Die Ueberreste des zersprengten Corps brachten die Nachricht von ihrer Niederlage, von des Prinzen Tod, von Alexanders An- rücken ins Lager zurück; Porus sah zu spät ein, welchen Feind er gegenüber hatte; die Zeit drängte, den traurigen Folgen einer hal- ben Maaßregel, die die Gefahr nur beschleunigte, so viel noch möglich war, zu begegnen; die einzige Rettung war, sich noch jetzt mit Uebermacht auf den heranrückenden Feind zu werfen, und ihn zu vernichten, bevor er Zeit gewann, mehr Truppen an sich zu ziehen und so den letzten Vortheil, den Porus noch über ihn hatte, auszugleichen; jedoch durfte das Ufer dem Macedonischen Lager gegenüber nicht entblößt werden, damit nicht das vor dem- selben schlagfertig stehende Heer den Uebergang erzwänge und die Schlachtlinie der Indier im Rücken bedrohe. Demnach ließ Po- rus einige Elephanten und mehrere Tausend Mann im Lager zu- rück, um die Bewegungen des Kraterus zu beobachten und das Ufer zu decken; er selbst rückte mit seiner gesammten Reuterei, viertausend Pferde stark, mit dreihundert Schlachtwagen, mit drei- ßig tausend Mann Fußvolk und zweihundert Elephanten gegen Alexander aus. Sobald er über den Wiesengrund, der sich in der Nähe des Stromes dahinzog, rechts hinaus war und das freie Feid, das für die Entwickelung seiner Streitmacht und die Bewegung der Wagen und Elephanten gleich bequem war, erreicht hatte, ordnete er sein Heer nach Indischem Brauch zur Schlacht, vorauf die furchtbare Linie der zweihundert Elephanten, die, je funfzig Schritt von einander, fast eine Meile Terrain beherrsch- ten 46), hinter ihnen im zweiten Treffen das Fußvolk, in Schaa- ren von etwa einhundert funfzig Mann zwischen je zwei Elephan- ten aufgestellt; an die letzte Schaar des rechten und linken Flügels, die über die Elephantenlinie hinausreichte, schlossen sich je zweitau- send Mann Reuter an; die beiden Enden der weiten Schlachtlinie
Briefen gesprochen; die im Text nach Ptolemäus angegebenen Zahlen bestätigt Arrian mit einem verständigen Raisonnement.
46) Ar- rians ausdrückliche Angabe über diese Distanzen muß natürlich den Vorzug gegen Curtius, Diodor und Polyän erhalten, die von funf- zig Fuß Entfernung sprechen. Die Bemannung der Streitwagen schildert Curtius, ich weiß nicht ob der Wahrheit ganz gemäß.
Die Ueberreſte des zerſprengten Corps brachten die Nachricht von ihrer Niederlage, von des Prinzen Tod, von Alexanders An- ruͤcken ins Lager zuruͤck; Porus ſah zu ſpaͤt ein, welchen Feind er gegenuͤber hatte; die Zeit draͤngte, den traurigen Folgen einer hal- ben Maaßregel, die die Gefahr nur beſchleunigte, ſo viel noch moͤglich war, zu begegnen; die einzige Rettung war, ſich noch jetzt mit Uebermacht auf den heranruͤckenden Feind zu werfen, und ihn zu vernichten, bevor er Zeit gewann, mehr Truppen an ſich zu ziehen und ſo den letzten Vortheil, den Porus noch uͤber ihn hatte, auszugleichen; jedoch durfte das Ufer dem Macedoniſchen Lager gegenuͤber nicht entbloͤßt werden, damit nicht das vor dem- ſelben ſchlagfertig ſtehende Heer den Uebergang erzwaͤnge und die Schlachtlinie der Indier im Ruͤcken bedrohe. Demnach ließ Po- rus einige Elephanten und mehrere Tauſend Mann im Lager zu- ruͤck, um die Bewegungen des Kraterus zu beobachten und das Ufer zu decken; er ſelbſt ruͤckte mit ſeiner geſammten Reuterei, viertauſend Pferde ſtark, mit dreihundert Schlachtwagen, mit drei- ßig tauſend Mann Fußvolk und zweihundert Elephanten gegen Alexander aus. Sobald er uͤber den Wieſengrund, der ſich in der Naͤhe des Stromes dahinzog, rechts hinaus war und das freie Feid, das fuͤr die Entwickelung ſeiner Streitmacht und die Bewegung der Wagen und Elephanten gleich bequem war, erreicht hatte, ordnete er ſein Heer nach Indiſchem Brauch zur Schlacht, vorauf die furchtbare Linie der zweihundert Elephanten, die, je funfzig Schritt von einander, faſt eine Meile Terrain beherrſch- ten 46), hinter ihnen im zweiten Treffen das Fußvolk, in Schaa- ren von etwa einhundert funfzig Mann zwiſchen je zwei Elephan- ten aufgeſtellt; an die letzte Schaar des rechten und linken Fluͤgels, die uͤber die Elephantenlinie hinausreichte, ſchloſſen ſich je zweitau- ſend Mann Reuter an; die beiden Enden der weiten Schlachtlinie
Briefen geſprochen; die im Text nach Ptolemaͤus angegebenen Zahlen beſtaͤtigt Arrian mit einem verſtaͤndigen Raiſonnement.
46) Ar- rians ausdruͤckliche Angabe uͤber dieſe Diſtanzen muß natuͤrlich den Vorzug gegen Curtius, Diodor und Polyaͤn erhalten, die von funf- zig Fuß Entfernung ſprechen. Die Bemannung der Streitwagen ſchildert Curtius, ich weiß nicht ob der Wahrheit ganz gemaͤß.
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Die Ueberreſte des zerſprengten Corps brachten die Nachricht
von ihrer Niederlage, von des Prinzen Tod, von Alexanders An-
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gegenuͤber hatte; die Zeit draͤngte, den traurigen Folgen einer hal-
ben Maaßregel, die die Gefahr nur beſchleunigte, ſo viel noch
moͤglich war, zu begegnen; die einzige Rettung war, ſich noch jetzt
mit Uebermacht auf den heranruͤckenden Feind zu werfen, und ihn
zu vernichten, bevor er Zeit gewann, mehr Truppen an ſich zu
ziehen und ſo den letzten Vortheil, den Porus noch uͤber ihn
hatte, auszugleichen; jedoch durfte das Ufer dem Macedoniſchen
Lager gegenuͤber nicht entbloͤßt werden, damit nicht das vor dem-
ſelben ſchlagfertig ſtehende Heer den Uebergang erzwaͤnge und die
Schlachtlinie der Indier im Ruͤcken bedrohe. Demnach ließ Po-
rus einige Elephanten und mehrere Tauſend Mann im Lager zu-
ruͤck, um die Bewegungen des Kraterus zu beobachten und das
Ufer zu decken; er ſelbſt ruͤckte mit ſeiner geſammten Reuterei,
viertauſend Pferde ſtark, mit dreihundert Schlachtwagen, mit drei-
ßig tauſend Mann Fußvolk und zweihundert Elephanten gegen
Alexander aus. Sobald er uͤber den Wieſengrund, der ſich in
der Naͤhe des Stromes dahinzog, rechts hinaus war und das
freie Feid, das fuͤr die Entwickelung ſeiner Streitmacht und die
Bewegung der Wagen und Elephanten gleich bequem war, erreicht
hatte, ordnete er ſein Heer nach Indiſchem Brauch zur Schlacht,
vorauf die furchtbare Linie der zweihundert Elephanten, die, je
funfzig Schritt von einander, faſt eine Meile Terrain beherrſch-
ten 46), hinter ihnen im zweiten Treffen das Fußvolk, in Schaa-
ren von etwa einhundert funfzig Mann zwiſchen je zwei Elephan-
ten aufgeſtellt; an die letzte Schaar des rechten und linken Fluͤgels,
die uͤber die Elephantenlinie hinausreichte, ſchloſſen ſich je zweitau-
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rians ausdruͤckliche Angabe uͤber dieſe Diſtanzen muß natuͤrlich den
Vorzug gegen Curtius, Diodor und Polyaͤn erhalten, die von funf-
zig Fuß Entfernung ſprechen. Die Bemannung der Streitwagen
ſchildert Curtius, ich weiß nicht ob der Wahrheit ganz gemaͤß.
45) Briefen geſprochen; die im Text nach Ptolemaͤus angegebenen Zahlen
beſtaͤtigt Arrian mit einem verſtaͤndigen Raiſonnement.
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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/408>, abgerufen am 26.11.2024.
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