großen und kleinen Fahrzeugen theils noch gezimmert wurden, theils schon fertig standen; Flößholz aus dem Gebirge, Kähne mit Vor- räthen aller Art, Transporte von Bau- und Kriegsmaterial kamen auf dem Strome daher, dessen Ufern das bunte Treiben eines la- gernden und rastenden Heeres aller Nationen seltsam genug be- lebte. Alexanders nächste Sorge war, die beiden Festen, die, schnell und auf tiefem Grunde erbaut, in ihren Erdwällen und Baracken durch die Gewalt des Wassers manchen Schaden erlitten hatten, vollständiger und dauerhafter auszubauen, dann wurde die Ausrü- stung der Schiffe begonnen. Nach Hellenischer Sitte ernannte Alexander, da seine Kassen erschöpft waren, aus der Zahl der Reich- sten und Vornehmsten in seiner Umgebung drei und dreißig Trier- archen, denen diese Liturgie oder Ehrenleistung einer stattlichen und tüchtigen Schiffsausrüstung zum Gegenstand eines für die Sache selbst sehr förderlichen Wetteifers wurde 79b). Zur Bemannung der Stromflotte wurden aus dem Heere die Phönicier, Aegypter, Cyprier, Griechen der Inseln und Asiatischen Küste ausgewählt und als Schiffsleute und Ruderer auf die Fahrzeuge vertheilt; und in weniger als einem Monat Zeit war Alles zur Abfahrt bereit. Nah an zweitausend Fahrzeuge aller Art lagen auf dem Strom bereit, unter diesen achtzig Jachten, ganz zum Kämpfen eingerichtet, zweihundert unbedeckte Schiffe zum Transport von Pferden; alle diese waren neu gebaut, die übrigen Fahrzeuge, zum größeren Theil aus den Ufergegenden, wie man sie gerade vorfand, beigetrie- ben, waren zum Fortschaffen von Truppen und zum Nachfahren der Lebensmittel und Kriegsmaterialien bestimmt, wovon eben jetzt große Transporte zugleich mit neuen Truppen, sechstausend Reu- tern unter dem Thracier Menon und mehreren tausend Mann Fuß- volks, angekommen waren 80).
79b) Diese Erklärung der Trierarchien, deren Arrian Ind. 18. erwähnt, bestätigt Plut. Eumenes 2 und Plin. XIX. 1 Der vor- schriftsmäßige Aufwand für Jeden der Dreiunddreißig kann nicht, wie man nach Plutarch glauben sollte, dreihundert Talente betra- gen haben, wenn schon die Kosten hier, wo der Trierarch auch den Bau der Schiffe übernehmen mochte, bedeutender waren als in Athen.
80)Arrian VI. 2. Ind. 19.; Diod. XVII. p. 95. sagt:
großen und kleinen Fahrzeugen theils noch gezimmert wurden, theils ſchon fertig ſtanden; Floͤßholz aus dem Gebirge, Kaͤhne mit Vor- raͤthen aller Art, Transporte von Bau- und Kriegsmaterial kamen auf dem Strome daher, deſſen Ufern das bunte Treiben eines la- gernden und raſtenden Heeres aller Nationen ſeltſam genug be- lebte. Alexanders naͤchſte Sorge war, die beiden Feſten, die, ſchnell und auf tiefem Grunde erbaut, in ihren Erdwaͤllen und Baracken durch die Gewalt des Waſſers manchen Schaden erlitten hatten, vollſtaͤndiger und dauerhafter auszubauen, dann wurde die Ausruͤ- ſtung der Schiffe begonnen. Nach Helleniſcher Sitte ernannte Alexander, da ſeine Kaſſen erſchoͤpft waren, aus der Zahl der Reich- ſten und Vornehmſten in ſeiner Umgebung drei und dreißig Trier- archen, denen dieſe Liturgie oder Ehrenleiſtung einer ſtattlichen und tuͤchtigen Schiffsausruͤſtung zum Gegenſtand eines fuͤr die Sache ſelbſt ſehr foͤrderlichen Wetteifers wurde 79b). Zur Bemannung der Stromflotte wurden aus dem Heere die Phoͤnicier, Aegypter, Cyprier, Griechen der Inſeln und Aſiatiſchen Kuͤſte ausgewaͤhlt und als Schiffsleute und Ruderer auf die Fahrzeuge vertheilt; und in weniger als einem Monat Zeit war Alles zur Abfahrt bereit. Nah an zweitauſend Fahrzeuge aller Art lagen auf dem Strom bereit, unter dieſen achtzig Jachten, ganz zum Kaͤmpfen eingerichtet, zweihundert unbedeckte Schiffe zum Transport von Pferden; alle dieſe waren neu gebaut, die uͤbrigen Fahrzeuge, zum groͤßeren Theil aus den Ufergegenden, wie man ſie gerade vorfand, beigetrie- ben, waren zum Fortſchaffen von Truppen und zum Nachfahren der Lebensmittel und Kriegsmaterialien beſtimmt, wovon eben jetzt große Transporte zugleich mit neuen Truppen, ſechstauſend Reu- tern unter dem Thracier Menon und mehreren tauſend Mann Fuß- volks, angekommen waren 80).
79b) Dieſe Erklaͤrung der Trierarchien, deren Arrian Ind. 18. erwaͤhnt, beſtaͤtigt Plut. Eumenes 2 und Plin. XIX. 1 Der vor- ſchriftsmaͤßige Aufwand fuͤr Jeden der Dreiunddreißig kann nicht, wie man nach Plutarch glauben ſollte, dreihundert Talente betra- gen haben, wenn ſchon die Koſten hier, wo der Trierarch auch den Bau der Schiffe uͤbernehmen mochte, bedeutender waren als in Athen.
80)Arrian VI. 2. Ind. 19.; Diod. XVII. p. 95. ſagt:
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0440"n="426"/>
großen und kleinen Fahrzeugen theils noch gezimmert wurden, theils<lb/>ſchon fertig ſtanden; Floͤßholz aus dem Gebirge, Kaͤhne mit Vor-<lb/>
raͤthen aller Art, Transporte von Bau- und Kriegsmaterial kamen<lb/>
auf dem Strome daher, deſſen Ufern das bunte Treiben eines la-<lb/>
gernden und raſtenden Heeres aller Nationen ſeltſam genug be-<lb/>
lebte. Alexanders naͤchſte Sorge war, die beiden Feſten, die, ſchnell<lb/>
und auf tiefem Grunde erbaut, in ihren Erdwaͤllen und Baracken<lb/>
durch die Gewalt des Waſſers manchen Schaden erlitten hatten,<lb/>
vollſtaͤndiger und dauerhafter auszubauen, dann wurde die Ausruͤ-<lb/>ſtung der Schiffe begonnen. Nach Helleniſcher Sitte ernannte<lb/>
Alexander, da ſeine Kaſſen erſchoͤpft waren, aus der Zahl der Reich-<lb/>ſten und Vornehmſten in ſeiner Umgebung drei und dreißig Trier-<lb/>
archen, denen dieſe Liturgie oder Ehrenleiſtung einer ſtattlichen und<lb/>
tuͤchtigen Schiffsausruͤſtung zum Gegenſtand eines fuͤr die Sache<lb/>ſelbſt ſehr foͤrderlichen Wetteifers wurde <noteplace="foot"n="79b)">Dieſe Erklaͤrung der Trierarchien, deren <hirendition="#aq">Arrian Ind.</hi> 18.<lb/>
erwaͤhnt, beſtaͤtigt <hirendition="#aq">Plut. Eumenes</hi> 2 und <hirendition="#aq">Plin. XIX.</hi> 1 Der vor-<lb/>ſchriftsmaͤßige Aufwand fuͤr Jeden der Dreiunddreißig kann nicht,<lb/>
wie man nach Plutarch glauben ſollte, dreihundert Talente betra-<lb/>
gen haben, wenn ſchon die Koſten hier, wo der Trierarch auch den<lb/>
Bau der Schiffe uͤbernehmen mochte, bedeutender waren als in<lb/>
Athen.</note>. Zur Bemannung<lb/>
der Stromflotte wurden aus dem Heere die Phoͤnicier, Aegypter,<lb/>
Cyprier, Griechen der Inſeln und Aſiatiſchen Kuͤſte ausgewaͤhlt<lb/>
und als Schiffsleute und Ruderer auf die Fahrzeuge vertheilt; und<lb/>
in weniger als einem Monat Zeit war Alles zur Abfahrt bereit.<lb/>
Nah an zweitauſend Fahrzeuge aller Art lagen auf dem Strom<lb/>
bereit, unter dieſen achtzig Jachten, ganz zum Kaͤmpfen eingerichtet,<lb/>
zweihundert unbedeckte Schiffe zum Transport von Pferden; alle<lb/>
dieſe waren neu gebaut, die uͤbrigen Fahrzeuge, zum groͤßeren<lb/>
Theil aus den Ufergegenden, wie man ſie gerade vorfand, beigetrie-<lb/>
ben, waren zum Fortſchaffen von Truppen und zum Nachfahren<lb/>
der Lebensmittel und Kriegsmaterialien beſtimmt, wovon eben jetzt<lb/>
große Transporte zugleich mit neuen Truppen, ſechstauſend Reu-<lb/>
tern unter dem Thracier Menon und mehreren tauſend Mann Fuß-<lb/>
volks, angekommen waren <notexml:id="note-0440"next="#note-0441a"place="foot"n="80)"><hirendition="#aq">Arrian VI. 2. Ind. 19.; Diod. XVII. p.</hi> 95. ſagt:</note>.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[426/0440]
großen und kleinen Fahrzeugen theils noch gezimmert wurden, theils
ſchon fertig ſtanden; Floͤßholz aus dem Gebirge, Kaͤhne mit Vor-
raͤthen aller Art, Transporte von Bau- und Kriegsmaterial kamen
auf dem Strome daher, deſſen Ufern das bunte Treiben eines la-
gernden und raſtenden Heeres aller Nationen ſeltſam genug be-
lebte. Alexanders naͤchſte Sorge war, die beiden Feſten, die, ſchnell
und auf tiefem Grunde erbaut, in ihren Erdwaͤllen und Baracken
durch die Gewalt des Waſſers manchen Schaden erlitten hatten,
vollſtaͤndiger und dauerhafter auszubauen, dann wurde die Ausruͤ-
ſtung der Schiffe begonnen. Nach Helleniſcher Sitte ernannte
Alexander, da ſeine Kaſſen erſchoͤpft waren, aus der Zahl der Reich-
ſten und Vornehmſten in ſeiner Umgebung drei und dreißig Trier-
archen, denen dieſe Liturgie oder Ehrenleiſtung einer ſtattlichen und
tuͤchtigen Schiffsausruͤſtung zum Gegenſtand eines fuͤr die Sache
ſelbſt ſehr foͤrderlichen Wetteifers wurde 79b). Zur Bemannung
der Stromflotte wurden aus dem Heere die Phoͤnicier, Aegypter,
Cyprier, Griechen der Inſeln und Aſiatiſchen Kuͤſte ausgewaͤhlt
und als Schiffsleute und Ruderer auf die Fahrzeuge vertheilt; und
in weniger als einem Monat Zeit war Alles zur Abfahrt bereit.
Nah an zweitauſend Fahrzeuge aller Art lagen auf dem Strom
bereit, unter dieſen achtzig Jachten, ganz zum Kaͤmpfen eingerichtet,
zweihundert unbedeckte Schiffe zum Transport von Pferden; alle
dieſe waren neu gebaut, die uͤbrigen Fahrzeuge, zum groͤßeren
Theil aus den Ufergegenden, wie man ſie gerade vorfand, beigetrie-
ben, waren zum Fortſchaffen von Truppen und zum Nachfahren
der Lebensmittel und Kriegsmaterialien beſtimmt, wovon eben jetzt
große Transporte zugleich mit neuen Truppen, ſechstauſend Reu-
tern unter dem Thracier Menon und mehreren tauſend Mann Fuß-
volks, angekommen waren 80).
79b) Dieſe Erklaͤrung der Trierarchien, deren Arrian Ind. 18.
erwaͤhnt, beſtaͤtigt Plut. Eumenes 2 und Plin. XIX. 1 Der vor-
ſchriftsmaͤßige Aufwand fuͤr Jeden der Dreiunddreißig kann nicht,
wie man nach Plutarch glauben ſollte, dreihundert Talente betra-
gen haben, wenn ſchon die Koſten hier, wo der Trierarch auch den
Bau der Schiffe uͤbernehmen mochte, bedeutender waren als in
Athen.
80) Arrian VI. 2. Ind. 19.; Diod. XVII. p. 95. ſagt:
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/440>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.