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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Geologische Grundlage.
veränderungen während und seit dem Tertiär bis zur
Gegenwart, und erklärt die Gegenwart geschichtlich. Sie
liefert den wissenschaftlichen Schlüssel, gerade wie das
Bild der jetzigen politischen Karte von Europa für
wissenschaftliche Geschichtsforschung zurückzuführen ist
auf die untergegangenen Reiche mächtiger Völker, der
Vorfahren der jetzigen Europäer. Die Entwickelungs-
geschichte der Floren läuft doch schliesslich immer auf
ihren jetzigen Zustand hinaus, und die verschiedenen
Ansichten, welche man über die Herausbildung heutiger
Floren hegt und hegen kann (vergl. Schenks Handb. d.
Botanik Bd. III T. 2, S. 190--203), haben noch niemals
einen wesentlichen Einfluss auf die Darstellung der Floren-
reiche in gegenwärtigen Grenzen gehabt. Es ist ja leider
das paläontologische Material der untergegangenen Floren
zu dürftig, um für sich allein klare Aufschlüsse zu geben,
während es im Verein mit der lebenden Flora eine Haupt-
säule für die Betrachtung der wechselnden Klima- und
Lebeverhältnisse auf dem Erdball liefert.

Engler hat vier grosse "Florenreiche" aus solchen
Florenelementen gebildet, welche schon im Tertiär ihre
Wirksamkeit zu erkennen geben; sein arkto-tertiäres
Element entspricht im wesentlichen den nördlich der
Florenscheide A--A (Karte S. 150) zur Entfaltung ge-
kommenen Sippen, sein paläotropisches Element und sein
neotropisches Element zusammengenommen den daselbst
umgrenzten Tropenfloren südlich der Linie A--A, mit
starker Abscheidung Amerikas durch die Linien B und B.
Als altozeanisches Element bezeichnet dann Engler das
Entwickelungsgemisch südlich der Linien D, E, F, welches
aber nach Kontinenten in kleinere Einheiten zerfällt,
wenn schon das tropische Element nach östlicher und
westlicher Hemisphäre geschieden war.

Man beachte die Fortsetzung der Scheidelinie B zumal an
der pacifisch amerikanischen Küste in ungeschwächter Bedeutung
bis zu 40° S., die ihr an Rang nicht nachstehende Scheidelinie C
in Australien, D in Südafrika. Vergl. ferner Dr. Fl. d. E., S. 33
über diesen Gegenstand.

Die Grundlage der Florenreiche, wie sie die hier
gegebene Hauptkarte im Anschluss an Köppens Wärme-

Geologische Grundlage.
veränderungen während und seit dem Tertiär bis zur
Gegenwart, und erklärt die Gegenwart geschichtlich. Sie
liefert den wissenschaftlichen Schlüssel, gerade wie das
Bild der jetzigen politischen Karte von Europa für
wissenschaftliche Geschichtsforschung zurückzuführen ist
auf die untergegangenen Reiche mächtiger Völker, der
Vorfahren der jetzigen Europäer. Die Entwickelungs-
geschichte der Floren läuft doch schliesslich immer auf
ihren jetzigen Zustand hinaus, und die verschiedenen
Ansichten, welche man über die Herausbildung heutiger
Floren hegt und hegen kann (vergl. Schenks Handb. d.
Botanik Bd. III T. 2, S. 190—203), haben noch niemals
einen wesentlichen Einfluss auf die Darstellung der Floren-
reiche in gegenwärtigen Grenzen gehabt. Es ist ja leider
das paläontologische Material der untergegangenen Floren
zu dürftig, um für sich allein klare Aufschlüsse zu geben,
während es im Verein mit der lebenden Flora eine Haupt-
säule für die Betrachtung der wechselnden Klima- und
Lebeverhältnisse auf dem Erdball liefert.

Engler hat vier grosse „Florenreiche“ aus solchen
Florenelementen gebildet, welche schon im Tertiär ihre
Wirksamkeit zu erkennen geben; sein arkto-tertiäres
Element entspricht im wesentlichen den nördlich der
Florenscheide A—A (Karte S. 150) zur Entfaltung ge-
kommenen Sippen, sein paläotropisches Element und sein
neotropisches Element zusammengenommen den daselbst
umgrenzten Tropenfloren südlich der Linie A—A, mit
starker Abscheidung Amerikas durch die Linien B und B.
Als altozeanisches Element bezeichnet dann Engler das
Entwickelungsgemisch südlich der Linien D, E, F, welches
aber nach Kontinenten in kleinere Einheiten zerfällt,
wenn schon das tropische Element nach östlicher und
westlicher Hemisphäre geschieden war.

Man beachte die Fortsetzung der Scheidelinie B zumal an
der pacifisch amerikanischen Küste in ungeschwächter Bedeutung
bis zu 40° S., die ihr an Rang nicht nachstehende Scheidelinie C
in Australien, D in Südafrika. Vergl. ferner Dr. Fl. d. E., S. 33
über diesen Gegenstand.

Die Grundlage der Florenreiche, wie sie die hier
gegebene Hauptkarte im Anschluss an Köppens Wärme-

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[156/0182] Geologische Grundlage. veränderungen während und seit dem Tertiär bis zur Gegenwart, und erklärt die Gegenwart geschichtlich. Sie liefert den wissenschaftlichen Schlüssel, gerade wie das Bild der jetzigen politischen Karte von Europa für wissenschaftliche Geschichtsforschung zurückzuführen ist auf die untergegangenen Reiche mächtiger Völker, der Vorfahren der jetzigen Europäer. Die Entwickelungs- geschichte der Floren läuft doch schliesslich immer auf ihren jetzigen Zustand hinaus, und die verschiedenen Ansichten, welche man über die Herausbildung heutiger Floren hegt und hegen kann (vergl. Schenks Handb. d. Botanik Bd. III T. 2, S. 190—203), haben noch niemals einen wesentlichen Einfluss auf die Darstellung der Floren- reiche in gegenwärtigen Grenzen gehabt. Es ist ja leider das paläontologische Material der untergegangenen Floren zu dürftig, um für sich allein klare Aufschlüsse zu geben, während es im Verein mit der lebenden Flora eine Haupt- säule für die Betrachtung der wechselnden Klima- und Lebeverhältnisse auf dem Erdball liefert. Engler hat vier grosse „Florenreiche“ aus solchen Florenelementen gebildet, welche schon im Tertiär ihre Wirksamkeit zu erkennen geben; sein arkto-tertiäres Element entspricht im wesentlichen den nördlich der Florenscheide A—A (Karte S. 150) zur Entfaltung ge- kommenen Sippen, sein paläotropisches Element und sein neotropisches Element zusammengenommen den daselbst umgrenzten Tropenfloren südlich der Linie A—A, mit starker Abscheidung Amerikas durch die Linien B und B. Als altozeanisches Element bezeichnet dann Engler das Entwickelungsgemisch südlich der Linien D, E, F, welches aber nach Kontinenten in kleinere Einheiten zerfällt, wenn schon das tropische Element nach östlicher und westlicher Hemisphäre geschieden war. Man beachte die Fortsetzung der Scheidelinie B zumal an der pacifisch amerikanischen Küste in ungeschwächter Bedeutung bis zu 40° S., die ihr an Rang nicht nachstehende Scheidelinie C in Australien, D in Südafrika. Vergl. ferner Dr. Fl. d. E., S. 33 über diesen Gegenstand. Die Grundlage der Florenreiche, wie sie die hier gegebene Hauptkarte im Anschluss an Köppens Wärme-

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/182>, abgerufen am 03.05.2024.