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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].

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Und in der That, Alexander bewies sich königlich gegen den
Besiegten; seine Großmuth war die der richtigsten Politik. Der

Zweck
Angabe, daß mehr denn siebenhundert vom Fußvolk gefallen seien,
was nicht unwahrscheinlich ist, denn das Fußvolk hatte den furcht-
baren Kampf gegen die Elephanten zu bestehen gehabt. Die Schil-
derung der Schlacht bei Diodor, Curtius und Polyän verräth
durch die Vergleichung der Indischen Linie mit Stadtmauern
und Mauerthürmen den gemeinschaftlichen Ursprung, aus dem man
niemals bedeutende Aufschlüsse über das Militairische erwarten
darf. Desto trefflicher ist die Darstellung Arrians; nur muß man
sich nicht daran stoßen, daß er, wie alle kriegsverständigen Schrift-
steller des Alterthums, nur die entscheidenden Truppenbewegungen
bezeichnet, und daß er selbst darin vielleicht noch zu sparsam ist; er
sagt nichts von den zwei Phalangen, die an dem Orte des Ueber-
gangs zur Deckung des rechten Stromufers und des Weges aus
Kaschmir zurückblieben; und doch ist es nur daraus begreiflich, war-
um Alexander nicht zwölf tausend Mann Schwerbewaffnete in den
Kampf führte. Desto glücklicher bezeichnet er den Gang der
Schlacht selbst. Alexander wußte, daß er sich auf seine Hypaspi-
sten verlassen konnte; die an das Unglaubliche grenzende moralische
Kraft in diesem trefflichen Corps machte es möglich, daß Alexander
hier, wie in der Schlacht von Gaugamela, Alles wagen konnte, um Alles
zu gewinnen; es gehörte die außerordentliche Disciplin Macedoni-
scher Truppen dazu, um sich plötzlich aus der größten Verwirrung
des Handgemenges zur geschlossenen Phalanx zu sammeln, und ich
wage zu behaupten, daß allein dieß mit der höchsten Präcision aus-
geführte und durch die Reuterei secundirte Manöver, dem die
Indier nichts Aehnliches entgegen zu setzen vermochten, den Sieg
am Hydaspes entschieden hat. -- Endlich ist noch die Chronologie
dieser Schlacht zu erwähnen. Das ausdrückliche Zeugniß Arrians
setzt sie in den Monat Manychion (vom 19. April bis 18. Mai) des
Athenischen Archonten Hegemon, dessen Amtsjahr vom 28. Juni
des Jabres 327 bis zum 17. Juli 326 reicht, so daß also die
Schlacht Ende April oder Anfang Mai 326 geliefert ist. Dagegen
hat Raderus, Schmieder, Clinton etc. geltend gemacht, daß derselbe
Arrian, v. 9. 6. sagt: Alexander habe um die Zeit des Jahres
e meta tropas malista en therei trepetai o elios, am Hydas-
pes

Und in der That, Alexander bewies ſich koͤniglich gegen den
Beſiegten; ſeine Großmuth war die der richtigſten Politik. Der

Zweck
Angabe, daß mehr denn ſiebenhundert vom Fußvolk gefallen ſeien,
was nicht unwahrſcheinlich iſt, denn das Fußvolk hatte den furcht-
baren Kampf gegen die Elephanten zu beſtehen gehabt. Die Schil-
derung der Schlacht bei Diodor, Curtius und Polyaͤn verraͤth
durch die Vergleichung der Indiſchen Linie mit Stadtmauern
und Mauerthuͤrmen den gemeinſchaftlichen Urſprung, aus dem man
niemals bedeutende Aufſchluͤſſe uͤber das Militairiſche erwarten
darf. Deſto trefflicher iſt die Darſtellung Arrians; nur muß man
ſich nicht daran ſtoßen, daß er, wie alle kriegsverſtaͤndigen Schrift-
ſteller des Alterthums, nur die entſcheidenden Truppenbewegungen
bezeichnet, und daß er ſelbſt darin vielleicht noch zu ſparſam iſt; er
ſagt nichts von den zwei Phalangen, die an dem Orte des Ueber-
gangs zur Deckung des rechten Stromufers und des Weges aus
Kaſchmir zuruͤckblieben; und doch iſt es nur daraus begreiflich, war-
um Alexander nicht zwoͤlf tauſend Mann Schwerbewaffnete in den
Kampf fuͤhrte. Deſto gluͤcklicher bezeichnet er den Gang der
Schlacht ſelbſt. Alexander wußte, daß er ſich auf ſeine Hypaspi-
ſten verlaſſen konnte; die an das Unglaubliche grenzende moraliſche
Kraft in dieſem trefflichen Corps machte es moͤglich, daß Alexander
hier, wie in der Schlacht von Gaugamela, Alles wagen konnte, um Alles
zu gewinnen; es gehoͤrte die außerordentliche Disciplin Macedoni-
ſcher Truppen dazu, um ſich ploͤtzlich aus der groͤßten Verwirrung
des Handgemenges zur geſchloſſenen Phalanx zu ſammeln, und ich
wage zu behaupten, daß allein dieß mit der hoͤchſten Praͤciſion aus-
gefuͤhrte und durch die Reuterei ſecundirte Manoͤver, dem die
Indier nichts Aehnliches entgegen zu ſetzen vermochten, den Sieg
am Hydaspes entſchieden hat. — Endlich iſt noch die Chronologie
dieſer Schlacht zu erwaͤhnen. Das ausdruͤckliche Zeugniß Arrians
ſetzt ſie in den Monat Manychion (vom 19. April bis 18. Mai) des
Atheniſchen Archonten Hegemon, deſſen Amtsjahr vom 28. Juni
des Jabres 327 bis zum 17. Juli 326 reicht, ſo daß alſo die
Schlacht Ende April oder Anfang Mai 326 geliefert iſt. Dagegen
hat Raderus, Schmieder, Clinton ꝛc. geltend gemacht, daß derſelbe
Arrian, v. 9. 6. ſagt: Alexander habe um die Zeit des Jahres
ᾗ μετὰ τϱοπὰς μάλιςτα ἐν ϑέϱει τϱέπεται ὀ ἥλιος, am Hydas-
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[400/0414] Und in der That, Alexander bewies ſich koͤniglich gegen den Beſiegten; ſeine Großmuth war die der richtigſten Politik. Der Zweck 49) 49) Angabe, daß mehr denn ſiebenhundert vom Fußvolk gefallen ſeien, was nicht unwahrſcheinlich iſt, denn das Fußvolk hatte den furcht- baren Kampf gegen die Elephanten zu beſtehen gehabt. Die Schil- derung der Schlacht bei Diodor, Curtius und Polyaͤn verraͤth durch die Vergleichung der Indiſchen Linie mit Stadtmauern und Mauerthuͤrmen den gemeinſchaftlichen Urſprung, aus dem man niemals bedeutende Aufſchluͤſſe uͤber das Militairiſche erwarten darf. Deſto trefflicher iſt die Darſtellung Arrians; nur muß man ſich nicht daran ſtoßen, daß er, wie alle kriegsverſtaͤndigen Schrift- ſteller des Alterthums, nur die entſcheidenden Truppenbewegungen bezeichnet, und daß er ſelbſt darin vielleicht noch zu ſparſam iſt; er ſagt nichts von den zwei Phalangen, die an dem Orte des Ueber- gangs zur Deckung des rechten Stromufers und des Weges aus Kaſchmir zuruͤckblieben; und doch iſt es nur daraus begreiflich, war- um Alexander nicht zwoͤlf tauſend Mann Schwerbewaffnete in den Kampf fuͤhrte. Deſto gluͤcklicher bezeichnet er den Gang der Schlacht ſelbſt. Alexander wußte, daß er ſich auf ſeine Hypaspi- ſten verlaſſen konnte; die an das Unglaubliche grenzende moraliſche Kraft in dieſem trefflichen Corps machte es moͤglich, daß Alexander hier, wie in der Schlacht von Gaugamela, Alles wagen konnte, um Alles zu gewinnen; es gehoͤrte die außerordentliche Disciplin Macedoni- ſcher Truppen dazu, um ſich ploͤtzlich aus der groͤßten Verwirrung des Handgemenges zur geſchloſſenen Phalanx zu ſammeln, und ich wage zu behaupten, daß allein dieß mit der hoͤchſten Praͤciſion aus- gefuͤhrte und durch die Reuterei ſecundirte Manoͤver, dem die Indier nichts Aehnliches entgegen zu ſetzen vermochten, den Sieg am Hydaspes entſchieden hat. — Endlich iſt noch die Chronologie dieſer Schlacht zu erwaͤhnen. Das ausdruͤckliche Zeugniß Arrians ſetzt ſie in den Monat Manychion (vom 19. April bis 18. Mai) des Atheniſchen Archonten Hegemon, deſſen Amtsjahr vom 28. Juni des Jabres 327 bis zum 17. Juli 326 reicht, ſo daß alſo die Schlacht Ende April oder Anfang Mai 326 geliefert iſt. Dagegen hat Raderus, Schmieder, Clinton ꝛc. geltend gemacht, daß derſelbe Arrian, v. 9. 6. ſagt: Alexander habe um die Zeit des Jahres ᾗ μετὰ τϱοπὰς μάλιςτα ἐν ϑέϱει τϱέπεται ὀ ἥλιος, am Hydas- pes

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Zitationshilfe: Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/414>, abgerufen am 22.11.2024.