die charakteristische Konfiguration der einzelnen Konti- nente gebunden ist. Die Massenausdehnung des Fest- landes der östlichen Hemisphäre durch nahezu 160 Län- genkreise von 20° N. im Westen der Ländermasse bis 50° N. in deren Osten bedingt im Bereiche des Passatwindes den breiten, von WSW. nach ONO. gerichteten Streifen von Steppen und Wüsten, mit der westlichsten Sahara beginnend und der östlichen Gobi abschliessend in fast lückenlosem Zusammenhange, indem die Niederschläge um so seltener werden, je grösser der Abstand von dem den Wasserdampf durch bestimmte Luftströmungen zuführen- den Meere ist. Es hängen mit ähnlichen Umständen die beiden grossen Steppen- und Wüstenbildungen im Süden der östlichen Halbkugel, in Australien und Südafrika, zu- sammen, wo beidemal die Ostküste der Kontinente selbst regenreich, fruchtbar und mit mannigfaltiger hygrophiler Vegetation bedeckt auftritt, während sie ein westlich sich anschliessendes dürres Hinterland erzeugt; auf wiederum dieselben Verhältnisse lässt sich die Verteilung der un- fruchtbaren Steppen und Wüsten in Amerika zurück- führen, wo die schmalere Gestalt des Kontinentes und besonders der hart an den Westrand gerückte Zug der Andenkette eine viel geringere Fläche der Wüsten von Kalifornien bis Utah auf der nördlichen, in Chile nahe dem Wendekreise und in Patagonien auf der südlichen Hälfte dieses Erdteils zur Entwickelung gebracht hat.
Die Feuchtigkeit, welche ein Land nach seiner festen geographischen Lage überhaupt bekommen kann, wird nun sowohl in ihrer absoluten Menge als auch in deren Verteilungsweise innerhalb der Vegetationsperiode durch die Pflanzendecke selbst stark beeinflusst, wovon die ver- schiedene Verdunstungsgrösse verschiedener Vegetations- decken (s. G. J., Bd. VIII, S. 232) und die durch die- selben auf Windrichtung und Windheftigkeit ausgeübte mechanische Wirkung, sowie ihr beschattender Einfluss auf die feuchte Erdbodenfläche die Veranlassung ist. Dies drückt sich in dem Schlagwort zur Charakterisierung Nord- afrikas aus: "Afrikas dürrer Sand -- wo nichts wachsen kann, weil's dort nicht regnet -- und wo's nicht regnen
Steppen- und Wüstenzonen.
die charakteristische Konfiguration der einzelnen Konti- nente gebunden ist. Die Massenausdehnung des Fest- landes der östlichen Hemisphäre durch nahezu 160 Län- genkreise von 20° N. im Westen der Ländermasse bis 50° N. in deren Osten bedingt im Bereiche des Passatwindes den breiten, von WSW. nach ONO. gerichteten Streifen von Steppen und Wüsten, mit der westlichsten Sahara beginnend und der östlichen Gobi abschliessend in fast lückenlosem Zusammenhange, indem die Niederschläge um so seltener werden, je grösser der Abstand von dem den Wasserdampf durch bestimmte Luftströmungen zuführen- den Meere ist. Es hängen mit ähnlichen Umständen die beiden grossen Steppen- und Wüstenbildungen im Süden der östlichen Halbkugel, in Australien und Südafrika, zu- sammen, wo beidemal die Ostküste der Kontinente selbst regenreich, fruchtbar und mit mannigfaltiger hygrophiler Vegetation bedeckt auftritt, während sie ein westlich sich anschliessendes dürres Hinterland erzeugt; auf wiederum dieselben Verhältnisse lässt sich die Verteilung der un- fruchtbaren Steppen und Wüsten in Amerika zurück- führen, wo die schmalere Gestalt des Kontinentes und besonders der hart an den Westrand gerückte Zug der Andenkette eine viel geringere Fläche der Wüsten von Kalifornien bis Utah auf der nördlichen, in Chile nahe dem Wendekreise und in Patagonien auf der südlichen Hälfte dieses Erdteils zur Entwickelung gebracht hat.
Die Feuchtigkeit, welche ein Land nach seiner festen geographischen Lage überhaupt bekommen kann, wird nun sowohl in ihrer absoluten Menge als auch in deren Verteilungsweise innerhalb der Vegetationsperiode durch die Pflanzendecke selbst stark beeinflusst, wovon die ver- schiedene Verdunstungsgrösse verschiedener Vegetations- decken (s. G. J., Bd. VIII, S. 232) und die durch die- selben auf Windrichtung und Windheftigkeit ausgeübte mechanische Wirkung, sowie ihr beschattender Einfluss auf die feuchte Erdbodenfläche die Veranlassung ist. Dies drückt sich in dem Schlagwort zur Charakterisierung Nord- afrikas aus: „Afrikas dürrer Sand — wo nichts wachsen kann, weil’s dort nicht regnet — und wo’s nicht regnen
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Steppen- und Wüstenzonen.
die charakteristische Konfiguration der einzelnen Konti-
nente gebunden ist. Die Massenausdehnung des Fest-
landes der östlichen Hemisphäre durch nahezu 160 Län-
genkreise von 20° N. im Westen der Ländermasse bis
50° N. in deren Osten bedingt im Bereiche des Passatwindes
den breiten, von WSW. nach ONO. gerichteten Streifen
von Steppen und Wüsten, mit der westlichsten Sahara
beginnend und der östlichen Gobi abschliessend in fast
lückenlosem Zusammenhange, indem die Niederschläge um
so seltener werden, je grösser der Abstand von dem den
Wasserdampf durch bestimmte Luftströmungen zuführen-
den Meere ist. Es hängen mit ähnlichen Umständen die
beiden grossen Steppen- und Wüstenbildungen im Süden
der östlichen Halbkugel, in Australien und Südafrika, zu-
sammen, wo beidemal die Ostküste der Kontinente selbst
regenreich, fruchtbar und mit mannigfaltiger hygrophiler
Vegetation bedeckt auftritt, während sie ein westlich sich
anschliessendes dürres Hinterland erzeugt; auf wiederum
dieselben Verhältnisse lässt sich die Verteilung der un-
fruchtbaren Steppen und Wüsten in Amerika zurück-
führen, wo die schmalere Gestalt des Kontinentes und
besonders der hart an den Westrand gerückte Zug der
Andenkette eine viel geringere Fläche der Wüsten von
Kalifornien bis Utah auf der nördlichen, in Chile nahe
dem Wendekreise und in Patagonien auf der südlichen
Hälfte dieses Erdteils zur Entwickelung gebracht hat.
Die Feuchtigkeit, welche ein Land nach seiner festen
geographischen Lage überhaupt bekommen kann, wird
nun sowohl in ihrer absoluten Menge als auch in deren
Verteilungsweise innerhalb der Vegetationsperiode durch
die Pflanzendecke selbst stark beeinflusst, wovon die ver-
schiedene Verdunstungsgrösse verschiedener Vegetations-
decken (s. G. J., Bd. VIII, S. 232) und die durch die-
selben auf Windrichtung und Windheftigkeit ausgeübte
mechanische Wirkung, sowie ihr beschattender Einfluss
auf die feuchte Erdbodenfläche die Veranlassung ist. Dies
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/100>, abgerufen am 16.02.2025.
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