etwas Hohles, wenn nicht die lebensvolle Erfassung dessen, was darunter begriffen wird, dahinter steht; so war es, ehe die Pflanzengeographie ihr eigenes Lehrge- bäude schuf, so war es, als sie sich in die Reihe der geographischen Disziplinen einreihte und von der Geo- graphie als eine Brücke zur organischen Welt aufge- nommen wurde, so wird es allezeit bleiben und zur Folge haben müssen, dass trotz des landschaftlichen Momentes der Vegetationsformationen und anderer wertvoller Be- ziehungen der Pflanzengeographie zu dem gesamten geo- graphischen Wissen dieselbe immer eine vornehmlich botanische Wissenschaft bleibt.
Der hier folgende Abschnitt kann daher in einer Sammlung geographischer Handbücher nur den Zweck haben, anzudeuten, welche unter der Pflanzensystematik in- begriffenen Gegenstände der Geograph hauptsächlich sich zu eigen machen muss, wenn er irgendwie ein selbstän- diges Urteil über die einschlägigen Fragen der Flora und ihrer mit dem Lande wechselnden Charaktere sich er- werben will.
Zahlenverhältnisse der die Pflanzendecke der Erde bildenden Ordnungen, Gattungen, Arten. -- In runder Summe wird die Gesamtflora der Erde gewöhn- lich auf 150000 Arten geschätzt, was nicht zu hoch er- scheint unter Berücksichtigung der zahlreichen Nach- träge, welche das Pflanzensystem aus den exotischen Ländern zu erwarten hat. Für die Pflanzengeographie spielen die Blütenpflanzen mit den Farnen die wichtigste Rolle, werden allerdings an den ozeanischen Küsten fast gänzlich durch die Seetange ersetzt. Es sollen die letzteren hier zunächst ausgeschlossen und ihre Betrachtung zur Vermeidung von Wiederholungen für das dem Pflanzen- leben der Meere im speziellen Abschnitt gewidmete Kapitel aufbewahrt bleiben.
Die Blütenpflanzen bringt das System in die drei sehr ungleich grossen Entwickelungsreiche der Mono- kotyledonen, Dikotyledonen und Gymnospermen, welche letzteren nur die Coniferen, Gnetaceen und Cycadeen um-
Die Gesamtflora der Erde.
etwas Hohles, wenn nicht die lebensvolle Erfassung dessen, was darunter begriffen wird, dahinter steht; so war es, ehe die Pflanzengeographie ihr eigenes Lehrge- bäude schuf, so war es, als sie sich in die Reihe der geographischen Disziplinen einreihte und von der Geo- graphie als eine Brücke zur organischen Welt aufge- nommen wurde, so wird es allezeit bleiben und zur Folge haben müssen, dass trotz des landschaftlichen Momentes der Vegetationsformationen und anderer wertvoller Be- ziehungen der Pflanzengeographie zu dem gesamten geo- graphischen Wissen dieselbe immer eine vornehmlich botanische Wissenschaft bleibt.
Der hier folgende Abschnitt kann daher in einer Sammlung geographischer Handbücher nur den Zweck haben, anzudeuten, welche unter der Pflanzensystematik in- begriffenen Gegenstände der Geograph hauptsächlich sich zu eigen machen muss, wenn er irgendwie ein selbstän- diges Urteil über die einschlägigen Fragen der Flora und ihrer mit dem Lande wechselnden Charaktere sich er- werben will.
Zahlenverhältnisse der die Pflanzendecke der Erde bildenden Ordnungen, Gattungen, Arten. — In runder Summe wird die Gesamtflora der Erde gewöhn- lich auf 150000 Arten geschätzt, was nicht zu hoch er- scheint unter Berücksichtigung der zahlreichen Nach- träge, welche das Pflanzensystem aus den exotischen Ländern zu erwarten hat. Für die Pflanzengeographie spielen die Blütenpflanzen mit den Farnen die wichtigste Rolle, werden allerdings an den ozeanischen Küsten fast gänzlich durch die Seetange ersetzt. Es sollen die letzteren hier zunächst ausgeschlossen und ihre Betrachtung zur Vermeidung von Wiederholungen für das dem Pflanzen- leben der Meere im speziellen Abschnitt gewidmete Kapitel aufbewahrt bleiben.
Die Blütenpflanzen bringt das System in die drei sehr ungleich grossen Entwickelungsreiche der Mono- kotyledonen, Dikotyledonen und Gymnospermen, welche letzteren nur die Coniferen, Gnetaceen und Cycadeen um-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0189"n="163"/><fwplace="top"type="header">Die Gesamtflora der Erde.</fw><lb/>
etwas Hohles, wenn nicht die lebensvolle Erfassung<lb/>
dessen, was darunter begriffen wird, dahinter steht; so<lb/>
war es, ehe die Pflanzengeographie ihr eigenes Lehrge-<lb/>
bäude schuf, so war es, als sie sich in die Reihe der<lb/>
geographischen Disziplinen einreihte und von der Geo-<lb/>
graphie als eine Brücke zur organischen Welt aufge-<lb/>
nommen wurde, so wird es allezeit bleiben und zur Folge<lb/>
haben müssen, dass trotz des landschaftlichen Momentes<lb/>
der Vegetationsformationen und anderer wertvoller Be-<lb/>
ziehungen der Pflanzengeographie zu dem gesamten geo-<lb/>
graphischen Wissen dieselbe immer eine vornehmlich<lb/>
botanische Wissenschaft bleibt.</p><lb/><p>Der hier folgende Abschnitt kann daher in einer<lb/>
Sammlung geographischer Handbücher nur den Zweck<lb/>
haben, anzudeuten, welche unter der Pflanzensystematik in-<lb/>
begriffenen Gegenstände der Geograph hauptsächlich sich<lb/>
zu eigen machen muss, wenn er irgendwie ein selbstän-<lb/>
diges Urteil über die einschlägigen Fragen der Flora und<lb/>
ihrer mit dem Lande wechselnden Charaktere sich er-<lb/>
werben will.</p><lb/><p><hirendition="#b">Zahlenverhältnisse der die Pflanzendecke der<lb/>
Erde bildenden Ordnungen, Gattungen, Arten.</hi>— In<lb/>
runder Summe wird die Gesamtflora der Erde gewöhn-<lb/>
lich auf 150000 Arten geschätzt, was nicht zu hoch er-<lb/>
scheint unter Berücksichtigung der zahlreichen Nach-<lb/>
träge, welche das Pflanzensystem aus den exotischen<lb/>
Ländern zu erwarten hat. Für die Pflanzengeographie<lb/>
spielen die Blütenpflanzen mit den Farnen die wichtigste<lb/>
Rolle, werden allerdings an den ozeanischen Küsten fast<lb/>
gänzlich durch die Seetange ersetzt. Es sollen die letzteren<lb/>
hier zunächst ausgeschlossen und ihre Betrachtung zur<lb/>
Vermeidung von Wiederholungen für das dem Pflanzen-<lb/>
leben der Meere im speziellen Abschnitt gewidmete Kapitel<lb/>
aufbewahrt bleiben.</p><lb/><p>Die <hirendition="#g">Blütenpflanzen</hi> bringt das System in die<lb/>
drei sehr ungleich grossen Entwickelungsreiche der Mono-<lb/>
kotyledonen, Dikotyledonen und Gymnospermen, welche<lb/>
letzteren nur die Coniferen, Gnetaceen und Cycadeen um-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[163/0189]
Die Gesamtflora der Erde.
etwas Hohles, wenn nicht die lebensvolle Erfassung
dessen, was darunter begriffen wird, dahinter steht; so
war es, ehe die Pflanzengeographie ihr eigenes Lehrge-
bäude schuf, so war es, als sie sich in die Reihe der
geographischen Disziplinen einreihte und von der Geo-
graphie als eine Brücke zur organischen Welt aufge-
nommen wurde, so wird es allezeit bleiben und zur Folge
haben müssen, dass trotz des landschaftlichen Momentes
der Vegetationsformationen und anderer wertvoller Be-
ziehungen der Pflanzengeographie zu dem gesamten geo-
graphischen Wissen dieselbe immer eine vornehmlich
botanische Wissenschaft bleibt.
Der hier folgende Abschnitt kann daher in einer
Sammlung geographischer Handbücher nur den Zweck
haben, anzudeuten, welche unter der Pflanzensystematik in-
begriffenen Gegenstände der Geograph hauptsächlich sich
zu eigen machen muss, wenn er irgendwie ein selbstän-
diges Urteil über die einschlägigen Fragen der Flora und
ihrer mit dem Lande wechselnden Charaktere sich er-
werben will.
Zahlenverhältnisse der die Pflanzendecke der
Erde bildenden Ordnungen, Gattungen, Arten. — In
runder Summe wird die Gesamtflora der Erde gewöhn-
lich auf 150000 Arten geschätzt, was nicht zu hoch er-
scheint unter Berücksichtigung der zahlreichen Nach-
träge, welche das Pflanzensystem aus den exotischen
Ländern zu erwarten hat. Für die Pflanzengeographie
spielen die Blütenpflanzen mit den Farnen die wichtigste
Rolle, werden allerdings an den ozeanischen Küsten fast
gänzlich durch die Seetange ersetzt. Es sollen die letzteren
hier zunächst ausgeschlossen und ihre Betrachtung zur
Vermeidung von Wiederholungen für das dem Pflanzen-
leben der Meere im speziellen Abschnitt gewidmete Kapitel
aufbewahrt bleiben.
Die Blütenpflanzen bringt das System in die
drei sehr ungleich grossen Entwickelungsreiche der Mono-
kotyledonen, Dikotyledonen und Gymnospermen, welche
letzteren nur die Coniferen, Gnetaceen und Cycadeen um-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/189>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.