so wie der Ausgang der Untersuchungen wird nicht berichtet. Auch von den Verhandlungen der Griechischen Legationen ist nichts wei- ter bekannt; jedoch ist es wahrscheinlich, daß, da bei den kurz vor- her empfangenen Gesandschaften die örtlichen und Privatange- legenheiten meist nach den Wünschen der Betheiligten abgemacht, die Vorstellungen gegen die Zurückführung der Verbannten dagegen ein für allemal abgewiesen waren, jetzt besonders nur Glückwünsche wegen der Indischen Siege und der Heimkehr, so wie goldene Kränze und Danksagungen für die Aufhebung der Exile und an- dere Wohlthaten des Königs dargebracht wurden. Der König nahm sie mit vieler Huld entgegen, und entließ die Legationen mit Ehren und Geschenken für ihre Staaten, unter denen sich namentlich mehrere Götterstatuen, welche von Xerxes aus Grie- chenland fortgeschleppt waren, befanden 28).
Auch die örtlichen Angelegenheiten der großen Residenz moch- ten des Königs Anwesenheit verlängern; wenigstens wird überliefert, daß Alexander, nachdem er die von ihm angeordneten Bauten in Augenschein genommen und gesehen hatte, wie namentlich die Wiederherstellung des Belustempels fast ganz liegen geblieben war, sofort mit dem größten Eifer das Werk zu fördern befahl, und, da für den Augenblick die Truppen ohne wichtigere Beschäftigung waren, dieselben zum Baudienst commandirte. So arbeiteten zwanzig tausend Menschen zwei Monate hindurch, um nur erst die Trümmer ganz abzutragen und die Baustelle zu reinigen; die spätern Ereignisse hinderten den Beginn des eigentlichen Baues 29).
Endlich waren die Geschäfte so weit geordnet, daß Alexander die Stadt Babylon verlassen konnte; die Stromflotte, von Nearch
28)Plut. 74. Arrian VII. 19. nennt besonders eine Artemis Euklaria (diese Emendation Ellendt's scheint die beste) und die Heroenbilder des Harmodius und Aristogiton, deren Helmsendung ich nach Arrian III. 16. 13. bereits oben p. 232 erwähnt habe.
29)Arrian VII. 17. 4. Strabo XVI. p. 336. Nach Mignan bezeich- net nicht der Nimrodsthurm, sondern Mujellibah die Stelle des Belustempels.
ſo wie der Ausgang der Unterſuchungen wird nicht berichtet. Auch von den Verhandlungen der Griechiſchen Legationen iſt nichts wei- ter bekannt; jedoch iſt es wahrſcheinlich, daß, da bei den kurz vor- her empfangenen Geſandſchaften die oͤrtlichen und Privatange- legenheiten meiſt nach den Wuͤnſchen der Betheiligten abgemacht, die Vorſtellungen gegen die Zuruͤckfuͤhrung der Verbannten dagegen ein fuͤr allemal abgewieſen waren, jetzt beſonders nur Gluͤckwuͤnſche wegen der Indiſchen Siege und der Heimkehr, ſo wie goldene Kraͤnze und Dankſagungen fuͤr die Aufhebung der Exile und an- dere Wohlthaten des Koͤnigs dargebracht wurden. Der Koͤnig nahm ſie mit vieler Huld entgegen, und entließ die Legationen mit Ehren und Geſchenken fuͤr ihre Staaten, unter denen ſich namentlich mehrere Goͤtterſtatuen, welche von Xerxes aus Grie- chenland fortgeſchleppt waren, befanden 28).
Auch die oͤrtlichen Angelegenheiten der großen Reſidenz moch- ten des Koͤnigs Anweſenheit verlaͤngern; wenigſtens wird uͤberliefert, daß Alexander, nachdem er die von ihm angeordneten Bauten in Augenſchein genommen und geſehen hatte, wie namentlich die Wiederherſtellung des Belustempels faſt ganz liegen geblieben war, ſofort mit dem groͤßten Eifer das Werk zu foͤrdern befahl, und, da fuͤr den Augenblick die Truppen ohne wichtigere Beſchaͤftigung waren, dieſelben zum Baudienſt commandirte. So arbeiteten zwanzig tauſend Menſchen zwei Monate hindurch, um nur erſt die Truͤmmer ganz abzutragen und die Bauſtelle zu reinigen; die ſpaͤtern Ereigniſſe hinderten den Beginn des eigentlichen Baues 29).
Endlich waren die Geſchaͤfte ſo weit geordnet, daß Alexander die Stadt Babylon verlaſſen konnte; die Stromflotte, von Nearch
28)Plut. 74. Arrian VII. 19. nennt beſonders eine Artemis Euklaria (dieſe Emendation Ellendt’s ſcheint die beſte) und die Heroenbilder des Harmodius und Ariſtogiton, deren Helmſendung ich nach Arrian III. 16. 13. bereits oben p. 232 erwaͤhnt habe.
29)Arrian VII. 17. 4. Strabo XVI. p. 336. Nach Mignan bezeich- net nicht der Nimrodsthurm, ſondern Mujellibah die Stelle des Belustempels.
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ſo wie der Ausgang der Unterſuchungen wird nicht berichtet. Auch
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legenheiten meiſt nach den Wuͤnſchen der Betheiligten abgemacht,
die Vorſtellungen gegen die Zuruͤckfuͤhrung der Verbannten dagegen
ein fuͤr allemal abgewieſen waren, jetzt beſonders nur Gluͤckwuͤnſche
wegen der Indiſchen Siege und der Heimkehr, ſo wie goldene
Kraͤnze und Dankſagungen fuͤr die Aufhebung der Exile und an-
dere Wohlthaten des Koͤnigs dargebracht wurden. Der Koͤnig
nahm ſie mit vieler Huld entgegen, und entließ die Legationen
mit Ehren und Geſchenken fuͤr ihre Staaten, unter denen ſich
namentlich mehrere Goͤtterſtatuen, welche von Xerxes aus Grie-
chenland fortgeſchleppt waren, befanden 28).
Auch die oͤrtlichen Angelegenheiten der großen Reſidenz moch-
ten des Koͤnigs Anweſenheit verlaͤngern; wenigſtens wird uͤberliefert,
daß Alexander, nachdem er die von ihm angeordneten Bauten
in Augenſchein genommen und geſehen hatte, wie namentlich die
Wiederherſtellung des Belustempels faſt ganz liegen geblieben war,
ſofort mit dem groͤßten Eifer das Werk zu foͤrdern befahl, und,
da fuͤr den Augenblick die Truppen ohne wichtigere Beſchaͤftigung
waren, dieſelben zum Baudienſt commandirte. So arbeiteten
zwanzig tauſend Menſchen zwei Monate hindurch, um nur erſt
die Truͤmmer ganz abzutragen und die Bauſtelle zu reinigen;
die ſpaͤtern Ereigniſſe hinderten den Beginn des eigentlichen
Baues 29).
Endlich waren die Geſchaͤfte ſo weit geordnet, daß Alexander
die Stadt Babylon verlaſſen konnte; die Stromflotte, von Nearch
28) Plut. 74. Arrian VII. 19. nennt beſonders eine Artemis
Euklaria (dieſe Emendation Ellendt’s ſcheint die beſte) und die
Heroenbilder des Harmodius und Ariſtogiton, deren Helmſendung
ich nach Arrian III. 16. 13. bereits oben p. 232 erwaͤhnt habe.
29) Arrian VII. 17. 4. Strabo XVI. p. 336. Nach Mignan bezeich-
net nicht der Nimrodsthurm, ſondern Mujellibah die Stelle des
Belustempels.
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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 571. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/585>, abgerufen am 22.11.2024.
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