetationszonen besondere, für
Ergründung der Kausalität lehrreiche Ableitungen zum
Schluss zusammenzustellen. Für die Palmen betrachte ich
folgende Ableitungen für wichtig: 1. die boreal-sub-
tropischen Florenreiche, obwohl arm an Palmen, haben

Areale der Arecineen, Cocoineen.
Inseln, Neuguinea, Ostaustralien bis Lord Howe-Inseln
und Neukaledonien auf, mit Kentia sapida auf Neusee-
land und den Chatham-Inseln die Südgrenze erreichend, und
hierher gehören die echten Areca-Palmen (14 Arten von
Malakka bis Neuguinea, 1 in Australien), 40 Pinanga,
die Archontophönix- und Ptychosperma-Arten Australiens
und der östlich angrenzenden Inseln. Wenige, aber be-
rühmte Palmengattungen Amerikas schliessen sich in
naher Verwandtschaft an diese indischen Gattungen an:
Euterpe von Rio zu den Anden und Antillen, Oenocarpus
in Colombien und bis zum Amazonas-Stromgebiet, Oreo-
doxa
auf den Antillen, Hyospathe und 2 andere. Aber
nun folgt der schon angedeutete amerikanische Reichtum
an 14 Gattungen und etwa 225 Arten von Cocoineen,
von der Südgrenze der Palmen in Argentinien (Cocos
australis
) bis nach Mexiko und den Antillen (Acrocomia),
besonders in den imposanten Formen von Attalea, Maxi-
miliana, Orbignya, Cocos
(!), und in den Stachelstämme
mit Stachelblättern tragenden Gattungen Astrocaryum.
Bactris
(niedere Buschpalmen, 90 Arten) und den klet-
ternden Desmoncus reich entwickelt.

Zwei abnorme, für den Landschaftscharakter wichtige
Gattungen schliessen als letzte Gruppe die Ordnung ab:
Phytelephas, die Stammpflanze der colombischen Stein-
nüsse, und die monotypische Nipa fruticans im malayischen
Archipel bis zu den Philippinen und über Neuguinea
hinaus, Tausende von Hektaren Landes an den brackischen
Gestaden der Inseln bedeckend und die Flussläufe nahe
ihrer Mündung zugleich mit Bestandteilen der Mangroven
umsäumend.

In jedem Falle ist es nach der Darlegung der that-
sächlichen Verbreitungsverhältnisse einer hervorragenden
Ordnung notwendig, als Zweck dieser Darlegung und in
dem Gedanken an die allgemeine Absonderung der Flora
nach Kontinenten und Vegetationszonen besondere, für
Ergründung der Kausalität lehrreiche Ableitungen zum
Schluss zusammenzustellen. Für die Palmen betrachte ich
folgende Ableitungen für wichtig: 1. die boreal-sub-
tropischen Florenreiche, obwohl arm an Palmen, haben

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[178/0204] Areale der Arecineen, Cocoineen. Inseln, Neuguinea, Ostaustralien bis Lord Howe-Inseln und Neukaledonien auf, mit Kentia sapida auf Neusee- land und den Chatham-Inseln die Südgrenze erreichend, und hierher gehören die echten Areca-Palmen (14 Arten von Malakka bis Neuguinea, 1 in Australien), 40 Pinanga, die Archontophönix- und Ptychosperma-Arten Australiens und der östlich angrenzenden Inseln. Wenige, aber be- rühmte Palmengattungen Amerikas schliessen sich in naher Verwandtschaft an diese indischen Gattungen an: Euterpe von Rio zu den Anden und Antillen, Oenocarpus in Colombien und bis zum Amazonas-Stromgebiet, Oreo- doxa auf den Antillen, Hyospathe und 2 andere. Aber nun folgt der schon angedeutete amerikanische Reichtum an 14 Gattungen und etwa 225 Arten von Cocoineen, von der Südgrenze der Palmen in Argentinien (Cocos australis) bis nach Mexiko und den Antillen (Acrocomia), besonders in den imposanten Formen von Attalea, Maxi- miliana, Orbignya, Cocos (!), und in den Stachelstämme mit Stachelblättern tragenden Gattungen Astrocaryum. Bactris (niedere Buschpalmen, 90 Arten) und den klet- ternden Desmoncus reich entwickelt. Zwei abnorme, für den Landschaftscharakter wichtige Gattungen schliessen als letzte Gruppe die Ordnung ab: Phytelephas, die Stammpflanze der colombischen Stein- nüsse, und die monotypische Nipa fruticans im malayischen Archipel bis zu den Philippinen und über Neuguinea hinaus, Tausende von Hektaren Landes an den brackischen Gestaden der Inseln bedeckend und die Flussläufe nahe ihrer Mündung zugleich mit Bestandteilen der Mangroven umsäumend. In jedem Falle ist es nach der Darlegung der that- sächlichen Verbreitungsverhältnisse einer hervorragenden Ordnung notwendig, als Zweck dieser Darlegung und in dem Gedanken an die allgemeine Absonderung der Flora nach Kontinenten und Vegetationszonen besondere, für Ergründung der Kausalität lehrreiche Ableitungen zum Schluss zusammenzustellen. Für die Palmen betrachte ich folgende Ableitungen für wichtig: 1. die boreal-sub- tropischen Florenreiche, obwohl arm an Palmen, haben

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/204>, abgerufen am 30.04.2024.