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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].

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zurück war; das Macedonische Volk seinerseits sah mit gerechtem
Stolz auf seinen König und dessen Hof, an dem alles prächtig und
großartig, nichts kleinlich und karg war.

Und in der That, dieser Hof von Pella, wie er zur Zeit des
Königs Philipp war, mußte durch Glanz und Adel ausgezeichnet
sein, wenn man der edlen Geschlechter gedenkt, die dort versammelt
waren. Mehrere von diesen waren fürstlichen Ursprungs, so das
Bacchiadengeschlecht von Lynkestis, das vierzig Jahre früher ja selbst
die Macedonische Krone in Händen gehabt hatte; so ferner das
Geschlecht des Orontes, das einst in der Landschaft Orestis ge-
herrscht hatte, aber um die Zeit des Peloponnesischen Krieges, wo
es von dem Fürsten Derdas von Elymiotis, wie es scheint, ver-
drängt war 14), in Macedonien Schutz gesucht hatte; der ältere
Sohn des Orontes erhielt späterhin die Führung des Phalanx von
Orestis, derselben, wie es scheint, welche demnächst, als er selbst
Führer eines Geschwaders wurde, an seinen Bruder Alketas über-
ging. Das bedeutendste unter diesen fürstlichen Geschlechtern war
das von Elymiotis, entstammt von dem eben erwähnten Fürsten
Derdas aus der Zeit des Peloponnesischen Krieges; um das Jahr
380 hatte ein zweiter Derdas, wahrscheinlich des vorigen Enkel,
den Besitz des Landes, und war damals mit Amyntas von Mace-
donien und den Spartanern verbündet gegen Olynth gezogen 15);
noch bei Philipps Regierungsantritt war er unabhängiger Fürst ge-
wesen, und hatte seine Schwester Phila mit dem Macedonischen
Könige vermählt 16); mit diesem war er um das Jahr 350 gegen
Olynth gezogen, und in die Gefangenschaft der Feinde gerathen 17).
Diese Gelegenheit mochte Philipp benutzt haben, um sein Fürsten-
thum mit Macedonien zu vereinen; Machatas, der Bruder des
Derdas wagte wohl nicht Ansprüche zu erheben, sondern ging an
den Hof des mächtigeren Fürsten; es blieb zwischen Philipp und die-
ser Familie stete Spannung, die nicht immer geschickt genug ver-

14) Denn Derdas heißt Fürst von Orestis, Thye. I. 57; Perdik-
kas aber war nach Curt. X. 7. 8. aus fürstlichem Geschlecht, nach
Arrian. Ind. 18. aus Orestis.
15) Xenoph. hist. V. 2. 39.
16) Athen. XIII. 557. e.
17) Theopomp. lib. XXIII. ap. Athen.
X. p.
436.

zurück war; das Macedoniſche Volk ſeinerſeits ſah mit gerechtem
Stolz auf ſeinen König und deſſen Hof, an dem alles prächtig und
großartig, nichts kleinlich und karg war.

Und in der That, dieſer Hof von Pella, wie er zur Zeit des
Königs Philipp war, mußte durch Glanz und Adel ausgezeichnet
ſein, wenn man der edlen Geſchlechter gedenkt, die dort verſammelt
waren. Mehrere von dieſen waren fürſtlichen Urſprungs, ſo das
Bacchiadengeſchlecht von Lynkeſtis, das vierzig Jahre früher ja ſelbſt
die Macedoniſche Krone in Händen gehabt hatte; ſo ferner das
Geſchlecht des Orontes, das einſt in der Landſchaft Oreſtis ge-
herrſcht hatte, aber um die Zeit des Peloponneſiſchen Krieges, wo
es von dem Fürſten Derdas von Elymiotis, wie es ſcheint, ver-
drängt war 14), in Macedonien Schutz geſucht hatte; der ältere
Sohn des Orontes erhielt ſpäterhin die Führung des Phalanx von
Oreſtis, derſelben, wie es ſcheint, welche demnächſt, als er ſelbſt
Führer eines Geſchwaders wurde, an ſeinen Bruder Alketas über-
ging. Das bedeutendſte unter dieſen fürſtlichen Geſchlechtern war
das von Elymiotis, entſtammt von dem eben erwähnten Fürſten
Derdas aus der Zeit des Peloponneſiſchen Krieges; um das Jahr
380 hatte ein zweiter Derdas, wahrſcheinlich des vorigen Enkel,
den Beſitz des Landes, und war damals mit Amyntas von Mace-
donien und den Spartanern verbündet gegen Olynth gezogen 15);
noch bei Philipps Regierungsantritt war er unabhängiger Fürſt ge-
weſen, und hatte ſeine Schweſter Phila mit dem Macedoniſchen
Könige vermählt 16); mit dieſem war er um das Jahr 350 gegen
Olynth gezogen, und in die Gefangenſchaft der Feinde gerathen 17).
Dieſe Gelegenheit mochte Philipp benutzt haben, um ſein Fürſten-
thum mit Macedonien zu vereinen; Machatas, der Bruder des
Derdas wagte wohl nicht Anſprüche zu erheben, ſondern ging an
den Hof des mächtigeren Fürſten; es blieb zwiſchen Philipp und die-
ſer Familie ſtete Spannung, die nicht immer geſchickt genug ver-

14) Denn Derdas heißt Fürſt von Oreſtis, Thye. I. 57; Perdik-
kas aber war nach Curt. X. 7. 8. aus fürſtlichem Geſchlecht, nach
Arrian. Ind. 18. aus Oreſtis.
15) Xenoph. hist. V. 2. 39.
16) Athen. XIII. 557. e.
17) Theopomp. lib. XXIII. ap. Athen.
X. p.
436.
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[43/0057] zurück war; das Macedoniſche Volk ſeinerſeits ſah mit gerechtem Stolz auf ſeinen König und deſſen Hof, an dem alles prächtig und großartig, nichts kleinlich und karg war. Und in der That, dieſer Hof von Pella, wie er zur Zeit des Königs Philipp war, mußte durch Glanz und Adel ausgezeichnet ſein, wenn man der edlen Geſchlechter gedenkt, die dort verſammelt waren. Mehrere von dieſen waren fürſtlichen Urſprungs, ſo das Bacchiadengeſchlecht von Lynkeſtis, das vierzig Jahre früher ja ſelbſt die Macedoniſche Krone in Händen gehabt hatte; ſo ferner das Geſchlecht des Orontes, das einſt in der Landſchaft Oreſtis ge- herrſcht hatte, aber um die Zeit des Peloponneſiſchen Krieges, wo es von dem Fürſten Derdas von Elymiotis, wie es ſcheint, ver- drängt war 14), in Macedonien Schutz geſucht hatte; der ältere Sohn des Orontes erhielt ſpäterhin die Führung des Phalanx von Oreſtis, derſelben, wie es ſcheint, welche demnächſt, als er ſelbſt Führer eines Geſchwaders wurde, an ſeinen Bruder Alketas über- ging. Das bedeutendſte unter dieſen fürſtlichen Geſchlechtern war das von Elymiotis, entſtammt von dem eben erwähnten Fürſten Derdas aus der Zeit des Peloponneſiſchen Krieges; um das Jahr 380 hatte ein zweiter Derdas, wahrſcheinlich des vorigen Enkel, den Beſitz des Landes, und war damals mit Amyntas von Mace- donien und den Spartanern verbündet gegen Olynth gezogen 15); noch bei Philipps Regierungsantritt war er unabhängiger Fürſt ge- weſen, und hatte ſeine Schweſter Phila mit dem Macedoniſchen Könige vermählt 16); mit dieſem war er um das Jahr 350 gegen Olynth gezogen, und in die Gefangenſchaft der Feinde gerathen 17). Dieſe Gelegenheit mochte Philipp benutzt haben, um ſein Fürſten- thum mit Macedonien zu vereinen; Machatas, der Bruder des Derdas wagte wohl nicht Anſprüche zu erheben, ſondern ging an den Hof des mächtigeren Fürſten; es blieb zwiſchen Philipp und die- ſer Familie ſtete Spannung, die nicht immer geſchickt genug ver- 14) Denn Derdas heißt Fürſt von Oreſtis, Thye. I. 57; Perdik- kas aber war nach Curt. X. 7. 8. aus fürſtlichem Geſchlecht, nach Arrian. Ind. 18. aus Oreſtis. 15) Xenoph. hist. V. 2. 39. 16) Athen. XIII. 557. e. 17) Theopomp. lib. XXIII. ap. Athen. X. p. 436.

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Zitationshilfe: Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/57>, abgerufen am 23.11.2024.