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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].

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halb sandte der König Befehl an Könus, die Belagerung von Ba-
zira aufzuheben und in einiger Entfernung von der Stadt ein fe-
stes Lager zu beziehen. Er selbst eilte gegen Ora; die Stadt, ob-
schon fest und tapfer vertheidigt, vermochte sich nicht zu halten, sie
wurde mit Sturm genommen; reiche Beute, unter dieser einige
Elephanten, fiel in diese Hände der Macedonier. Indeß hatte sich Kö-
nus auf den Befehl des Königs von Bazira zurückgezogen;
sobald die Indier diese Bewegung bemerkten, brachen sie aus den
Thoren hervor, warfen sich auf die Macedonier und begannen ein
Gefecht, in dem sie endlich mit Verlust zum Rückzuge gezwungen
wurden. Könus verschanzte sich der Stadt gegenüber auf einer
Höhe, die jede Verbindung der Festung mit dem flachen Lande be-
herrschte. Als sich nun die Kunde verbreitete, daß selbst Ora den
Macedoniern erlegen sei, so verzweifelten die Baziriten, sich in ih-
rer Feste halten zu können; sie verließen um Mitternacht die Stadt
und zogen sich auf die Felsenburg Aornos am Indus auf der
Südgränze des Assakanerlandes zurück 23).

Durch die Besitznahme der drei Plätze Massaga, Ora und
Bazira war Alexander Herr im Lande des Ptarenus, von dem
südwärts das Gebiet des Fürsten Astes von Peucela lag 24). Die-
ser Fürst hatte, so scheint es, sein Gebiet auf Kosten seiner Nach-
barn vergrößert und selbst südwärts des Kophenflusses festen Fuß

23) Arrian.
24) Ohne Grund wird diese Stadt und die
Landschaft Peucelaotis an den Kophen und die Mündung des
Suastus verlegt; Ptolemäus Zahlen haben irre geführt; er kennt
zwischen dem Indus und Suastus weiter keinen Fluß, daher seine
nicht genaue Bezeichnung; die des Plinius, von Ortospana bis Pen-
celaotis, 227 M, ist richtiger. Der heutige Name, Pukkely,
bezeichnet die Gegend ostwärts des Indus, oberhalb des Durflusses;
die große Stadt Peucela lag auf dem rechten Indusufer und zwar
unfern des Zeugma oberhalb von Embolima (Strab. XV. p. 269. Ar-
rian. Ind.
). Das Gebiet von Peucela reichte wohl damals wie
heute nordwärts bis zu den Schneegebirgen, die der Indus, nach-
dem er den Abbasin (vielleicht Saparnus bei Arr. Ind. c. 4.) auf-
genommen, durchreißt. Es ist wahrscheinlich, daß die Astakaner
bei Arrian. Ind. die Unterthanen des Fürsten Astes, also die Pen-
celaoten sind.

halb ſandte der Koͤnig Befehl an Koͤnus, die Belagerung von Ba-
zira aufzuheben und in einiger Entfernung von der Stadt ein fe-
ſtes Lager zu beziehen. Er ſelbſt eilte gegen Ora; die Stadt, ob-
ſchon feſt und tapfer vertheidigt, vermochte ſich nicht zu halten, ſie
wurde mit Sturm genommen; reiche Beute, unter dieſer einige
Elephanten, fiel in dieſe Haͤnde der Macedonier. Indeß hatte ſich Koͤ-
nus auf den Befehl des Koͤnigs von Bazira zuruͤckgezogen;
ſobald die Indier dieſe Bewegung bemerkten, brachen ſie aus den
Thoren hervor, warfen ſich auf die Macedonier und begannen ein
Gefecht, in dem ſie endlich mit Verluſt zum Ruͤckzuge gezwungen
wurden. Koͤnus verſchanzte ſich der Stadt gegenuͤber auf einer
Hoͤhe, die jede Verbindung der Feſtung mit dem flachen Lande be-
herrſchte. Als ſich nun die Kunde verbreitete, daß ſelbſt Ora den
Macedoniern erlegen ſei, ſo verzweifelten die Baziriten, ſich in ih-
rer Feſte halten zu koͤnnen; ſie verließen um Mitternacht die Stadt
und zogen ſich auf die Felſenburg Aornos am Indus auf der
Suͤdgraͤnze des Aſſakanerlandes zuruͤck 23).

Durch die Beſitznahme der drei Plaͤtze Maſſaga, Ora und
Bazira war Alexander Herr im Lande des Ptarenus, von dem
ſuͤdwaͤrts das Gebiet des Fuͤrſten Aſtes von Peucela lag 24). Die-
ſer Fuͤrſt hatte, ſo ſcheint es, ſein Gebiet auf Koſten ſeiner Nach-
barn vergroͤßert und ſelbſt ſuͤdwaͤrts des Kophenfluſſes feſten Fuß

23) Arrian.
24) Ohne Grund wird dieſe Stadt und die
Landſchaft Peucelaotis an den Kophen und die Muͤndung des
Suaſtus verlegt; Ptolemaͤus Zahlen haben irre gefuͤhrt; er kennt
zwiſchen dem Indus und Suaſtus weiter keinen Fluß, daher ſeine
nicht genaue Bezeichnung; die des Plinius, von Ortospana bis Pen-
celaotis, 227 M, iſt richtiger. Der heutige Name, Pukkely,
bezeichnet die Gegend oſtwaͤrts des Indus, oberhalb des Durfluſſes;
die große Stadt Peucela lag auf dem rechten Indusufer und zwar
unfern des Zeugma oberhalb von Embolima (Strab. XV. p. 269. Ar-
rian. Ind.
). Das Gebiet von Peucela reichte wohl damals wie
heute nordwaͤrts bis zu den Schneegebirgen, die der Indus, nach-
dem er den Abbaſin (vielleicht Saparnus bei Arr. Ind. c. 4.) auf-
genommen, durchreißt. Es iſt wahrſcheinlich, daß die Aſtakaner
bei Arrian. Ind. die Unterthanen des Fuͤrſten Aſtes, alſo die Pen-
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[374/0388] halb ſandte der Koͤnig Befehl an Koͤnus, die Belagerung von Ba- zira aufzuheben und in einiger Entfernung von der Stadt ein fe- ſtes Lager zu beziehen. Er ſelbſt eilte gegen Ora; die Stadt, ob- ſchon feſt und tapfer vertheidigt, vermochte ſich nicht zu halten, ſie wurde mit Sturm genommen; reiche Beute, unter dieſer einige Elephanten, fiel in dieſe Haͤnde der Macedonier. Indeß hatte ſich Koͤ- nus auf den Befehl des Koͤnigs von Bazira zuruͤckgezogen; ſobald die Indier dieſe Bewegung bemerkten, brachen ſie aus den Thoren hervor, warfen ſich auf die Macedonier und begannen ein Gefecht, in dem ſie endlich mit Verluſt zum Ruͤckzuge gezwungen wurden. Koͤnus verſchanzte ſich der Stadt gegenuͤber auf einer Hoͤhe, die jede Verbindung der Feſtung mit dem flachen Lande be- herrſchte. Als ſich nun die Kunde verbreitete, daß ſelbſt Ora den Macedoniern erlegen ſei, ſo verzweifelten die Baziriten, ſich in ih- rer Feſte halten zu koͤnnen; ſie verließen um Mitternacht die Stadt und zogen ſich auf die Felſenburg Aornos am Indus auf der Suͤdgraͤnze des Aſſakanerlandes zuruͤck 23). Durch die Beſitznahme der drei Plaͤtze Maſſaga, Ora und Bazira war Alexander Herr im Lande des Ptarenus, von dem ſuͤdwaͤrts das Gebiet des Fuͤrſten Aſtes von Peucela lag 24). Die- ſer Fuͤrſt hatte, ſo ſcheint es, ſein Gebiet auf Koſten ſeiner Nach- barn vergroͤßert und ſelbſt ſuͤdwaͤrts des Kophenfluſſes feſten Fuß 23) Arrian. 24) Ohne Grund wird dieſe Stadt und die Landſchaft Peucelaotis an den Kophen und die Muͤndung des Suaſtus verlegt; Ptolemaͤus Zahlen haben irre gefuͤhrt; er kennt zwiſchen dem Indus und Suaſtus weiter keinen Fluß, daher ſeine nicht genaue Bezeichnung; die des Plinius, von Ortospana bis Pen- celaotis, 227 M, iſt richtiger. Der heutige Name, Pukkely, bezeichnet die Gegend oſtwaͤrts des Indus, oberhalb des Durfluſſes; die große Stadt Peucela lag auf dem rechten Indusufer und zwar unfern des Zeugma oberhalb von Embolima (Strab. XV. p. 269. Ar- rian. Ind.). Das Gebiet von Peucela reichte wohl damals wie heute nordwaͤrts bis zu den Schneegebirgen, die der Indus, nach- dem er den Abbaſin (vielleicht Saparnus bei Arr. Ind. c. 4.) auf- genommen, durchreißt. Es iſt wahrſcheinlich, daß die Aſtakaner bei Arrian. Ind. die Unterthanen des Fuͤrſten Aſtes, alſo die Pen- celaoten ſind.

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Zitationshilfe: Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/388>, abgerufen am 24.11.2024.