Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

Bild:
<< vorherige Seite

Zone VI.
polaren Gürtel zusammen. Die Vegetationsformationen
sind im Namen der Zone schon angegeben; es sind
hier, wie im hohen Norden, die Moose, Erd- und Stein-
flechten zur Ergänzung noch hinzuzufügen. Die immer-
grünen Gebüsche würden bei stärkerer Sonnenwärme im
Sommer immergrüne Bäume darstellen; aber da die 10°
Januarisotherme das Feuerland in steil aufwärts gegen
Valdivien hin gerichtetem Bogen schneidet, so ersieht
man daraus hier unter schon verhältnismäßig niederen
Breiten die uns aus dem hohen Norden her bekannte,
mit der dortigen Baumgrenze zusammenfallende Be-
dingung des Baumlebens erschöpft. Da aber zugleich
die Juliisothermen bis zum Feuerlande und den südlichsten
bekannten Inseln hin (letztere beiden nicht mehr einge-
schlossen) noch einige Grade über Null liegen, so wird
die Buschvegetation weniger gestört und sie hört erst
in Köppens südpolarem Gürtel allmählich oder endlich
vollständig auf. Dadurch, und unter Berücksichtigung
der Niederschläge, erhalten wir hier drei Abteilungen
(während die arktische Vegetationszone keiner weiteren
Teilung bedurfte):

1. Gebüsche vorhanden; Niederschläge reichlich. (Pa-
zifischer Abhang der Anden in Patagonien; Auck-
lands-Inseln.)
2. Dorngestrüppe vorhanden; Niederschläge spärlich.
(Atlantischer Abhang Patagoniens.)
3. Gebüsche fehlen. Sommer kalt bei mildem Winter,
nur wenige Monate dauernd. (Süd-Georgien, Ker-
guelen, Hochgebirge in Neuseeland etc.)

Zone VI.
polaren Gürtel zusammen. Die Vegetationsformationen
sind im Namen der Zone schon angegeben; es sind
hier, wie im hohen Norden, die Moose, Erd- und Stein-
flechten zur Ergänzung noch hinzuzufügen. Die immer-
grünen Gebüsche würden bei stärkerer Sonnenwärme im
Sommer immergrüne Bäume darstellen; aber da die 10°
Januarisotherme das Feuerland in steil aufwärts gegen
Valdivien hin gerichtetem Bogen schneidet, so ersieht
man daraus hier unter schon verhältnismäßig niederen
Breiten die uns aus dem hohen Norden her bekannte,
mit der dortigen Baumgrenze zusammenfallende Be-
dingung des Baumlebens erschöpft. Da aber zugleich
die Juliisothermen bis zum Feuerlande und den südlichsten
bekannten Inseln hin (letztere beiden nicht mehr einge-
schlossen) noch einige Grade über Null liegen, so wird
die Buschvegetation weniger gestört und sie hört erst
in Köppens südpolarem Gürtel allmählich oder endlich
vollständig auf. Dadurch, und unter Berücksichtigung
der Niederschläge, erhalten wir hier drei Abteilungen
(während die arktische Vegetationszone keiner weiteren
Teilung bedurfte):

1. Gebüsche vorhanden; Niederschläge reichlich. (Pa-
zifischer Abhang der Anden in Patagonien; Auck-
lands-Inseln.)
2. Dorngestrüppe vorhanden; Niederschläge spärlich.
(Atlantischer Abhang Patagoniens.)
3. Gebüsche fehlen. Sommer kalt bei mildem Winter,
nur wenige Monate dauernd. (Süd-Georgien, Ker-
guelen, Hochgebirge in Neuseeland etc.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0115" n="93"/><fw place="top" type="header">Zone VI.</fw><lb/>
polaren Gürtel zusammen. Die Vegetationsformationen<lb/>
sind im Namen der Zone schon angegeben; es sind<lb/>
hier, wie im hohen Norden, die Moose, Erd- und Stein-<lb/>
flechten zur Ergänzung noch hinzuzufügen. Die immer-<lb/>
grünen Gebüsche würden bei stärkerer Sonnenwärme im<lb/>
Sommer immergrüne Bäume darstellen; aber da die 10°<lb/>
Januarisotherme das Feuerland in steil aufwärts gegen<lb/>
Valdivien hin gerichtetem Bogen schneidet, so ersieht<lb/>
man daraus hier unter schon verhältnismäßig niederen<lb/>
Breiten die uns aus dem hohen Norden her bekannte,<lb/>
mit der dortigen Baumgrenze zusammenfallende Be-<lb/>
dingung des Baumlebens erschöpft. Da aber zugleich<lb/>
die Juliisothermen bis zum Feuerlande und den südlichsten<lb/>
bekannten Inseln hin (letztere beiden <hi rendition="#g">nicht</hi> mehr einge-<lb/>
schlossen) noch einige Grade über Null liegen, so wird<lb/>
die Buschvegetation weniger gestört und sie hört erst<lb/>
in Köppens südpolarem Gürtel allmählich oder endlich<lb/>
vollständig auf. Dadurch, und unter Berücksichtigung<lb/>
der Niederschläge, erhalten wir hier drei Abteilungen<lb/>
(während die arktische Vegetationszone keiner weiteren<lb/>
Teilung bedurfte):</p><lb/>
          <list>
            <item>1. Gebüsche vorhanden; Niederschläge reichlich. (Pa-<lb/>
zifischer Abhang der Anden in Patagonien; Auck-<lb/>
lands-Inseln.)</item><lb/>
            <item>2. Dorngestrüppe vorhanden; Niederschläge spärlich.<lb/>
(Atlantischer Abhang Patagoniens.)</item><lb/>
            <item>3. Gebüsche fehlen. Sommer kalt bei mildem Winter,<lb/>
nur wenige Monate dauernd. (Süd-Georgien, Ker-<lb/>
guelen, Hochgebirge in Neuseeland etc.)</item>
          </list>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[93/0115] Zone VI. polaren Gürtel zusammen. Die Vegetationsformationen sind im Namen der Zone schon angegeben; es sind hier, wie im hohen Norden, die Moose, Erd- und Stein- flechten zur Ergänzung noch hinzuzufügen. Die immer- grünen Gebüsche würden bei stärkerer Sonnenwärme im Sommer immergrüne Bäume darstellen; aber da die 10° Januarisotherme das Feuerland in steil aufwärts gegen Valdivien hin gerichtetem Bogen schneidet, so ersieht man daraus hier unter schon verhältnismäßig niederen Breiten die uns aus dem hohen Norden her bekannte, mit der dortigen Baumgrenze zusammenfallende Be- dingung des Baumlebens erschöpft. Da aber zugleich die Juliisothermen bis zum Feuerlande und den südlichsten bekannten Inseln hin (letztere beiden nicht mehr einge- schlossen) noch einige Grade über Null liegen, so wird die Buschvegetation weniger gestört und sie hört erst in Köppens südpolarem Gürtel allmählich oder endlich vollständig auf. Dadurch, und unter Berücksichtigung der Niederschläge, erhalten wir hier drei Abteilungen (während die arktische Vegetationszone keiner weiteren Teilung bedurfte): 1. Gebüsche vorhanden; Niederschläge reichlich. (Pa- zifischer Abhang der Anden in Patagonien; Auck- lands-Inseln.) 2. Dorngestrüppe vorhanden; Niederschläge spärlich. (Atlantischer Abhang Patagoniens.) 3. Gebüsche fehlen. Sommer kalt bei mildem Winter, nur wenige Monate dauernd. (Süd-Georgien, Ker- guelen, Hochgebirge in Neuseeland etc.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/115
Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/115>, abgerufen am 24.11.2024.